Mandarin am Landwehrkanal mit Klopapier in harten Zeiten

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Landwehrkanal am Weichselplatz, hier in Richtung Osten aufgenommen, morgens kurz nach sechs Uhr.

Zur Zeit fahre ich zur Arbeit (der Beruf zum Geld verdienen, dass es garantiert reicht am Monatsende) mit dem Fahrrad und das Gefühl, keiner Menschenseele zu begegnen, bei Sonnenaufgang vor allem, auch wenn man gut 20 Minuten vor sich hin strampelt, ist schon eigenartig. Bis nach Ostern habe ich nur wenig Zeit, weil ich zwischen jeweils zwei 12-Stunden-Schichten nur einen Tag frei habe. Just saying.

Lustig zu lesen im Tagesspiegel: Berliner Verwaltung mangelhaft digitalisiert „Wir sind technisch kurz hinter der Karteikarte“. Sehr prägnante Überschrift – man könnte ununterbrochen den Kopf schütteln. So wird das nichts mit der „Digitalisierung“.

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Falls ich etwas Abfälliges über den Einzel- und Supermarkthandel im Spätkapitalismus gesagt haben sollte, nehme ich alles zurück: Heute gelang es mir, sowohl Klopapier als auch Nudeln zu erwerben. Ich wundere mich, warum immer noch so wenig Leute mit Maske dort unterwegs sind, wo man Publikumskontakt nicht vermeiden kann?

dickens
Charles Dickens: „Harte Zeiten“Hard Times (1854)

Als Junge hat mir jemand Charles Dickens‘ „Oliver Twist“ geschenkt. Ich fand das Buch damals ultraspannend und habe es mehrfach gelesen. Jetzt fiel mir auf, dass ich nur das von Dickens besitze und habe mir jetzt sein vermutlich wichtiges Werk besorgt. Beide gehören von dem von mir definierten Bildungskanon. Wisst ihr Bescheid!

mandarin

Christian Y. Schmidt schreibt auf Fratzenbuch:
Aus gegebenem Anlass:

Je deutlicher es sich jetzt an den Todesraten zeigt, dass die westliche Seuchenbekämpfung schlechter funktioniert als die in China, desto schäumender werden die Attacken der westlichen Medien auf China werden. Die Flut der Artikel steht in Korrelation zum Versagen des Westens.

Beeindrucken wird das allerdings höchstens Menschen im Westen, für die das die nächste Kränkung ist, die ihnen China zufügt. Den grössten Teil der Weltbevölkerung interessiert die westliche Propaganda nicht mehr. Im Gegenteil. Sie wird nichts an der Realität ändern, dass der Kampf den Aufstieg Chinas und den Abstieg des Westens beschleunigt. Langsam sollte man versuchen, diesen Prozess zu begreifen, statt sich wütend darüber aufzuregen. Aber wahrscheinlich muss es erst noch eine Weile so weitergehen, bis das passiert.

Ich habe mal meine Lehrbücher für Mandarin wieder herausgekramt. Ich hatte 2012 angefangen zu lernen, musste aber nach einem halben Jahr aufgeben, weil die Gruppe der Mitstudenten alle sehr jung war, wie meine nur theoretisch existierenden Enkelkinder, und man in dem Alter einfach viel schneller lernt. Außerdem hatte ich für die Termine zwei Mal in der Woche an der FU keine Zeit mehr.

Soll ich’s also wieder wagen, im Eigenstudium? Mein Lehrer sagte damals, man müsse vier Jahre pauken, um eine Zeitung in Mandarin lesen zu können. Augenroll. Intrinsisch motiviert bin ich ja, aber eine chinesische Geliebte wäre jetzt hilfreicher. Jemand da?

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Kommentare

8 Kommentare zu “Mandarin am Landwehrkanal mit Klopapier in harten Zeiten”

  1. tom am April 6th, 2020 9:10 pm

    Ich darf meine Empfehlung wiederholen: Go spielen.
    In einem der Berliner Go-Treffpunkte tauchen demnächst vllt. auch wieder attraktive Chinesinnen auf.

  2. Keinkoelner am April 7th, 2020 6:58 am

    Atemschutzmasken gibt es nicht für alle im „Besten Deutschland aller Zeiten“.
    Wenn ausreichend Masken vorhanden sein werden, wird es eine Tragepflicht geben!

  3. admin am April 7th, 2020 9:50 am

    @keinkoelner: Das denke ich auch, zumindest beim Einkaufen und in öffentlichen Verkehrsmitteln.

