Die Tyrannei der Marktes und die positive Kraft des Kapitalismus

Lautsprecher des Kapitals

Nein, ich habe die gestrige Ausgabe der „Süddeutschen“ nicht gekauft – sie wurde mir von einem Kollegen geschenkt. Im Wirtschaftsteil fand ich einen Artikel von dem mir bisher unbekannten Marc Beise (leider nicht online verfügbar): Die (harmlose) Kritik des Papstes verstelle den Blick auf die “ positive Kraft des Kapitalismus“. Wer zum Teufel ist Marc Beise? „Wirtschaft verstehen: (…) Der SZ-Wirtschaftschef beantwortet Leserfragen zum Wirtschaftsthema der Woche – und redet Klartext.“

Ja, genau. Wir haben einen lupenreinen Kandidaten für den Wanderpokal „Lautsprecher des Kapitals“ – ohne wenn und aber. Zur Erinnerung: Der Wanderpokal „Lautsprecher des Kapitals“ geht an Journalisten, die nichts davon beherzigen, die sich die Propaganda der Kapitalisten unkritisch zu eigen machen, die deren Neusprech und und Propaganda-Worthülsen übernehmen, die in Populär-Okonomie dilettieren, ohne jemals ein Buch über den tenzenziellen Fall der Profitrate oder die Theorie des Wert gelesen zu haben. Kurzum: die ihren Beruf nicht nur verfehlt haben, sondern auch noch dummschwätzen und sich als Lobbyist missbrauchen lassen, freiwillig oder aus Dummheit und/oder Ignoranz.

Übrigens – wie urteilt denn Karl Marx über die positive Rolle der Bourgeoisie? „Die Bourgeoisie reißt durch die rasche Verbesserung aller Produktionsinstrumente, durch die unendlich erleichterten Kommunikationen, auch die barbarischsten Nationen in die Zivilisation. (…) In kaum 100 Jahren hat die bourgeoise Klassenherrschaft mehr Produktivkräfte freigesetzt als in der gesamten menschlichen Geschichte davor freigesetzt wurden.“

Scherz beiseite: So etwas würden Leute wie Beise nicht verstehen.

Ich habe übrigens den Artikel ganz gelesen und will die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser nicht indoktrinieren (hüstel). Ein derartiges Gesülze wie in Beises Artiekel „Der Papst irrt“ habe ich aber schon lange nicht mehr gelesen. Ich muss keine Zeitung in Papierform kaufen, um mir die Agitprop der Glaubensgemeinschaft freier Markt(TM) und der Lobbyisten des Kapital in Reinform reinzuziehen. Unter Journalismus stelle ich mir etwas anders vor.

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Kommentare

12 Kommentare zu “Die Tyrannei der Marktes und die positive Kraft des Kapitalismus”

  1. Ossiblock am Dezember 1st, 2013 11:24 pm

    Der Kapitalismus vergewaltigt die Welt wie ein zittriger Greis eine junge gesunde Frau, die er mit nichts mehr befruchten kann als mit Alterskrankheiten. (Gorki)

  2. flatter am Dezember 1st, 2013 11:25 pm

    Ich frage mich immer noch, ob das Ironie ist, dass du den Beise nicht kennst. Der braucht den Wanderpokal nicht, der ist Propaganda Championsleague. Es gibt keinen Treueren, Devoteren, niemanden, der so artig täglich den dümmsten Stumpfsinn wiederholt. Beise ist einer der wenigen, denen ich abnehme, dass sie den Stuss wirklich glauben, den sie im Auftrag verzapfen.

  3. admin am Dezember 2nd, 2013 12:44 am

    Ich bin doch Preuße von Geburt an (Grafschaft Mark), warum sollte ich die „Süddeutsche“ Lesen? Süddeutschland ist irrelevant. (Wikipedia) SCNR

  4. Hades am Dezember 2nd, 2013 1:03 am

    Hi Burks,

    einen hab ich noch, oder, was für den Blutdruck.
    Josef Joffe hat am 28.11. auf ZON ähnlich, aber ins selbe Horn gebr.. äähh, gestoßen. Also gibts den Schwachsinn auch in Norddeutschland, *gg*

    Gruß Hades

  5. Jürgen am Dezember 2nd, 2013 1:35 am

    Wenn ein Bayer den Papst kritisiert muss es schon sehr schlimm sein.

