Unter Leftwingern
Der Guardian meldete es schon: „Gabriel Boric, a leftist former student leader, will become Chile’s youngest president after storming to a resounding victory in a run-off vote against his ultra-conservative far-right opponent, José Antonio Kast.“ [Tagesschau]
Wichtigster Satz: „Er wurde von einem breiten Bündnis unterstützt, zu dem auch die Kommunisten gehören.“ Übrigens: Camila Vallejo unterlag vor zehn Jahren Gabriel Boric: „Wissenschaftler und Journalisten sprechen einstimmig von der drohenden Radikalisierung des Protests. Denn Boric propagiert die Abkehr vom Weg der Verhandlungen mit den Politikern, den die Studentenführer in den letzten Monaten eingeschlagen haben.“
Man sieht, dass Schönheit und Geschlecht keine Kriterien sein sollten, um Leute zu wählen. Boric ist kein Mitglied der KP Chiles, aber noch radikaler als Vallejo, die – unter uns gesprochen – doch eher eine Mittelschichtstussy ist.
Schade, dass es in Deutschland keine ernst zu nehmende Kommunistische Partei gibt.
Kommentare
19 Kommentare zu “Unter Leftwingern”
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„Schade, dass es in Deutschland keine ernst zu nehmende Kommunistische Partei gibt.“
Unter anderem Namen (Omen) wäre es vielleicht denkbar. Bei all meinem Pseudowissen über diese Weltanschauung kann ich es nicht verhehlen, dass mich, ebenso wie bei anderen extremen Parteinamen, ein kühles Grauen ergreift. All die Gesänge, Fäuste, Bilder von Anführerinnen und Menschen mit Spaten, die einem Gewehr gleich präsentiert werden, gütige Führer von Sockeln herabblickend, gleichgeschaltete Kinder mit Wimpeln und Halstüchern etc. ließen mir bei den üblichen Bestätigungs-„Wahlen“ schier den Bleistift auf den Wahlkabinenboden fallen.
Herr Ober – einen nicht flambierten ideologischen Neustart ohne konservierte Beilagen, well done, bitte.
PS: „So haben denn in der Politik die Menschen seit jeher sehr wenig zu lernen verstanden“
Quelle: Karl Kautzky – Die Tradition der Schreckensherrschaft
Gabriel Boric hat während seiner Wahlkampagne bei einem Treffen mit der Jüdischen Gemeinde Chiles Israel einen „mörderischen Staat“ genannt, schreibt die Jerusalem Post:
https://www.jpost.com/breaking-news/kast-concedes-to-boric-in-chile-presidential-elections-689209
„Ich kann nicht einsehen, warum wir daneben stehen und zuschauen sollten, wenn ein Land kommunistisch wird, bloß weil seine eigene Bevölkerung nicht in der Lage ist, verantwortlich zu handeln.“
„Da die chilenische Linke maßgeblich von der palästinensischen Bevölkerung innerhalb Chiles geprägt ist, wird man da wenig erwarten dürfen.“ (DMNV, Fratzenbuch)
„…gilt als radikaler Systemgegner“
und jetzt ist der der System-Vorsteher…
was in 10 Jahren so alles passieren kann
„Kast, … erkannte seine Niederlage an“
mmmmh – das ist ja eher untypisch in Südamerika.
Weiß er etwa schon, wann die Amis putschen?
Biden braucht ja auch noch seinen Krieg
Was soll denn der Diss gegen die Palästinenser?
Die leben z.T. noch länger dort als die Nazis…
Ha, ha, ha! Nein, aber es gibt viele die denken sie wären es und die sich aus opportunistischen Gründen für einen Wechsel der Spur entschieden und jetzt Pensionen nicht unter 14.000 € beziehen.
Gehen wir die vielen Wikipedia Artikel zu den vielen bundesrepublikanischen Politikern durch – vornehmlich von denen der SPD und den GRÜNEN. Nein, nicht von Frau Kipping oder Frau Pau. Oft lese ich „war Mitglied im Kommunistischen Blablabla Bund“ oder ähnliches.
Es gibt sie also doch noch, nur nicht als Partei.
Würde sich Kevin Kühnert oder Saskia Esken zum Kommunismus bekennen, ich bin mir sicher, lieber Schröder, Sie würden Ihr Kreuz bei der SPD machen und helfen Wahlplakate aufzustellen.
