Big Brother needs an Update

Sehr interessanter Artikel in Technology Review: „Mein Job beim Big Brother“. – „Die Überwachung der Internet-Kommunikation ist ein florierendes Geschäft, vor allem in autoritären Staaten. Wer entwickelt und implementiert solche Systeme, und wie funktionieren sie?“

Haarsträubende Zensur?

Avatar Gor

Oh, ihr Heuchler! Zeit Online schreibt: „Apple gibt sich prüde und schmeißt 5000 Programme aus seinem App-Store. Es soll wohl familienfreundliche Politik für das iPad sein, ist aber eher haarsträubende Zensur.“

Ach ja? Und Zeit Online und andere deutsche Mainstream-Medien drucken nackte Brüste ab? Nein, das traut ihr euch nicht, ausser den üblichen Verdächtigen. So what?

Heise: „Apple entfernt anstößige Anwendungen aus dem App Store“. Wenn ich das schon höre! „Anstößig“ – was soll den das heißen? Wer stößt an was an oder sich an wem? Haben die schmallippigen Jugendschutzwarte wieder aufgemuckt? Oder ist das nur die 366ste Auflage der protestantischen Bigotterie und Prüderie? Oder wagten es die Kinderschänder-Organisationen, sich für moralische Fragen zuständig zu erklären?

Ich erinnere an die Zensur bei Flickr.com vor drei Jahren aus identischen Gründen – habt ihr damals protestiert und das auch eine „haarsträubende Zensur“ genannt? Nein, habt ihr nicht. No tienen cojones…

Die hübsche Dame 2.0 ist übrigens sowohl in Second Life als auch in Gor.

Roland Koch merkbefreit

Comedy pur: Christian Hufgard, Pressesprecher der Piratenpartei, berichtet über ein Treffen der Piratenpartei mit dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch: „Und wer unbedingt Inhalte konsumieren wolle, die mit einem sendezeitgeregelten Internet erst ab 24 Uhr verfügbar wären, der solle sie halt runterladen und Nachmittags konsumieren oder in der Videothek ausleihen.“

CDU: „Metz sprach von einem sehr konstruktiven Gespräch; er habe das Gefühl gehabt, dass die Vertreter der Piratenpartei die Staatskanzlei nicht ohne eine gewisse Nachdenklichkeit verlassen hätten.“

Piratenpartei: „Im Gespräch wurde schnell deutlich, dass es nur schwer überwindbare Differenzen gibt.“

Hier gibt es eine Analyse des Vorher-Nachher beim so genannten Jugendmedienstaatsvertrag.

Cryptome.org und das wahre Reich des Bösen

handbook microsoft

Was keinem Geheimdienst dieser Welt gelang, schaffte jetzt Bill Gates: „Der US-Softwarekonzern Microsoft hat mit einer sogenannten DMCA Notice dafür gesorgt, dass die Website gegen Zensur Cryptome.org vom Netz genommen wurde.“ (Heise, Wired). „Cryptome stand seit 1996 für uneingeschränkte Meinungs- und Informationsfreiheit ein.“

„Wired hat das 22-seitige PDF-Dokument vom März 2008, dessen Veröffentlichung Microsoft verhindern wollte, online gestellt. Es gibt Strafverfolgern Handreichungen, welche Informationen sie über Nutzer von Microsoft-Produkten für Ermittlungszwecke gewinnen können, also beispielsweise Verbindungsdaten bei Xbox Live, Microsofts E-Mail- und Messaging-Diensten sowie Hintergründe über den Authentifizierungsdienst Windows Live ID.“

Die gute Nachricht steht auf cryptomeorg.siteprotect.net: „This is temporary Cryptome address until the Cryptome.org domain is transferred. Network Solutions shut Cryptome.org and has placed a „legal lock“ on the domain name, preventing its transfer, until the „dispute“ is settled. Some recent files are available now and the full collection is being transferred.“ (Warum wird das bei Heise nicht erwähnt?)