  6. chriwi am Dezember 2nd, 2013 8:44 am

    Beise verbreitet öfter mal solchen Unsinn. Die Kritik des Papstes ist berechtigt. Allerdings ist es nichts neues, dass eine Religion eine andere kritisiert. Der Kapitalismus hat viele Vorteile gebracht. Die Nachteile werden von den Verfechtern gerne in Kauf genommen. Wir sollten uns fragen, wie man die Vorteile bekommen kann, bei einer massiven Reduktion der Nachteile.

  7. .... der Trittbrettschreiber am Dezember 2nd, 2013 12:31 pm

    “Die Bourgeoisie reißt durch die rasche Verbesserung aller Produktionsinstrumente, durch die unendlich erleichterten Kommunikationen, auch die barbarischsten Nationen in die Zivilisation. (…) In kaum 100 Jahren hat die bourgeoise Klassenherrschaft mehr Produktivkräfte freigesetzt als in der gesamten menschlichen Geschichte davor freigesetzt wurden.”

    Das erinnert an schwarze Löcher im All.

    Ist der Kapitalismus ein Hochleistungs-Staubsauger?

    Was aber, wenn alles sauber ist?

    Saugen wir dann uns selbst?

    OOOkayyy – ich weiß warum eine Banane krumm ist.

    Fragen ist jedenfalls angenehmer als Antworten.

  8. lepus am Dezember 2nd, 2013 6:02 pm

    „dummschwätzen und sich als Lobbyist missbrauchen lassen, freiwillig oder aus Dummheit und/oder Ignoranz.“
    „Ein derartiges Gesülze“
    „dümmsten Stumpfsinn“
    „den Stuss“
    „den Schwachsinn “

    Getroffene Hunde bellen.
    Der gute Beise scheint einen Nerv getroffen zu haben.
    Schade, dass das Gejaule nicht konkret wird.

    Beise den Vorwurf zu machen, vom tendenziellen Fall der Profitrate nichts gelesen zu haben (wenn er denn berechtigt wäre) reicht nicht aus.

    „Beise verbreitet öfter mal solchen Unsinn. Die Kritik des Papstes ist berechtigt.“

    Welchen Unsinn hat er wohl in diesem Fall verbreitet? Leider ist der Artikel online nicht verfügbar, aber zum Glück kann man auf dem obigen Bild noch den Untertitel von Beises „Unsinn“ lesen: „Seine Kritik (…) ist berechtigt.“ Aha – so sieht der Unsinn aus. Na dann…

  9. eb am Dezember 2nd, 2013 6:46 pm

    Da bin ich ganz bei flatter. Wenn es einen Gläubigen auf dieser Welt (speziell in Baden Württemberg) gibt, der noch gläubiger sein will/kann, als der Papst, dann ist es Herr Beise. Denn kannst du noch im Grab mit Leichen begraben, dann wird der immer noch sagen, dass du dich irrst. Normalerweise, wirft man ja so Päpsten fehlendes Reflexionsvermögen vor, aber da hat es selbst bei Ratzinger schon jemand gegeben, welcher der tauben Nuß noch näher kam. Ein wahrhaft erschreckendes Beispiel, für fanatisch gelebte Ideologie redaktionellem Ausmaßes. Dass Schlimme ist nur, die Flöten hier am Weinberg Gottes, neigen schwer zum Jüngertum der christlichen Händlerseele, vorwiegend nach altem Testament.

  10. Hannes66 am Dezember 3rd, 2013 5:49 pm

    Das ausgerechnet dieser Herr Chefredakteur des Wirschaftsteils wurde, hat dazu geführt, dass ich die von mir seit 40 Jahren geschätzte SZ voriges Jahr endlich abbestellt habe.

    Der ist wirklich unerträglich!

  11. dt am Dezember 8th, 2013 11:05 am
  12. Nerv getroffen oder: Kapitalismus als säkularisierte Religion : Burks' Blog am Dezember 25th, 2013 10:48 pm

    […] hatte schon am 1.12.2013 das Thema diskutiert: “Die Tyrannei der Marktes und die positive Kraft des […]

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