Kinderpornographie, Netzsperren und lästige Details

Ein erstaunlich (medien)kritisches Posting im FAZ-Blog (das aber von netzpolitik.org stammt): „Hahne hat in der Sendung systematisch fast jede Gelegenheit gemieden, die Zuschauer aufzuklären, klüger zu machen. Er hat sie nur in ihren Gefühlen bestärkt. Dass ein Mann wie Peter Hahne mit seiner Ratiophobie vom ZDF als Journalist eingesetzt wird, ist ein fortdauerndes Ärgernis.“

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Turmopfer

Turmopfer

Ich bin leider kränklich, stark verschnupft, und am ersten Tag röchelt man bekanntlich am meisten. Daher hier eine nette Partie: Ich zog Th8xh2, Weiß antwortete Kxh2 – und verlor sofort. Bf3+ machte die Sache klar, denn auf Kg1 folgt Ta8-h8 mitt Mattdrohung im nächsten Zug. Dagegen gibt es kein Mittel mehr.

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Von Deutsch-Rixdorf nach Grunewald

Deutsch-RixdorfGrundwald

Oben: Das ehemalige Aldi-Nord, Richardstraße in Deutsch-Rixdorf. Unten: Hubertusbader Straße, Berlin-Grunewald.

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Die Zeitschrift als Waffe und Durchsuchungen als Strafe

Annalist: „Die Zeitschrift als Waffe. Mehr Durchsuchungen in Berlin“.

„Der Tagesspiegel, der in solchen Sachen in der Regel außerordentlich gut informiert ist (sich aber zu der Behauptung verstieg, es sei die Redaktion durchsucht worden), berichtet dann in einer Meldung auch gleich von Durchsuchungen bei Neonazis. Extremist = Extremist, ist wohl die Botschaft.“

Stichwort: „Bombenbauanleitungen“. Das kommt gleich nach „Kinderpornografie“. „‚Interim‚ ist zwar nicht verboten, wird aber im Untergrund hergestellt, schätzungsweise mit 1500 Exemplaren.“ Dazu vergleich auch Heise Online: „BKA-Honeypot www.bka.de“.

Vgl. auch Ermittlungsausschuss: „Durchsuchungswelle in linken Buchläden“ (Juli 2010): „Wir haben es also mit einer politischen Initiative der Staatsanwaltschaft zu tun, die, so sie Erfolg haben sollte, die Möglichkeiten zur staatlichen Verfolgung von politischen Gedanken und Einstellungen ausweiten wird. So, wie der §130a keine konkrete Tat unter Strafe stellt, sondern die ‚Anleitung‘ zu einer solchen schon zur Straftat macht, wird nun versucht, vom bloßen Vorhandensein bestimmter Schriftstücke auf deren inhaltliche Befürwortung durch die Ladenbetreiber zu schließen und diese zu kriminalisieren. Angeblich – siehe Artikel 5 Grundgesetz – findet eine Zensur nicht statt, dafür aber aktive Verunsicherung und Einschüchterung, wenn HändlerInnen und LeserInnen nicht wissen können, ob das radikale Blatt, das sie in Händen halten nicht morgen schon kriminalisiert werden wird, und sie gleich mit.“

Diese Tendenz ist zwar nicht neu, aber immer noch und immer wieder eine „Waffe“ der Staatsanwaltschaft, um einzuschüchtern und das Verfahren selbst als „Strafe“ androhen zu können, selbst wenn sich die Unschuld der Verdächtigten herausstellte. Ich sage das aus eigener Erfahrung, denn mehr als ein Jahr nach meinem Freispruch habe ich meinen damals beschlagnahmten Rechner immer noch nicht wieder.

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World Builder

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EntwicklungshelferInnen

Schon bei dem Wort allein schwillt mir der Kamm. „Entwicklung“ ist ein Begriff aus der weltanschaulichen Mittenkiste: Er suggeriert, dass sich die Menschenheit vom Schlechten (Stammesgesellschaft), Hässlichen (Unterdrückung des Individuums) und Falschen (Naturreligion) zum Guten (Kapitalismus), Schönen (Alice Schwarzer, F.D.P.) und Wahren (Monotheismus) „entwickele“. Das ist bekanntlich Blödsinn, wie schon der Untergang des römischen Reiches und das Verschwinden der Fußbodenheizungen der Antike ansatzweise gezeigt haben. Nichts „entwickelt“ sich irgendwohin. Deshalb kann auch niemand „helfen“, zumal dem Helfen immer ein niedriges Motiv zugrunde liegt – das Gefühl, moralisch besser zu sein als andere oder schlicht der eigene Vorteil.