CDU/CSU will an Zensur festhalten

Pressemitteilung der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag („Dem deutschen Volke“): „Die Absicht der Oppositionsfraktionen, das Zugangserschwerungsgesetz ersatzlos aufzuheben, ist unverantwortlich, da damit der Schutz der Kinder vor Missbrauch dem freien Zugangsrecht weiterhin untergeordnet wäre.“ (via netzpolitik.prg hier und hier)

War ja klar. Der Popanz „Kipo im Internet“ muss wieder dafür herhalten. Obwohl keine anonymen Websites existieren (auch keine anonymen IP-Adressen), man also jederzeit die zumindest technisch verantwortlichen Provider herausbekäme, falls es Kipo im Word Wide Web (das ist kein Synonym für „Internet“!) gäbe, fabulieren die Zensur-Groupies munter drauf los, fernab jedweder Realität. Die Diskussion hat bekanntlich nichts mit Fakten zu tun, sondern ist reine Propaganda, gewürzt mit hysterischer Moraltheologie, von den Mainstream-Medien gewohnt unkritisch begleitet.

Noch einmal ganz langsam zum Mitschreiben: Es geht mitnichten im Kinderpornografie oder gar um den „Schutz“ der Kinder, sondern es ging immer und geht auch heute noch um Zensur von Inhalten, die den jeweils Herrschenden weltweit nicht passen, unter dem Vorwand des „(Jugend)Schutzes“.

Die Zensur wird nur jeweils und tendenziell unterschiedlich begründet: in China ist es u.a. „Pornografie“, in Deutschland, wo man ein wenig liberaler ist, muss es natürlich „Kinderpornografie“ sein, in Nordkorea und Saudi-Arabien zensiert man ganz offen politische Inhalte, aber natürlich auch nackte Brüste undsoweiter.

Vadre retro oder: Blog-Experten

Dieckmann

Raus aus meiner Blogroll…

IP-Adressen

Thomas Stadler: „In der aktuellen Ausgabe der c’t (5/2010, S. 50) stellt Holger Bleich die Beweisführung der Rechteinhaber bei der Ermittlung der Rechtsverletzer in Fällen des Filesharing in Frage.“ (Via law blog)

Interessant auch in der c’t: „Warum Webmaster lieber auf das Speichern von Besucher-IP-Adressen verzichten sollten“.

Ich finde die Getue um die IP-Adresse sowieso merkwürdig. Standard und per default sollten die Nutzer der Dienste des Internet wie World Wide Web (ja, WWW und Internet sind kein Symnonym!) anonym sein, ausser bei E-Mail natürlich. Es ist wie beim Spazierengehen: Per default wird man auf dem gewöhnlichen deutschen Bürgersteig (noch) nicht geloggt und gefilmt. Es ist aber umgekehrt, weil die Leute anders erzogen wurde: Sie denken, es sei normal, nackt herumzulaufen. Nur wer einen Vertrag abschließt oder ein Geschäft tätigt, für das der Kunde (nur der!) nicht anonym bleiben kann, sollte die IP-Adresse eine Rolle spielen und protokolliert werden dürfen/können/sollen.

Noch alle Tassen im Schrank

Mir wird immer fast übel, wenn ich Meldungen lese, in denen Politier Unsinn reden oder lügen oder beides, wenn es um Volksverdummung geht. Das ist bekanntlich bei allem, was die Zeichenkette „Kinderpornografie“ enthält, die Regel. „Die Bundesregierung hat Vorwürfe der Opposition zurückgewiesen, wonach es bei der Bekämpfung von Kinderpornografie im Internet nun ein ‚rechtliches Wirrwarr‘ gebe.“ Muss man da noch weiterlesen? Natürlich nicht. Ich frage mich aber ernsthaft, ob auch nur einer dieser Damen und Herren wirklich daran glaubt, was er oder sie sagen. Vermutlich sind diese primitiv-populistischen Internet- Ausdrucker einfach nur ahnungslos; das ist auch ihre einzige Entschuldigung.

Wenn es nicht so viel Mühe wäre, würde ich gern die Lüge widerlegen, dass niemand das Zensurgesetz („das umstrittene Gesetz zur Sperrung einschlägiger Internetseiten“) gewollt habe. Die Parteien im Bundestag haben doch mehrheitlich zugestimmt, sonst gäbe es das Gesetz nicht. Was hat sich geändert? Nichts. Nur hat des Volks Wille leider die FDP an die Regierung gespült.

„Professor Wieland von der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer sieht die Regierung in der Pflicht, sich an den Gesetzestext zu halten. ‚Das Gesetz tritt in Kraft, da kann die Bundesregierung jetzt nicht einfach sagen: Wir setzen das nicht um. Sondern sie kann nur ein neues Gesetz schaffen.'“ Ich hoffe, es klagt jemand, wenn die Bundesregierung die geltende Rechtslage nicht beachtet.

