Zapotekisch oder nicht, das ist die Frage

monta alban zapotec

Am 13.07.2012 schrieb ich: „Monte Albán, die ehemalige Hauptstadt und das religiöse Zentrum der Zapoteken im heutigen Mexiko in der Nähe von Oaxaca. Das Foto habe ich 1979 ungefähr hier gemacht. Die drei kleinen Steinchen im Vordergrund sind von mir, nicht von den Zapoteken… Damals war Monte Albán noch nicht Weltkulturerbe, und es war kein Tourist weit und breit zu sehen.“

Das stimmt, Touristen waren dort nicht. Aber dafür kamen, als mein Begleiter und ich im Oktober 1979 durch die Ruinen der ehemaligen zapotekischen Hauptstadt stöberten, zwei schmierige verdächtige Gestalten aus dem Gebüsch, die sich offenbar versteckt hatten.

Angst hatten wir nicht vor ihnen, wir waren beide groß und stark und hätten es vermutlich zur Not auch mit vier Mexikanern aufgenommen, die mindestens einen Kopf kleiner als wir waren. Die Herren gestikulierten aufgeregt und winkten uns näherzukommen, als trauten sie sich nicht aus dem Gestrüpp. Sie fragen uns, ob wir zapotekische Artefakte kaufen wollen und zeigen uns ein paar Figuren, die sehr alt und recht demoliert aussahen.

Ich kann mich nicht erinnern, was ich damals gedacht habe. Aber es gab nur zwei Alternativen: Entweder waren das echte Grabräuber und die Artefakte auch, oder die Figuren waren so geschickt nachgemacht, dass man sie als ziemlich gute Kunst nehmen konnte. Wir verhandelten recht lange, der Preis war für lächerlich gering, für die beiden Kerle jedoch ein Monatsverdienst.

Ich habe das obige „Artefakt“ gekauft. Es ist ein bisschen kleiner als meine Hand. Die Blütezeit Monte Albáns lag ungefähr in der Zeit zwischen der römischen Reichskrise und den Soldatenkaisern bis zu Karl dem Großen und dem Frankenreich. Vermutlich war der Kauf strengstens verboten, wenn die Figur echt ist. Ähnliche Dinge erzielen hohe Preise. Auch der Stil sieht eindeutig zapotekisch aus.

Entweder besitze ich also mexikanische „Volkskunst“ oder ein recht exotisches und wertvolles Stück. Vermutlich werde ich das nie erfahren.

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Kommentare

One Kommentar zu “Zapotekisch oder nicht, das ist die Frage”

  1. Corsin am April 11th, 2021 6:14 pm

    Nach einer Fälschung sieht das absolut nicht aus. Und wenn des sich doch um eine handeln sollte, dann wäre es eine sehr kunstvolle und raffinierte Nachbildung mit täuschend echten Verwitterungsspuren, die sicher nicht von zwei zufälligen Dorfburschen zum kleinen Preis verkauft worden wäre — zumal in einer Gegend ohne nennenswerten Tourismus. So etwas würde man nur im Auftrag produzieren, wenn man schon einen (besser zahlenden) Abnehmer hat.

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