Das könnte schon sein. :-)
@Yeahman
„Wollen hätte ich schon gekonnt, nur dürfen hab ich mich nicht getraut!“
Oder so.
Ich will nicht lügen. Vor Jahren hätte ich das von ganzem Herzen begrüßt.
Nun gut. Ehemaliger Studentenführer. Warten wir ab, wie er sich im Richtigen Leben schlägt.
Als Chavez gewählt wurde haben auch alle Linken in Europa gejubelt (manche tun es heute noch). Man weiß wie das ausgegangen ist.
@ Fritz
Wie ist es denn ausgegangen?
Mit dem Einfrieren der Devisenreserven in England, dem Ausschluss vom SWIFT- Verfahren und dem Boykott des venezualischen Erdöls auf dem Weltmarkt.
Mit freundlichem Gruß der „Friedensmacht der freien Welt“ und ihrer „Werte“.
„Man weiß wie das ausgegangen ist.“
Ja, echt geil, was CIA et al da vollbracht haben.
Nur Gaido hat noch nicht den Pinochet geben dürfen.
Es ist so ausgegangen, dass in einem Land, dass größere Ölvorkommen hat als Saudi-Arabien, 77% der Menschen in extremer Armut leben.
https://www.reuters.com/world/americas/extreme-poverty-venezuela-rises-766-study-2021-09-29/
@Fritz
@flurdab
@tom
Eure Argumentation ist mir von mir selbst vertraut seit dem 9.11. – nicht 2001, sondern 1973. Putsch in Chile.
Ich kann euch nicht guten Gewissens widersprechen. Aber es ist das teilweise unappetitliche Geschäft des Staatsmanns, die die teils unappetitlichen – aber real existierenden – Gegebenheiten der Politik zu handhaben. Wenn sie Politik anders als Schach ansehen, etwa als Pistolenduell, dann tja. Darwin. Schade irgendwie.
Oder sie machen einen auf Revolution. Geht auch, kostet Blut (am besten befragt man
die Bevölkerungdas Volk), und – Überraschung – kann gut ausgehen.Kann.
Aber ich bin nicht fertig! Da gibts – kann eine urbane Legende sein, egal, lehrreich sowieso – dass am Vorabend der sogenannten Revolution Lenin und Trotzki sich unterhalten.
Trotzki: Was tun wir, wenn wir untergehen?
Lenin: Was tun wir, wenn wir Erfolg haben?
Der Rest ist Geschichte. (Aber ich werde keinem reinreden.)
Das schlimmste Verbrechen, das ein Politiker seinem Volk antun kann, ist außer einem ominösen Sinn für liebe und böse keinen weiteren Plan zu haben.
Schröder lies das!. :)
@BTLeser
Am Kraterrand eines Vulkans stinkt es nunmal nach Schwefel, am Beckenrand der Kläranlage ….
Das sicherste PPS der Journalisten m/w/d/x ist die Rückendeckung der gesellschaftlichen Elite als Zielgruppe. Oder gilt die Berichterstattung auch dem dumpf das „Systen“ bepöbelnden Sauerkraut speienden Bierbauchdeutschen, der endlich einmal seine volle Hose auf der Straße zu leeren versucht und sich (zu recht) darüber empört, dass sein Handeln schon eine Stunde später auf seinem Screen und dem seiner Nachbarn und Vorgesetzten erscheint?
Deutschland hatte doch schon eine ernst zu nehmende kommunistische Partei die alles umgesetzt hat was Linke fordern:
Industrie & Medien vergesellschaftet, Mieten & andere Preise staatlich festgesetzt, kostenloses Studium für alle (ausser den feindlich negativen Kräften)…
Man kann der SED sicherlich viel vorwerfen, aber ein Mangel an Ernsthaftigkeit sicherlich nicht.
Die haben was den Sozialismus anging überhaupt keinen Spaß verstanden.
Das scheitern der SED lag sicherlich vor allem daran das die DDR vom Weltmarkt abgeschnitten wurde (das z.B. den Trabant nicht in Westeuropa verkaufen werden durfte) und nicht an der Ernsthaftigkeit mit sie dem real existierenden Sozialismus aufgebaut hat.