Nur um es wiederholt auszusprechen: Die Piratenpartei ist die einzige Partei, bei der man das Gefühl hat, dass die Mitglieder bei diesem Thema noch alle Tassen im Schrank haben. „Eigentlich sollten wir dankbar sein, dass das Gesetz nun doch in Kraft tritt“, sagt Daniel Düngel aus Oberhausen, der bei der nordrhein-westfälischen Landtagswahl für die Piratenpartei antritt. „Einen besseren Auftakt für unseren Wahlkampf kann man sich kaum wünschen“.

„Allerdings gehen die Piraten nicht davon aus, dass die Regierungsparteien den Entwürfen zustimmen. Der Weg vor das Bundesverfassungsgericht ist deswegen wohl unausweichlich.“ Genau. Ich vergaß es: Auch das Bundesverfassungsgericht hat noch alle Tassen im Schrank. Das hat es mit der Piratenpartei gemeinsam.

Zensurgesetz ist in Kraft

Heise: „Bundespräsident unterzeichnet Websperren-Gesetz“. Was für ein verlogenes Pack. Natürlich am Aschermittwoch, damit es möglichst wenige Leute mitbekommen. Jetzt haben wir also ein Zensurgesetz, das technisch nicht umsetzbar ist und das die Regierung nach eigenen Angaben nicht umsetzen will – was juristisch sicher ein Leckerbissen ist. Das passt wiederum zu Karneval. (Foto der Spontandemo)

Sexy Javascript Kapitalismus

Javascript

Ich muss etwas über mein Medien-Rezeptionsverhalten bekennen: Ich habe mich bei meiner morgendlichen Lektüre der Nachrichten nur auf drei Themen beschränkt, mehr haben mich nicht interessiert. Aber ich bin für nichts und keine Zielgruppe repräsentativ, ein Alptraum für Leute, die Umfragen machen. Das wurde mir mehrfach bestätigt. Also gehen die Medien und die Welt nicht unter.

Ob ihr’s glaubt oder nicht: Zuerst habe ich etwas über Javascript gelesen (via Fefe. Ich hatte hier und hier und hier schon etwas zum Thema publiziert.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik hat genug zu den Risiken von Javascript veröffentlich. Es nützt aber nichts; die normalen Surfer sind einfach zu blöd dazu, das zu beherzigen. Zweit Drittel aller Medienberichte über die „Gefahren“ des Internet könnten schlicht entfallen, weil sie in Wahrheit nur davon handeln, dass DAUs Javascript im Browser aktiviert oder gar HTML-Mails akzeptiert haben. Die so genannten sozialen Netzwerke, deren Geschäftsmodell darin besteht, Nutzer auszuspionieren und die Daten dann zu verkaufen, tun ihr Übriges, um die Leute zur Blödheit zu erziehen: „Please activate JavaScript to use XING.“ Quod erat demonstrandum.

Das obige Beispiel (Screenshot) ist jedoch geradezu umwerfend: Die Website einer Kanzlei weist auf einen Artikel hin, der vor dem Einsatz von Javascript warnt. Um den lesen zu können, muss man Javascript einschalten. Bruhahaha.

Megan Fox

Das zweite Thema, das mich interessierte, war – was nicht überraschen wird – Megan Fox. „Ich habe etwas Mütterliches an mir. Auch wenn mir das niemand abnimmt“, sagte die Schauspielerin nun dem Magazin ‚W‘.“ Natürlich ist man bei Spiegel Offline zu dumm, die Website des zitierten Magazins zu finden. Dafür gibt es ja Blogger und Online-Journalisten, die das können.

Die Story ist übrigens ausgezeichnet, das Niveau um Längen besser als das, was man in deutschen Medien über the sexiest woman of the world normalerweise zu lesen bekommt: Hier ein Auszug: „Throughout our conversation Fox is talkative, but she has trouble looking me in the eye. Perhaps her hesitation stems from her discomfort with holding forth on an industry that intimidates her, or perhaps it is part of a concerted effort to “pull back” (as she told an interviewer she planned to do late last year) from the no-holds-barred persona that she has – by all appearances intentionally – projected since her big break in 2007’s Transformers. She looks down; she stares at the table; she glances past my shoulder, toward a table piled with jewelry. She wraps a piece of her long dark hair around a finger. There’s nothing spacey about Fox, but the steely, blue-eyed gaze of a woman armed with a thousand sound bites is nowhere to be found.“

Und hier ist das Original-Zitat, um das es ging, und es ist ernst gemeint: „No one believes me when I talk about this, but I’m really, really maternal,” she says. “I worry that because I’ve always wanted [kids] so much, as the world goes sometimes, I won’t be able to have them, even though I would be able to provide them with such an amazing environment.”