„Ich wünsche Ihnen eine gute Entwicklung da unten“, sagte der ehemalige Bundespräsident Lübke zu den „lieben Negern“. Ich habe lange in Südamerika gelebt und bin in Peru während meines Aufenhalts unter anderem in der landwirtschaftlichen „Kooperative“ Tupac Amaru vom Gedanken der „Entwickungshilfe“ gründlich geheilt worden. Diese Kooperative war von linken Militärs ins Leben gerufen und von deutschen Entwicklungshelfern aufgebaut worden. Als ich in den Anden und in der gegen von Ayacucho war (Jahreswende 1979/80), hatte Sendero Luminoso die ersten Aktionen des bewaffneten Kampfs begonnen und ich konnte mit ihren Sympathisanten noch erbittert über „Entwicklung“ diskutieren (ein paar Jahre später hätten sie mich schlicht erschossen).

In „Unter Beschuss“ fand ich „Entwicklungshelfer“ in Afghanistan sehr hübsch beschrieben – ich musste schallend lachen:

Man erkennt sie sofort, wenn sie zum Essen ins Feldlager kommen. Eine Combo aus zwei Frauen um die fünfzig mit Modeschmuck und praktischer Kurzhaarfrisur, ein schüchterner Mann im gleichen Alter und eine junge Nachwuchskraft, die zu glauben scheint, dass die Einheimischen es honorieren würden, dass sie sich ein Kopftuch übers Haar gelegt hat. (…) Es ist schon ein besonderer Schlag Mensch, der zur Entwicklungshilfe strebt. Nicht wenige von ihnen erwecken den Eindruck, dass sie selbst dringend Hilfe benötigen. Selten begegnet man einem Entwicklungshelfer, desse Persönlichkeit gefestigt scheint und der Durchsetzungsstärke verkörpert (…) Entiwicklungshelfer sind die Missionare unserer Zeit. Ausgestattet mit gutem Gewissen, Toyota-Landcruisern und üppigen Gehältern ziehen sie in die Welt hinaus, um den Menschen die frohe Kunde von Gleichberechtigung, ökologisch bewusster Lebensführung und ihrer Vorstellung von Gerechtigkeit zu überbringen.

Ich verweise auf mein Posting vom 23.03.2006 „Es steht ein Soldat am Kongostrand“: „Entwicklungshilfe in jeder Form ist kolonialistische Ausbeutung mit menschlichem Antlitz. „Entwicklung“ wohin – zum kapitalistischen Weltmarkt? Mit welchem moralischen Ziel?“

Schafft die verlogene „Entwicklungshilfe“ ab!

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Lager heissen jetzt Sammelunterkünfte

Manchmal fällt es mir schwer, nicht von gleichgeschalteten Medien zu reden. Tagesschau.de über die angeblich nicht existierenden Roma-Lager: „Etwa 12.000 von ihnen haben keine Aufenthaltserlaubnis in Deutschland, sind also ausreisepflichtig und damit von der Abschiebung bedroht. Denn im April 2010 haben das Kosovo und Deutschland ein so genanntes Rückführungsabkommen abgeschlossen. Wie viele Roma seitdem abgeschoben worden sind, ist nicht bekannt. Innenminister wie Zentralrat sprechen von Einzelfällen. Die ausreisepflichtigen Roma in Deutschland leben in Sammelunterkünften.“ (via Fefe)

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Unter Beschuss

unter_beschussIch lese gerade das Buch „Unter Beschuss von Marc Lindemann, erschienen im Econ-Verlag.

Untertitel: „Warum Deutschland in Afghanistan scheitert“. Es muss eigentlich heißen: „scheitern wird“. Ich kann das Buch nur jedem empfehlen. Lindemann ist für den Krieg in Afghanistan, aber jede Zeile des Buch gibt einem Argumente in die Hand, dass das ganze Unternehmen ein einziger Irrsinn war, ist und immer sein wird.

So ganz nebenbei bekommt man auch eine gründliche Einführung in den Guerillakrieg des 21. Jahrhundert und wie dieser erfolgreich geführt werden kann. Über die berühmt-berüchtigen russischen BM-1-Raketen, die gegen die Bundeswehr zum Einsatz kommen und gegen die sich die Soldaten kaum wehren können, kann man sich auf diversen Website zusätzlich ein Bild machen.

„…die wahre Schwachstelle liegt bei uns zu Hause. Unsere Gesellschaft ist nicht bereit, Opfer in einer undifinierten Mission mit unsicherem Ausgang wie in Afghanistan zu akzeptieren. (…) Diese Schwäche, eine Art mangelnde Leidensfähigkeit unserer Bevölerung, nutzt der Feind in Afghanistan gezielt aus.“

Eine hübsche Dolchstoß-Legende – und zum Glück ist sie fast wahr: „Der Feind muss uns also gar nicht militärisch schalgen, um sein Ziel zu erreichen. Er muss lediglich dafür sorgen, dass die Mission aus innenpolitischen Gründen nicht mehr verlängert wird.“

Da aber unsere politische Klasse bis auf einen winzigen Prozentsatz autistisch und beratungsresistent ist, was das Thema angeht (wozu haben wir denn Bosbach und andere Plappermäuler!), wird es noch eine Weile dauern und vielen Soldaten das Leben kosten, ehe diesem Wahnsinn ein Ende gemacht wird.

