Wer wen? Oder: Allgemeine Organisation der Arbeiter im Land [bitte selbst ausfüllen]

protests israel
Aktueller Klassenkampf in Israel, Tel Aviv

In political science, the term Class conflict (also class struggle, class warfare, capital-labour conflict) identifies the political tension and economic antagonism that exist among the social classes a society, because of socio-economic competition for resources among the social classes, between the rich and the poor.

Die geschätzte Leserschaft sei angehalten, sich mit den aktuelle Klassenkämpfen in verschiedenen Ländern zu beschäftigen und zu vergleichen, die Struktur betreffend, was ähnlich und was verschieden sei. Ich empfehle: Frankreich, Israel (כוח לעובדים), China, Iran, Ägypten.

Wer wen? Wie organisieren die Leute sich? Wie kommunizieren sie? Was können die herrschenden Klassen dagegen tun?

Koach la’Owdim
Credits: Koach la’Owdim

Unstrittig ist, dass es in keinem der genannten Beispiele eine relevante linke Partei gibt, die den Kapitalismus abschaffen will bzw. wollte. China ist ein komplizierter Sonderfall – dort gibt es Klassenkampf, aber die Herrschenden dort können es sich langfristig – auch wegen des eigenen Anspruches – nicht erlauben, gegen die Interessen der Mehrheit zu handeln. Auch die – nur zeitweilig – erfolgreiche Revolution in Ägypten 2011 wollte nicht das System ändern, sondern den Ausschuss, der die Geschäfte der Bourgeoisie organisiert, neu besetzen, was zwar gelang, aber man kam vom Regen in die Traufe.

Braucht man also im Leninschen Sinne eine geschulte revolutionäre Avantgarde, die die empörten Massen in die richtige Richtung – zum Sturz des Systems – dirigiert? Nein, das ist nur ein romantischer Traum, der vielleicht unter ganz speziellen Umständen noch funktioniert, aber nicht im entwickelten Kapitalismus. Aber: Wenn die Linke kein Rezept und keinen Plan hat, was zu tun wäre, wenn der Weltgeist der historische Zufall sie an die Hebel der Macht spült, kann wird sie wie gewohnt kläglich scheitern.

class struggle china
Klassenkampf in China, Credits: Al Jazeera

Erst seit ein paar Jahren lässt sich die Kommunikation der da unten, wenn es um Rebellion geht, nicht mehr großflächig kontrollieren und im Zaune halten. China ist das beste Beispiel. Ich traue der Schwarmintelligenz aber nicht über den Weg; meistens ist es eher Schwarmdummheit, was am Ende rauskommt – der Herdentrieb aka Opportunismus siegt. Trotzdem ist das eine gute Nachricht.

In Frankreich ist es mir unklar, worum es eigentlich geht. Die Franzosen brauchen aber keinen Anlass, um zu streiken, sie tun es einfach, auch ohne Purifikationsrituale. Wenn man sich die Fotos anschaut, kann man sich vorstellen, dass der arabischstämmige Abschaum aus den Vorstädten, die politisch sehr durchwachsenen „Gelbwesten“, die extreme Sektenlinke und die Ultrarechte dabei sind, alle aus unterschiedlichen Gründen. Unsere „Linken“ würden gleich einen Nervenzusammenbruch erleiden beim Gedanken an diese „Mitstreiter“ gegen die Regierung und zu Hause bleiben und herumjammern, dass das Volk die erhabenen Weisheiten der klimatisch-genderistischen Partei nicht goutiert.

Ich weissage prophezeie, dass alle derzeitigen „Rebellionen“ welthistorisch ähnlich unwichtig sind und folgenlos bleiben werden wie die preußische Katoffelrevolution.

protests france
Klassenkampf in Frankreich, Bordeaux

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Kommentare

11 Kommentare zu “Wer wen? Oder: Allgemeine Organisation der Arbeiter im Land [bitte selbst ausfüllen]”

  1. Godwin am März 27th, 2023 9:39 pm

    „…prophezeie, dass alle derzeitigen „Rebellionen“ welthistorisch ähnlich unwichtig sind und folgenlos bleiben werden…“

    das könnte jeder 3-jährige (der nicht am Bildschirm groß geworden ist) vorhersagen…

    ich bin mittlerweile soweit, dass ich glaube oder davon ausgehe, dass Marx in seinem Versuch Die Klassenkämpfe in Frankreich zu beschreiben oder zu analysieren, das vorgefundene Durcheinander von verschiedenen Klassen, die intern nochmals x-fach in sich feindlich gesinnte Fraktionen unterteilt waren, eher vom Wunschdenken als von wissenschaftlicher Nüchternheit getrieben war.