Das dritte Thema heute war der Kapitalismus an sich. Die Zahl der Armen steigt rasant: „Jeder siebte Mensch in Deutschland lebte 2008 an der Grenze zur Armut oder war arm.“ Wer hätte das gedacht?! Dabei lieben wir doch alle dieses Wirtschaftssystem, das uns alle glücklich macht und Wohlstand für alle verspricht und zu dem es keine Alternative gibt, nicht wahr? Wer diese Fakten „alarmierend“ nennt, bedient sich des suggestiven Neusprechs. Es interessiert niemanden, wie viele Leute arm sind oder zur industriellen Reservearmee gehören.

„Das Kapital schafft daher sowohl eine industrielle Reservearmee für seine ständig wechselnde Arbeitsnachfrage, andererseits ist die Existenz dieser Reservearmee absolute Bedingung für die reibungslose Akkumulation des Kapitals. (…) Dies ist das absolute, allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation.“ Nun, das stimmt immer noch, obwohl das vor rund 150 Jahren geschrieben wurde. Dass die Armen ärmer und die Reichen reicher werden im Kapitalismus – it’s not a bug, it’s a feature.

Was macht eigentlich das refused Classification-rated Material?

attentäter

Was machen eigentlich die Verehrer höhere Wesen? Stellen sie Stoppschilder vor den Türen der Katholischen Kirche auf, weil diese jugendgefährdend ist? Nein, sie beharren frech und dreist und nennen sich auch noch „Journalist“. Ein netter Leserbief im Print-Spiegel ließ mich schmunzeln: Die Priester und die katholische Kirche würden „ganz offensichtlich gar nicht an den Gott glauben, den sie ihrer Klientel verkaufen möchten. Sonst würden sie dessen Eingreifen fürchten.“

Was liest man aber zwei Seiten vorher? Matthias Matussek, Spiegel-Autor und „Onlinejournalist des Jahres“ 2008, ist praktizierender Katholik und beichtet „seine Sünden bis heute regelmäßig.“ Das erinnert mich an Traktat: „Ohne Gott – eine Frage der Berufsehre“. „Dürfen Journalisten höhere Wesen verehren oder gar Mitglied einer Religionsgemeinschaft sein? Nein, natürlich nicht. Respektlosigkeit und Mut zur Aufklärung gelten als journalistische Tugenden. In Deutschland herrscht jedoch finsteres Mittelalter, wenn Religion zum Thema wird.“ Quod erat demonstrandum.

Mein Leib- und Magenphilosoph Lichtenberg sagte vor mehr als 200 Jahren dazu: „Unsere Welt wird noch so fein werden, dass es so lächerlich sein wird, an einen Gott zu glauben, als heutzutage Gespenster.“ Vermutlich müssen wir noch 100 Jahre warten, bis die Propaganda-Broschüren der Kirchen als „Refused Classification-rated Material“ aus den Schulen verbannt werden.

Was machen eigentlich die Kriegstreiber? Sie formulierten affirmative Bildunterschriften: „Die Amerikaner haben den Schutz der Zivilbevölkerung zu ihrer obersten Priorität erklärt.“ Ach ja? Wer hätte das gedacht.

Dann gibt es noch die, die einen Hamas-Anführer getötet haben. Wie? Der Mossad soll beteiligt sein? Wirklich? So etwas Schlimmes würde ich denen nicht zutrauen. Spiegel Offline schreibt linkfrei: „Die Namen, Fotos und Passnummern der angeblich Beteiligten finden sich an diesem Dienstag auf allen Titelseiten der Zeitungen im Emirat“. Und warum dürfen wir die nicht sehen? Hier sind sie: 7Days oder auch Al Arabiya oder auch Khaleej Times. Gut, man kann von Spiegel-Offline-Redakteuren nun wirklich nicht verlangen, nach arabischen Zeitungen im Internet zu suchen.