  4. flurdab am April 7th, 2020 11:05 am

    Geduldet Euch!
    Spätestens 2021 wird der Osterhase die Masken verteilen.
    Merkel hat doch schon angesagt das die „Produktion“ auch irgendwo außerhalb Deutschlands, aber innerhalb der EU vorstellbar ist.
    Mit anderen Worten, wenn die Dinger hier gefertigt werden, werden sie zu teuer.
    Ist euch schon aufgefallen das die Regierung und die Medien bereits wieder ihr Lieblingsspiel aufführen: „Falsches Spiel mit Roger Rabbit!“
    Die sind schon wieder am nudgen wie bekloppt. Im Moment lautet die veröffentlichte Regierungsmeinung „Kontaktsperre und Kontaktvermeidung ist gut für uns“.
    Gleichzeitig wird von bekannten Lautsprechern der Untergang der Exportwirtschaft heraufbeschworen, wenn man die Maßnahmen übertreibt.
    Im Untertitel steht aber immer, lasst das Schicksal entscheiden. Wer stirbt hat halt Pech gehabt. Also „Eigenverantwortung“ vom Neoliberalstem.
    Nicht umsonst ploppen in den letzten Tagen immer mehr „Meinungen“ auf, die den Verlauf der „Krise“ beschreiben. Also 2- 3 Jahre bis zur Herdenimmunität prognostizieren, bei dauerhafter Beibehaltung von „Kontaktvermeidung“.
    Z.B. Mylab von „Funk“ auf Youtube.
    Oh, oh, diese „Einsamkeit“ wird Menschen zerbrechen lassen, ganz ganz Schlimm. Selbst der Charite Virologe Drosten hat sich dazu im NDR geäußert, Soziologie scheint allgemeines Pflichtstudienfach zu sein. Ja das war der, der auch der Meinung war das Masken nicht bringen und Asiaten die hauptsächlich wegen ihrer Kultur tragen.
    Das der Film „Einsamkeit/ Deprivation“ für viele Hartz- Opfer und andere Prekäre bereits seit 15 Jahren auf dem Spielplan steht wird nicht erwähnt.
    Ganz zufällig taucht nun auch noch ein Papier zum „Inneren Dienstgebrauch“ auf, in dem die „Kommunikationsstrategie im Umgang mit der Öffentlichkeit“ dargestellt wird. Zufälle gibt es!
    https://tinyurl.com/sc9m6op
    Es wird also gerade ein Szenario in die Öffentlichkeit getragen von dem niemand sagen kann ob es so eintreten wird, aber wenn es so eintritt dann wird das „Junge, Junge, Junge“.
    „Nix mehr Konsum bis Ultimo, Rückfall in die Dritte Welt, wir werden alle sterben11“.
    2 oder 3 Jahre ohne Pizza und Burger, das ist zuviel, das kann man nicht durchstehen.
    Das Narrativ wird also gerade gedreht, die „Exportwirtschaft ist Alles, der Mensch ist Nichts“. Dazu passt ja auch vorzüglich die Erzählung vom gemeinsamen Feind der uns von Außen angreift. Die Merkel benutz zwar nicht den Ausdruck Feind, vermutlich weil dann doch einige Bürger ins grübeln kämen, aber ihre Kommunikation zielt trotzdem darauf ab.
    Hat alles was von „Eintopfsonntag und Volks.., ach nee, Gemeinschaft“.
    Also nochmals zu den Masken, vergesst es. Durchseuchung steht auf dem Spielplan, alles andere regelt die „Eigenverantwortung“.

  5. flurdab am April 7th, 2020 11:16 am

    Ein TAZ- Interview mit Poris Palmer vom 05.04.20.
    https://taz.de/Boris-Palmer-ueber-Corona-Quarantaene/!5676475/
    Nur um meine vorherige Argumentation zu untermauern.

  6. flurdab am April 7th, 2020 11:38 am

    Gott, ich habe einen Teil der Kommentare bei der TAZ gelesen. Sind die Leute wirklich so verblödet?
    Woran könnte es denn wohl liegen das der Norm- Otto keine drei Monate von seinen Rücklagen leben kann?
    Die Verteilungsfrage ist völlig ausgeblendet, das ist unfassbar.

  7. ... der Trittbrettschreiber am April 7th, 2020 4:59 pm

    Mir reicht voll und ganz meine Charaktermaske, verziert mit Symbolen aus der Ming-Dynastie.

  8. Herbert Eisenbeiß am April 7th, 2020 10:21 pm

    Wenn man chinesisch Lernenden glauben darf dann ist die gesprochene Sprache selber in den Grundzügen recht einfach zu erlernen, da die Grammatik recht einfach ist.

    Die eigentliche Lernkurve liegt in der Tonalität und vor allem aber in den Schriftzeichen. Für die Schriftzeichen benötigt man Jahre.

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