Cesar Lora, Isaac Camacha und die permanente Revolution

minero

Wer ein Herz hat und für die kleinen Leute ist, die man früher hierzulande Arbeiter nannte (sogar dieses Wort ist aus den Kapitalismus-affinen Mainstream-Medien verschwunden), der sollte nach Bolivien fahren. Oder dieses Video ansehen – auch wenn es in Spanisch ist: Der Rhythmus und die Gefühle, die vermittelt werden, reichen aus, um sich vorstellen zu können, wie ein kämpferischer Arbeiterführer (Frauen inbegriffen) oder Gewerkschaftler sein könnten. Nicht wie diese zahnlosen und die Obrigkeit anschleimenden Gestalten hierzulande, die sich „Tarifpartner“ des Kapitals schimpfen.

Ein halbes Jahrhundert nach der Ermordnung Cesar Loras und Isaac Camachas wird ihrer immer noch gedacht – aber nur von den Bergarbeitern Boliviens. Das Bild habe ich 1984 in Llallagua in Bolivien gemacht in der Nähe der Zinnmine Catavi-Siglo XX, die meine damalige Freundin und ich besichtigt hatten. Catavi war das größte Bergwerk Lateinamerikas.

Auf Wikipedia gibt es nur eine portugiesische Seite über Cesar Lora. (Ich habe bei archive.org noch etwas gefunden).

In Deutschland würde so ein Mann natürlich nie ein Denkmal bekommen: Cesar Lora war ein militanter trotzkistischer und unabhängiger Gewerkschaftsführer. Solche Leute wären in Deutschland vor 1945 ermordet worden, nach 1945 wären sie ins Gefängnis gegangen und hätten Berufsverbot bekommen. In Bolivien ist das anders. Ein Buchtitel, der mir beim Recherchieren auffiel, sagt schon genug: „Bolivia’s Radical Tradition: Permanent Revolution in the Andes“.

Das Denkmal zeigt auch, was solche Monumente bewirken können. Wir haben ja nur die steinernden Figuren der herrschenden Klasse überall herumstehen. Im Beitrittgebiet ist das noch anders, aber ich befürchte, dass in den Schulbüchern sorgsam ausgelassen wird, was sie bedeuten. Ernst Thälmann . den im KZ Buchenwald von den Nazis ermordeten Vorsitzenden der KPD – meine ich nicht; der hat der deutschen Arbeiterklasse vermutlich letztlich mehr geschadet als genutzt und war außerdem eine Marionette der Komintern und Moskaus.

Aber ich wollte nur ein Foto posten und keine Grundsatzdiskussion anfangen… Ja, übrigens hatte Trotzki recht.

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Kommentare

2 Kommentare zu “Cesar Lora, Isaac Camacha und die permanente Revolution”

  1. Mina Kami und so genannte Kooperativen : Burks' Blog am Juni 29th, 2020 5:48 pm

    […] Llallagua durfte ich eine Mine besichtigen, was ich als eine Ehre empfand und wofür ich heute noch dankbar […]

  2. Lord of the underworld, revisited : Burks' Blog – in dubio pro contra am September 3rd, 2020 10:24 pm

    […] Städtchen Llallagua ist das “Herz” der bolivianischen Linken. Die mineros dort waren immer am besten organisiert, linksradikal und revolutionär – […]

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