Was macht eigentlich die Internet-Zensur? Gestern rief mich ein Ermittler an, es ging wieder um den Missbrauch eines Tor-Servers der German Privacy Foundation. Warum eigentlich können deutsche Kriminalbeamte nicht auf unseren Leitfaden für Ermittler zugreifen? Weil sie alle mit Filtern arbeiten, die das verbieten. (Ja, im Ernst!)

Es ergab sich ein kurzes Gespräch, in dem der gute Mann sich über Anonymisierungsdienste an sich beklagte. Ich sagte, man müsse die Zensur in aller Welt unterlaufen. Er antwortete, in Deutschland gebe es keine Intenet-Zensur. Mit manchen Leuten kann man über die Realität ebensowenig diskutieren wie mit Matussek über höhere Wesen.

Project Freeweb protestiert gegen die Internet-Zensur in Australien. „Anonymous sieht die Pläne des Ministers für Breitband, Kommunikation und Digitale Ökonomie, Stephen Conroy, als einen eindeutigen Fall von Zensur unter dem Deckmantel des Jugendschutzes an“, berichtet Heise. Ist ja wie in Deutschland. Nur haben wir noch keinen „Minister für Breitband“. Für dieses Amt würde ich mich sofort bewerben.

Franzosen und Australier zensieren

Die Franzosen führen die Zensur ein, habens ich daher aus der Liste der zivilisierten Länder verabschiedet. Au revoir.

Die Australier sind aber noch schlimmer. Bei Fefe und in australischen Medien kann man etwas über den australischen Kommunikationsminister (!) nachlesen: „Communications Minister Stephen Conroy referred to Google’s censorship on behalf of the Chinese and Thai governments in making his case for the company to impose censorship locally.“ Von China lernen heisst Zensur lernen.

Gerade lese ich auf der Tor-Mailingliste: „TOR is now blocked campus-wide at Auburn University (for all 24,000 students) because of apparent attacks emanating from the TOR network. Whenever trying to run TOR, TOR cannot get past the 10% mark. Would it have been wiser for Auburn University to block incoming connections from TOR nodes, but allow TOR outgoing connections?“

Wir sind alle kriminell und Terroristen

Spiegel Offline schreibt: „Die vom Bundesinnenministerium im vergangenen Jahr in Köln für zehn Millionen Euro eingerichtete „Zentralstelle für Kommunikationstechnlogien“ dient vor allem dem Kampf gegen Kriminelle und Terroristen, die sich neuer Kommunikationstechnologien bedienen, indem sie zum Beispiel ausländische Telefon- und Internetanbieter benutzen, ihre IP-Adressen durch Anonymisierung unkenntlich machen und den Internetverkehr verschlüsseln.

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: „die sich neuer Kommunikationstechnologien bedienen, indem“. Was ist daran neu? Anonyme Remailer gab es schon immer, und auch Tor wurde nicht erst gestern erfunden. Man vergisst auch zu erwähnen, dass es völlig legal ist, sich anonym im Internet zu bewegen und dass Anonymisierungsdienste wichtige Instrumente gegen Zensur sind. Man macht sich bei Spiegel Offline nicht nur zum Sprachrohr der Überwachungs-Lobbyisten, sondern dokumentiert auch, dass man von Tuten und Blasen schlicht keine Ahnung hat. Journalismus ist das nicht.

By the way: Die sind richtig süß bei Spiegel Offline. Das Wort „Bundesinnenministerium“ verlinkt auf die entsprechende Rubrik bei sich selbst, aber nicht auf díe Website des Ministeriums. Vermutlich könnte mir niemand erklären, warum die Leser von Spiegel Offline davon abgehalten werden sollen, die Website des Bundesinnenministerims zu besuchen. Ein Link zur „Zentralstelle“ fehlt natürlich.

