Klar und schwarz

Ian Rankin

Normalerweise gefallen mir keine Bücher, die alle gern lesen. Heute muss ich eine Ausnahme machen.

Der angelsächsische Sprachraum kennt bekanntlich nicht den typisch deutschen Unterschied zwischen „Literatur“ und „Unterhaltungsliteratur“. Kriminalromane werden genauso besprochen und ernst genommen wie der „Faust“ oder Joyce Carol Oates. Durch Zufall fiel mir neulich ein Buch von Ian Rankin in die Hände. Kriminalroman, dachte ich, das kann nur schief gehen bei meinen Ansprüchen. Es tut mir leid, liebe wohlwollenden Stammleserinnen und geneigten Stammleser, euch mit Slang behelligen zu müssen, aber nach den ersten 100 Seiten war mein Fazit: Wie geil ist das denn?

Bei Krimis für den gehobenen Anspruch denkt man an Philip Marlowe, den Meister aller sprachlichen Klassen und des treffenden Vergleichs (nur in der Übersetzung Hans Wollschlägers). Dann vielleicht an Martin Beck von Maj Sjöwall und Per Wahlöö – die Reihe habe ich auch komplett hier. Dann natürlich die Krimis von Janwillem van de Wetering.

Jetzt werde ich sämtliche Bücher Ian Rankins kaufen und lesen müssen. „The Times“ schrieb: „Ausnahmslos alle Romane aus der Rebus-Reihe sind einfach großartig“. So ist es. „Je mehr Titel mir von Ian Rankin in die Hände fallen, desto größer die Begeisterung. (…) Wer Rankin liest, sieht klarer und schwarz.“ (Tobias Gohlis, Die Zeit)

Die traurige Nachricht, ganz persönlich: Ich werde nie einen Krimi schreiben. So wie Rankin würde ich das nicht annähernd können. Also gar nicht erst versuchen.

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Kommentare

8 Kommentare zu “Klar und schwarz”

  1. ninjaturkey am September 29th, 2016 3:24 pm

    Sicherlich würdest Du niemals einen Rankin produzieren.
    Du könntest uns aber mit einem ambitionierten Schröder überraschen!

  2. ... der Trittbrettschreiber am September 29th, 2016 7:36 pm

    „Die traurige Nachricht, ganz persönlich: Ich werde nie einen Krimi schreiben. So wie Rankin würde ich das nicht annähernd können. Also gar nicht erst versuchen.“

    Vielleicht wäre es garnicht opportun, einen Krimi wie Rankin zu schreiben. Schreib doch einfach einen wie Burks. Einzige Bedingung – die Kommissarin säuft Kollegen, Opfer und Täter gleichermaßen mit Rixdorfer Fassbrause unter jeden Seziertisch.

  3. Herr Lazaro am September 29th, 2016 7:40 pm

    Recht hast Du mit Rankin, lies sie alle!
    Aber mein Tipp: Nimm die englischen Originale,
    da ist vielmehr Wortwitz rin als in den deutschen
    Übersetzungen.

  4. Martin Däniken am September 29th, 2016 11:04 pm

    Andrew Vachss der Vorreiter der „Literature engagee“ oder so!
    Und Ken Bruen,der seine Handlung mit literatischen Verweisen spickt und
    Iren wissen wie man ein Garn spinnt!
    Und allein ein Titel wie „Rilke in/on Black“-
    saftige kleine? Geschichten
    Und Adrian McKinty schreibt auch
    keine Gute-Nacht-Geschichten!
    Die frühen Don Winslows mit Neal Carey,der für eine Newyorker Privatbank Kundenprobleme löst,empfehle die Neuauflage!
    Sorry es gibt richtig geile Shice,die mindenstens Raymond Chandler-Niveau hat und ganz anders ist

  5. Frank Beil am September 30th, 2016 7:19 am

    Ross Thomas – einfach unvergleichlich, wie er eine Geschichte aufbaut!

  6. Wolf-Dieter Busch am Oktober 1st, 2016 1:04 pm

    Danke für den Hinweis, werde es mal lesen …

    … und als Gegenleistung Hinweis auf Chester Himes. Krimi-Autor der Negerkrawallszene (er ist selbst Schwarzer). Kein Gutmensch, sondern Fachmann für Krawall. Sprache fast so kurz wie Dashiell Hammett, und mindestens genau so sarkastisch. Textzitat aus Blind, mit einer Pistole:

    Beide waren von sittlichem Ernst erfüllt, beide waren sie Sucher, beide außergewöhnlich dumm.

    (Falls du es nicht sowieso schon kenne solltest)

  7. Wolf-Dieter Busch am Oktober 1st, 2016 2:00 pm

    Nachtrag – die Helden bei Himes sind die schwarzen Streifenbullen Coffin Ed und Grave Digger; darüber hinaus noch als in jeder Folge wiederkehrender Charakter das Bestattungsunternehmen H. Exodus Clay. Die anglo-amerikanische Sprache ist ebenso reich und nuanciert wie die deutsche.

    Übung für den angehenden Literaturfreund: 1) übersetze Clay. 2) Übersetze Exodus. 3) Verbinde beides mit der Kern-Idee des Unternehmens.

    Ihr dürft euch setzen. Ich muss mein Bier neu einschenken.

  8. Martin Däniken am Oktober 1st, 2016 9:55 pm

    Aber beide(Grave digger und Coffin Ed) taugen weniger als Rolemodel für Polizisten mit Migrationshintergrund,obwohl…naja
    Nee geht garnicht!

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