    Seien wir mal eherlich – Marx war Theoretiker, Beobachter. Hat der je eine Barrikade gesehen?
    Was schreibt Buford dazu:

    „Wer sagt uns da, was eine Masse ist? Jedenfalls nicht die Masse selbst — sie erzählt uns ihre Geschichten nicht; es sind die Beobachter der Masse, die mindestens soviel aufeinander hören wie auf das Geschrei vor ihren Fenstern:
    Edmund Burke im fernen London, die Bedeutung einer Revolution erwägend, die er nur mit den Augen anderer gesehen hat. Hippolyte Taine, der in Oxford seine Vorlesungen vorbereitet, dort in den englischen Zeitungen von den Gewalttaten der Kommune liest und sich um seine Familie und seinen Besitz in Paris sorgt. […]
    Die Geschichte der Beschreibungen des Massenverhaltens ist von Angst diktiert: der Angst, ein Opfer zu werden, Besitz einzubüßen, der Angst vor etwas Schrecklichem (oder dem »Terror«), das so stark ist, daß man ihm einen Namen geben
    muß — und das es zu erklären, als verständlich zu mißdeuten und ins Bekannte einzugemeinden gilt. Die Geschichte des Massenverhaltens ist die Geschichte seiner Erklärungen.“

    Ersetzen wir mal Masse durch Klasse und Massenverhalten duurch Klassenkampf, dann kommen wir doch hin.

    Mal grundsätzlich gefragt:
    WER hat aktuell überhaupt noch einen Plan?
    Die aktuell regierenden haben keinen – wissen nicht,w as sie tun sollen.
    Die sog. Oppositionellen haben keinen – wissen nicht, was sie anders tun sollten…

    alles wartet auf die neue KI

  2. Elias am März 28th, 2023 8:57 am

    »Schwarmintelligenz« ist ein Phänomen, das in der Natur auftritt, wenn die Individuuen eher nicht so intelligent sind.

  3. altautonomer am März 28th, 2023 9:12 am

    Die parlamentarische Linke präsentiert sich medienwirksam in Gestalt der beiden Trittbrettfahrerinnen Wissler und Schirdewan im folkloristischen Block der Proteste in Paris. Das hat eine revolutionäre Kraft, wie ein Furz im Wirbelsturm.

    Gleichzeitig arbeitet Frau Kipping mit problemflankierender Sprachanästhesie vorausschauend an ihrer üppigen Anschlussverwertung, indem sie das NEIN zu NATO im Parteiprogramm der Linken aus opportunistischen Gründen geschmeidig in Frage stellt: https://tinyurl.com/ycypp3rx

  4. Albert Rech am März 28th, 2023 9:41 am

    Woher kommt dieser Fetisch mit dem Arbeiter?
    Die meisten Arbeiter sind nicht links. Es sind die Arbeiter in der deutschen demokratischen Republik gewesen die den Sozialismus verraten und den rechten Umsturz provoziert haben.
    Den meisten Arbeiter sind höhere Löhne, ein jährliche Erfolgsbeteiligung und materieller Konsum wie z.B. ein Auto oder Urlaub wichtiger als die internationale Solidarität.
    Mit dem Arbeiter ist keine Revolution zu machen, statt dessen ist es sinnvoller seine Hoffnungen auf die echten Unterdrückten zu setzen, z.B. Migranten.
    Vor allem bei Migranten aus dem muslimischen Raum gibt es noch echte Solidarität und Klassenidentität, die zwar religös begründet ist aber durchaus die Grundlage für einen revolutionäre Wandel der Gesellschaft sein kann.

  5. ... der Trittbrettschreiber am März 28th, 2023 11:04 am

    @Albert Rech

    „Der Arbeiter“ (und heute sein Phantom) wurde auf ähnliche Weise missbraucht, wie es derzeit mit den Berliner Menschen zur Klimavolksabstimmung versucht worden ist – die allerdings blieben bei der Wahl einfach zuhause.
    Leben ist Chance zu lernen. QED.