Digital Natives

Filmtipp – gleich auf 3sat: „Digital Natives – Die Ureinwohner des World Wide Web“: „Grob gesagt handelt es sich bei den Eingeborenen des Netzes um die nach 1980 Geborenen. Es sind diejenigen unter uns, die nie in einer Welt ohne Internet, Handys, Videospielen und all den anderen Werk- und Spielzeugen des digitalen Zeitalters gelebt haben. Es sind diejenigen unter uns, die man als ‚digitale Muttersprachler‘ bezeichnen könnte und genau das ist es, was sie von all den anderen unterscheidet – von den ‚Digital Immigrants‘. Die Digital Natives – wie on- und offline leben sie? Sind sie wirklich so anders als ihre analogen Vorfahren, den Digital Immigrants?“

Der Titel sagt ja schon alles. Wer das Internet (das ist gemeint) nicht vom Word Wide Web unterschieden kann, der sollte einfach zu Hause bleiben, ein gutes Buch lesen und das Maul halten. Ich bin übrigens seit 1994 online (im Internet – nicht im World Wide Web) und bin auch ein digitaler Ureinwohner.

Hurra! Endlich eine IT-Beauftragte!

Die Meldung des Tages: „Innenminister de Maizière hat seine Staatssekretärin Rogall-Grothe zur offiziellen IT-Beauftragten des Bundes berufen. Mit Computern hatte sie bislang nur wenig zu tun.“ (via Fefe) Wer hat das schon ausser diesen komischen Leuten von der Piratenpartei…

Scriptkiddies plündern Emissionshandelsregister

„Nach Informationen der „FTD“ täuschten die Betrüger in einer E-Mail an mehrere europäische sowie einige japanische und neuseeländische Unternehmen eine Mitteilung der Potsdamer DEHSt vor. Darin habe es ironischerweise geheißen, zur Abwehr drohender Hackerangriffe müssten sich die Empfänger neu registrieren.“ (Spiegel Offline)

Das kommt davon. Sensible Daten und Mitteilungen kommen ja auch grundsätzlich als Postkarte aka unverschlüsselte E-Mail, oder? Es gibt keine „gefälschte E-Mails“, ihr Dödel!

Fehlende Frontscheibe des Browsers

„Anonym surfen im Web? Das war einmal.“ Das ist der erste Satz in einem Artikel auf Spiegel Offline. Ziemlich weit hinten kommt dann ein ganz anderer: „Noch ist der von ihnen vorgeführte Angriff relativ plump: Er dauert mehrere Minuten und erkennt Gruppenmitgliedschaften nur, wenn man kürzlich in einer Gruppe aktiv war, Cookies und Javascript aktiviert hat.“

Genau. Wer das macht, ist ein DAU wie offenbar die Redakteure bei SpOff.

Sicher Auto fahren? Das war einmal. … Allerdings verursacht man nur einen Unfall, wenn die Bremsen nicht funktionieren, ein Rad abgefallen ist und die Frontscheibe fehlt.

Verkaufszahlen IT-Fachpresse

Es geht weiter abwärts. Die aktuellen Verkaufszahlen der IT-Fachpresse im Vergleich zum Vorjahr bei Editorix: „Verlust-Spitzenreiter sind (von CHIP Test&Kauf abgesehen) die Spielemagazine, deren Zielgruppe informiert sich anscheinend besonders konsequent online.“

Das Wunder von St. Peter-Ording

St. Peter-Ording

Heise berichtete: „Webcam rettet verirrten Wattwanderer“. Basis der Meldung ist ein Polizeibericht aus Husum: „Bereits am 28.01.10 bemerkte eine Dame aus dem Westerwald über ihre Webcam einen Mann auf einer Eisscholle in der Nordsee. Sie schaute sich im Internet den Bereich St. Peter-Ording an, als sie ihn auf dem Eis entdeckte, während er mit einer Taschenlampe Leuchtsignale gab. Geistesgegenwärtig rief sie die Polizei, die sofort dorthin eilte, den Mann ausfindig machen konnte und ihm mittels Autoscheinwerfer den Weg über die Packeisschollen wies.“ Auch die Lokalzeitung SHZ berichtete.

Im Heise-Forum fragte ich rhetorisch (weil ich aus Neugier schon längst gefunden hatte, wonach ich suchte), wo der Link zur betreffenden Webcam sei: „Mit Link wäre es sogar ernst zu nehmender Online-Journalismus. Ohne Links kann ich Artikel auch in Spiegel Offline lesen.“

Der Heise-Artikel ist ein lehrreiches Beispiel dafür, dass die Kommentare der Leser zu einer Meldung interessanter sein können als das, worum es geht. Offenbar gibt es in St. Peter Ordung sechs Webcams am Strand. Man braucht ungefähr 30 Sekunden, um das herauszukriegen. Sogar bei Heise trifft man also die von deutschen Medien gewohnte Link-Phobie.

