Schlechter Online

Stefan Niggemeier (Manuskript eines schlecht vorgelesenen Vortrags auf der DJV-Konferenz Besser Online, Hamburg, 18. Oktober 2008): „Die Verlage und Sender probieren im Internet gerade aus, ob es nicht auch mit weniger Journalismus geht. (…) Der Blogger und Medienvisionär Jeff Jarvis spricht bei dem, was regionale Zeitungsverlegern im Internet machen bzw. nicht machen, von einem ‚fast schon kriminellen Mangel an Innovation‘. (…) Von wenigen Ausnahmen abgesehen, sind die deutschen Online-Medien journalistisch schlechter als ihre klassischen Eltern. (…) Meine Befürchtung ist, wie ich am Anfang gesagt habe, dass das Internet für viele Medienunternehmen – geplant oder ungeplant – eine Art Labor ist, um einmal, halb geschützt von der eigentlichen Marke, auszuprobieren, was geht. Wie weit sich die Kosten und Ansprüche senken lassen. Ob die Leser nicht auch mit unredigierten Texten und bloßen Agenturmeldungen zufrieden geben. Ob sie kenntnisreiche Texte von Fachredakteuren wirklich unterscheiden können von ahnungslos aus verschiedenen Quellen zusammengestrickte Stücke von schlecht bezahlten Online-Praktikanten. (…) Vor kurzem hat Bild.de sogar entdeckt, dass es im Internet die Möglichkeit gibt, auf andere Texte zu verlinken. (…) Das ist mehr als man von den meisten anderen Medien sagen kann, bei denen immer noch der Glaube zu herrschen scheint, dass jeder Link auf eine Quelle die Gefahr bedeutet, einen Leser zu verlieren, obwohl es längst keine Frage mehr ist, dass das Gegenteil der Fall ist. (…) Gerade im Internetzeitalter muss sich der Journalismus professionalisieren. Ich fürchte nur, dass gerade das Gegenteil passiert.“

Ich stimmte Niggemeier zu, würde aber einige Passagen noch schärfer formulieren. Diejenigen, die im bei dem Vortrag zugehört haben, sind auch angesprochen: Bestünde die Journaille geschlossen auf Qualität im Online-Journalismus (ein Königreich für einen Link!), würde sich auch etwas ändern. Mein polemischer Artikel über Online-Journalismus, wie er leider ist und wie er sein könnte, ist ohnehin, wie zu erwarten war, wirkungslos verpufft. Fazit: Es ist noch viel schlimmer, als Niggemeier beschreibt, denn alle machen mit. Und die Leserinnen und Leser sind die Leidtragenden.

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Kommentare

One Kommentar zu “Schlechter Online”

  1. DJV-Tagung “Besser Online”: Die Nachlese « www.Sozialgeschnatter.de am Oktober 23rd, 2008 3:23 pm

    […] Burks legte seinen Artikel über Niggemeier unter “Zitate, die man sich merken sollte” ab. […]

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