  6. flatter am März 28th, 2023 11:56 am

    Der „arabischstämmige Abschaum“ – woran erkenne ich den? Gibt es auch nichtarabischstämmigen Abschaum? Oder arabischstämmigen Nicht-Abschaum? Und was unterscheidet den arabischstämmigen von den anderen Abschäumen? Da weiß der Abstammungsexperte doch sicher eine Auskunft zu geben.

  7. admin am März 28th, 2023 12:38 pm

    „Wir sind geworden wie der Abschaum der Menschheit, jedermanns Kehricht, bis heute.“ (1.Korinther 4,13)

  8. altautonomer am März 28th, 2023 3:21 pm

    flatter/admin: Fiel mir auch auf. LTE (Klemperer).

  9. blu_frisbee am März 28th, 2023 10:53 pm

    @Rech
    Wenn die Arbeiter in kapitalistischen Zentren genug Sklaven in der Peripherie haben werden sie nationalistisch verblödet und reaktionär. Man merkts an der deutschen Sozialdemokratie (inkl DKP).

    Ein Prob der marxistischen Weltsicht ist die dialektische Erkenntnis. Die ist schwierig.
    Auch Galileis Zeitgenossen konnten seine Erkenntnisse nicht nachvollziehen. Selbst heute reden wir noch davon daß die Sonne aufgeht.
    Die First Person Evidenz widerspricht abstrakten Denken im Überall. Sozialistische Revolutionen waren in der Peripherie erfolgreich aber danach konnten sie nix gescheites damit anstellen. Stalin hat immerhin analfabetische Bauern ins Weltall geführt, der Preis war hoch. https://www.youtube.com/watch?v=F3Quuq76Kek

  10. blu_frisbee am März 28th, 2023 11:34 pm

    Religion macht blöde. Wer den rechten Glauben hat fühlt sich auserwählt. Das ist die Verkleidung des Affen. https://www.youtube.com/watch?v=14XSzWT4vI0

    Ein guter Marxist weiß, daß der Kapitalist ähnlich entfremdet ist wie der Arbeiter, es geht ihm nur besser dabei. Das Elitengebashe der „linken“ Parteien ist näher bei Hitler als bei Marx.

  11. ... der Trittbrettschreiber am März 29th, 2023 3:06 am

    @blu_frisbee

    Danke für den Link – ein must see.
    Das Interview zeigt, dass eine vom Diskurs abweichende Meinung mehr Aufmerksamkeit generiert als eine konforme. Eine Politikerin in der Vergangenheit hat einmal sinngemäß verkündet, dass Unbeweglichtkeit den Status der Unsensibilität bezgl. eigener Begrenzungen (in ihrem Fall aus Sisal oder gar Biojute) zementiert oder vielleicht noch verstärkt.
    Die Frechheit des Befragten, der allein schon vom Phänotypus her und auch aufgrund seiner Gesichtsfrisur einem verstorbenen Diktator ähnelt, hat mich meiner Erziehung und sicher auch protestantischer Viertelbildung erinnert und ein kleines bisschen bewegt.
    Schmerz versteinerte die Schwelle(zum verbotenen Thinktank) – auch weil die Mimik des Interviewers (m/w/d/x?) einen Blitz von Glück in den spannungsgeladenen Verhörraum schleuderte, von dem ich schließe, dass auch er nun die Gelegenheit witterte, endlich einmal konträr zur modernden Gewissheit der Nachkriegszeit denken zu dürfen.
    Mir ist noch einmal klar geworden, dass Gedanken, Worte, An- und Absichten nichts anderes sind als Waffen. Waffen in einem unmerklichen Alltagskrieg, der nicht wahrgenommen wird, weil auch der Krieg eine Komfortzone hat, in der es sich einrichten lässt, sonage man sie nicht verlässt.
    Nun möchte man essen, damit man endlich kotzen kann. Vielleicht aber wäre es klüger, das abegewandelte Plagiat in die Tat umzusetzen und sei es auch nur im Keller:
    Ich kann garnicht soviel trinken, wie ich pissen möchte…hx

    https://www.youtube.com/watch?v=uHJkXr1gry0

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