Der erste Leser, der meine Frage kommentierte, wohnt nur wenige Kilometer vom Ort des Geschehens entfernt. Ihm wurde sofort die Frage gestellt: „…warum ihm die Scheinwerfer den Weg weisen konnten, aber nicht der Leuchtturm. Ich war als Jugentlicher ein paar mal in St.Peter-Ording. Da gabs dort einen. Wurde der abgeschaltet?“

Jetzt wird es interessant. Die Webcam am Ordinger Strand konnte es nicht gewesen sein, dort gibt es aktuell keine Eisschollen. Auch im Archiv der Webcam am Wassersportzentrum sieht man keine Eisschollen. An der Kurpromenade? Da hätte man nichts gesehen. Ich muss also passen.

Ein weiterer Leser antwortet: „…weil es einen Bereich gibt, der weder vom Leuchtturm St. Peter-Böhl noch vom Westerhever Leuchtturm erfasst wird, zumindest solange man sich noch an Land (bzw am Strand) und nicht im Wasser befindet. Leuchttürme sind schließlich Seezeichen und keine Landzeichen.“

Die geografische Lage der Leuchttürme wird in den Links exakt bestimmt, Grund genug, mal mit maps.google.com draufzuschauen. Laut der Website von St. Peter Böhl stehe der eine Leuchtturm auf dem Deich. Nach fünf Minuten habe ich auch hier aufgegeben: Ich finde weder den einen noch den anderen auf der Karte.

Ein weiterer Leser argumentiert über die vorhandenen Webcams in St. Peter-Ording: „Von denen hat aber eigentlich keine auch nur annähernd genügend Auflösung und Empfindlichkeit, daß man damit noch eine Taschenlampe in vielen hundert Metern Entfernung erkennen könnte.“ Gegenargument: „Ein heller Lichtpunkt kann durchaus auch auf größere Entfernung erfasst werden, habe das mit meiner privaten IP-Cam (nur im Intranet/VPN erreichbar) getestet.“

Die Antwort – und das ist mittlerweile auch meine Meinung: „…die Entfernung zum Strand (und damit zur Kamera) muß schon beträchtlich gewesen sein. Wenn er nur 50 m entfernt gewesen wäre, hätte er sich wohl kaum verirrt. Wenn er aber sehr weit weg war, hätte er die Taschenlampe zufällig ungefähr auf die Kamera richten müssen. (Absichtlich geht es ja wohl nicht, wenn man schon die Orientierung verloren hat. :)

Was mir persönlich auch recht seltsam vorkommt: da gibt es doch Hotels, eine Uferpromenade und nicht zuletzt die Webcam selber. Es handelt sich also im Prinzip um ein besiedeltes Gebiet, richtig? Wieso sieht man da vom Watt aus keine Lichter von Gebäuden, Straßenlaternen, oder vorbeifahrenden Autos, an denen man sich orientieren könnte? So weit, daß das alles schon hinter dem Horizont verschwunden war, wird der ja wohl zu Fuß kaum rausgewandert sein, oder? Falls doch, hätte man die Taschenlampe umgekehrt auch nicht mehr gesehen und bei Nebel erst recht nicht. Ich versteh’s einfach nicht! Die einfachste Erklärung ist nach wie vor, daß das alles von vorn bis hinten frei erfunden ist.“

In der Pressemeldung der Polizei steht übrigens wörtlich: „Bereits am 28.01.10 bemerkte eine Dame aus dem Westerwald über ihre (sic! B.S.) Webcam einen Mann auf einer Eisscholle in der Nordsee.“ Welche Webcam reicht soweit, dass sie eine Eisscholle sichtbar macht? Und wo steht die? Tut mir leid. Ich glaube kein Wort mehr.

Off- und Onliner

Jeder blamiert sich so gut wie er kann. Spiegel Offline (nein, kein Link, ich weiß nicht, wie das geht. SCNR) berichtet über den Ehemann der Wagenknecht und dessen Blog, verzichtet aber auf einen Link dahin, sondern bietet nur einen Sceenshot an. Dümmer gehts nimmer.

Wenn ihr wissen wollte, was Online-Journalismus ist, meidet Spiegel Offline, sondern lest Heise, z.B. über den iPad.

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