Als die Römer frech geworden, reloaded

Gladius: Roms Legionen in Germanien

Thomas Fischer: Gladius: Roms Legionen in Germanien.

Was fällt dem historisch gebildeten Leser und der in römischer Geschichte bewanderten Leserin zuerst auf? Ja, richtig: Der Reiter benutzt keine Steigbügel. Die waren sogar noch fast ein Jahrtausend später nicht selbstverständlich.

Die Perspektive Richters schien mir interessant: Mit den freien, nicht unterworfenen Germanen verband Rom seit den Völkerwanderungen der Kimbern und Teutonen im ausgehenden 2. Jahrhundert v. Chr. ein wechselvolles Verhältnis, in dem sich kriegerische Konfrontationen nur für kürzere Zeit mit friedlicher Koexistenz ablösten. Dieses ambivalente Verhältnis war von Anfang an durch den Widerspruch gekennzeichnet, dass Germanen seit Caesars Zeiten in der römischen Armee dienten. Als sich die römisch-germanischen Konflikte ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. ganz erheblich verschärften, nahm auch der Anteil von Germanen, die in der römischen Armee kämpften, in großem Umfang zu. Rom sah zu Recht an seinen Grenzen die Germanen im Norden noch vor den Parthern bzw. Persern im Osten als seine gefährlichsten äußeren Gegner an. Kein Wunder, dass an der Germanengrenze am Rhein und später an der Donau die zahlenmäßig stärksten römischen Truppen stationiert waren – paradoxerweise stets unter germanischer Beteiligung.

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Kommentare

2 Kommentare zu “Als die Römer frech geworden, reloaded”

  1. Godwin am Oktober 26th, 2021 3:04 pm

    jaja – das sollte man mal den verblendeten Nationalisten lehren.
    Nix mit eigenes Volk beschützen usw. – wessen Brot ich fresse, dessen Lied ich singe.
    Man schaue sich später nur die Bündnis-Politik z.B. eines Vlad Dracul II. an – den eigenen Sohn als Pfand an die Türken verschachert um die eigene Macht gegen den regionalen Adel zu stützen…

    Dann doch etwas polit. Bildung.
    Empfehlenswert (trotz Uni-sprech)

  2. Corsin am Oktober 26th, 2021 10:35 pm

    Es zeichnet sich immer mehr ab, dass auch nach Varusschlacht und bald darauf folgender schlussendlicher Aufgabe einer Eingemeindung der Germania Magna sich offenbar dennoch wichtige Handelsbeziehungen entwickelten. Blei aus dem Sauerland oder später auch Silber aus dem Harz (Düna, Harzhornschlacht, Hachelbich) erfreuten sich seitens der Römern jedenfalls großer Nachfrage — von den Söldnern (und, ehem, den Frauen) ganz abgesehen.

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