Weitere Schritte einleiten

Das Justitiariat des RBB schrieb mir heute eine drohende E-Mail, die „für den RBB arbeitende Journalistin Gabi Probst“ sei im Rahmen der Preisverleihung „Der lange Atem“ mehrfach gegen ihren Willen fotografiert worden. Ich solle bis morgen erklären, dass ich kein Foto von ihr publizieren werde. Sollte ich „der Aufforderung nicht nachkommen“, „werden wir weitere Schritte einleiten.“

Dummerweise bin ich weder Fotograf noch habe ich ein Foto der Dame gemacht noch habe ich etwas damit zu tun, welche Fotos irgendwo gedruckt werden. Und auf Drohungen reagiere ich immer „angemessen“. Das haben schon andere vergeblich versucht.

Es geht um meinen großen Artikel zum Fall der Verdachtsberichterstattung des RBB gegen Bernd Lammel, der in den nächsten Tagen im Medienmagazin Nitro erscheinen wird.

Einige Leute scheinen mächtig nervös zu sein. Das ist auch gut so.

Probst belästigte mich heute mit merkwürdigen E-Mails, in denen sie behauptet, sie wolle mir nur helfen, keine Fehler zu begehen. Zusatz: „Ich weiß ja nicht, wie viele STASI-Akten Sie schon gelesen haben..,“

Ich habe geantwortet:
Liebe Kollegin, bitte machen Sie sich nicht lächerlich. Ich habe schon Stasi-Akten eingesehen und darüber publiziert, als Sie vermutlich noch in der Schule waren. vgl. z.B. https://www.burks.de/burksblog/2013/04/09/zersetzung-nach-plan (v. 12.12.1990)
Ich habe mit dem Magazin Nitro, das ein Foto veröffentlichen wird, nichts zu tun. Ich bin nur freiberuflicher Autor und habe keinen Einfluss auf die dortige Fotoauswahl.

Probst gibt mir auch den Rat: „aber fragen Sie doch in der STASI-Unterlagenbehörde nach, wenn Sie mir nicht glauben.“ Meine Antwort:
Ich habe mehrere Lehraufträge für investigative Recherche an Universitäten. Was denken Sie, was ich gemacht habe?
Im übrigen nehme ich Kollegen, die behaupten, sie recherchierten „investigativ“, die aber noch nicht einmal in der Lage sind, eine verschlüsselte E-Mail zu schreiben, nicht ernst, sondern sehe diese als Aufschneider an.

Am 1. November hatte ich der Dame eine E-Mail geschickt, in der ich unter anderem fragte:
1. Laut JVBB-Newsletter vom Juni 2011 https://www.yumpu.com/de/document/view/30645820/jvbb-newsletter-juni-201
1-verein-berliner-journalisten-ev/3 waren Sie Rechnungsprüferin und Mitglied im Aufnahmeausschuss des JVBB. Sind Sie noch Mitglied im JVBB und sind Sie noch Rechnungsprüferin?

2. Laut einer Mitarbeitern des BStU in Berlin besitzen Sie die Akten Bernd Lammels schon seit 2010. Warum haben Sie erst jetzt darüber berichtet?

3. Laut einer Mitarbeitern des BStU in Berlin gab es 2010 eine so genannte „Paketanfrage“. Haben Sie damals nur über Mitglieder des DJV Berlin Auskünfte eingeholt oder waren auch andere Personen betroffen?

Eine Antwort bekam ich nicht. Das lässt ja tief blicken… Dann leitet mal weitere Schritte ein. Ich hole schon mal Popcorn.

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Kommentare

9 Kommentare zu “Weitere Schritte einleiten”

  1. ... der Trittbrettschreiber am Dezember 1st, 2015 8:16 pm

    „Und auf Drohungen reagiere ich immer „angemessen“. Das haben schon andere vergeblich versucht.“

    Lern- und Nachahmfrage: WIE DENN?

    PS Burks, lass Dir doch die interessanten Infos nicht immer aus der Nase ziehen. Wen interessiert denn eine Journalistin – Tools and Methods, that’s it, isn’t it?
    Danach wird wieder Geschichte gemacht und interpretiert.

  2. Ahmed am Dezember 1st, 2015 10:47 pm

    Diesen Leuten gehört Contra gegeben. Man merkt sofort, dass Sie nicht wirtschaftlich von irgendeinem „Blatt“ abhängen, und das ängstigt die. – Eine so ekelhafte, menschlich niedrige Affäre, furchtbar.

  3. ... der Trittbrettschreiber am Dezember 2nd, 2015 10:05 am

    @Ahmed

    … ja , aber gerade an dieser Stelle wrid es doch erst richtig interessant – wie geht man ganz professionell damit um? Da öffnet sich doch eine echte große investigative Schatztruhe.

  4. andreas am Dezember 2nd, 2015 11:38 am

    Never mind the bollocks mate.

  5. Ahmed am Dezember 2nd, 2015 3:26 pm

    @Trittbrettschreiber

    Es macht mich sehr wütend, dass solche Recherchen gleichsam als Gratis-Modell ins Internet gestellt werden müssen und es keinen „Markt“ gibt für anständigen Journalismus. Das ist ganz schrecklich und ein Armutszeugnis für eine Gesellschaft

  6. ... der Trittbrettschreiber am Dezember 2nd, 2015 8:55 pm

    „…der in den nächsten Tagen im Medienmagazin Nitro erscheinen wird.“

    Ich vermute mal, das sich nichts ändern wird (ändern kann), solange der Krieg nicht vor der eigenen Haustür stinkt, sondern in Hochglanz-Zeitschriften süffisant als Cocktail-Beilage kredenzt wird.

  7. Ahmed am Dezember 3rd, 2015 11:13 am

    @Trittbrettschreiber

    Ich habe mich auf den Umstand bezogen, dass die Recherchenkompetenz hier auf einem Blog demonstriert werden muss. Weit davon entfernt, allem zuzustimmen, was Herr Schröder hier postet, erkenne ich seine handwerklichen Fähigkeiten und seinen grundsätzlichen ethischen Anspruch an. Dass da nebenbei so was wie Wachdienst geschoben werden muss, ist ein Wahnsinn.
    Am Rande bemerkt.

  8. ... der Trittbrettschreiber am Dezember 3rd, 2015 8:21 pm

    @Ahmed

    btw: Es gibt einen Ausbildungs-„Markt“ für Journalismus. Burks unterrichtet selbst. Nun ja, wer ihn kennt, reißt sich lieber am Riemen, sonst beginnt er einem mit der Haltung eines Altphilologen die Leviten zu lesen. Danach läßt er einen durchfallen. Es gibt nur eine Rettung: Rixdorfer Nächte (und Theken) sind bang –
    http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/der-bierabsatz-sinkt-berliner-brause-soll-brauer-retten/6990310.html

  9. Die Akte Lammel, reloaded : Burks' Blog – in dubio pro contra am April 25th, 2021 9:50 am

    […] Ich gehöre auch zu den “Opfern” der Kampagne, obwohl ich meine Stasi-Akte schon selbst publiziert hatte. Vgl. auch “Die Akte Lammel, final” sowie Weitere Schritte einleiten. […]

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