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Cities of Rhyta and Rarir, revisited

RhytaRarir

Wenn jemand meinem aktivsten Avatar begegnen will, der suche in Second Life nach diesen Orten… Aber Vorsicht, ich bin bis an die Zähne bewaffnet und in Gor sind Avatare verwundbar bzw. „sterblich“. By the way zum Bild unten: Mein Haus, mein Segelboot, meine Veranda usw…..

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Strafverfolgungsfreier Raum

Neue Sprachregelung der Zensur-Lobby: „Das Internet wird zunehmend zum strafverfolgungsfreien Raum“ (sagt natürlich Bosbach, das merkbefreite Sprachrohr der Überwachungsstatt-Fanatiker, laut Heise.) Ich aber sage euch: die Vorratsdatenspeicherung wird erneut kommen, keine Frage.

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Ballerspiele machen intelligenter

Man darf nicht unsere Bildungsministerin (wie hieß die noch mal gleich?) oder den allgegenwärtigen Populisten Pfeiffer fragen, warum Jugendliche sich unbedingt mit Computerspielen beschäftigen sollten, sondern ernst zu nehmende Wissenschaftler. Zu dem Thema gibt es wohl in Deutschland keine.

Current Biology hat gerade einen interessanten Artikel publiziert: „Improved Probabilistic Inference as a General Learning Mechanism with Action Video Games“.

Action video game play benefits performance in an array of sensory, perceptual, and attentional tasks that go well beyond the specifics of game play . That a training regimen may induce improvements in so many different skills is notable because the majority of studies on training-induced learning report improvements on the trained task but limited transfer to other, even closely related, tasks…

Ballerspiele aka Egoshooter verbessern also die Fähigkeit, im täglichen Leben schnelle und korrekte Entscheidungen zu treffen.

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Warum Sarrazin nicht aus der SPD ausgeschlossen werden wird

Bei Partei- und Vereinsausschlüssen bin ich sozusagen unfreiwillig Experte. Im vergangenen Jahrzehnt hat der Deutsche Journalisten-Verband (DJV bzw. sein Berliner Landverband) schon vier Mal versucht, mich u.a. wegen allzu kritischer Äußerungen auszuschließen – jedes Mal erfolglos.

Bei Legal Tribune Online kann man nachlesen, warum der Ausschluss Sarrazins aus der SPD auch nicht funktionieren wird – wenn der sich wehrt und nicht einknickt.

„Die zentrale Norm ist § 10 Abs. 4 PartG: Ein Mitglied kann danach nur ausgeschlossen werden, wenn es bestimmte Schutzgüter in qualifizierter Weise verletzt und dadurch für die Partei einen schweren Schaden verursacht. Schutzgüter sind die Satzung, die Grundsätze und die Ordnung der Partei. Der Satzungsbegriff entspricht demjenigen des sonstigen Vereinsrechts. Mit Ordnung sind alle Verhaltensregeln gemeint, die eingehalten werden müssen, damit eine Partei funktionieren kann.“

Vereins- und Parteifunktionäre neigen dazu, die jeweilige Organisation als ihr persönliches Eigentum zu betrachten und lästige Kritiker per Formalia loszuwerden. Dummerweise wehren sich die meisten nicht, weil sie nicht wissen, dass das deutsche Partei- und Vereinsrecht gegen einen Ausschluss hohe Hürden vorgesehen hat.

„Zuletzt muss der qualifizierte Verstoß einen schweren Schaden für die Partei verursachen.“ Den Nachweis vor Gericht zu erbringen wird dem Lichterketten-tragenden Parteivorstand der SPD wohl schwer fallen. Aber das sind ja Autisten – die Welt als Wille und Vorstellung ist per default gesetzt. Sarrazin und der SPD-Vorstand passen also gut zusammen. Man sollte das, was zusammengehört, nicht auseinanderreißen.

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You Know Who Likes WikiLeaks? Fidel Castro

Hier las ich den Hinweis auf einen Artikel der Los Angeles Times: „Fidel Castro, Internet Junkie.“

The LA Times article is based on an lengthy interview Castro did with the Mexican newspaper La Jornada, where he reportedly said that the Internet, “has put an end to secrets…. We are seeing a high level of investigative journalism, as the New York Times calls it, that is within reach of the whole world.” He also said that the Internet is, “the most powerful weapon that has existed.”

Der Artikel im aktuellen Print-Spiegel über Kuba und Fidel Castro basiert auf den Artikeln der mexikanischen und US-amerikanischen Medien sowie einem Interview mit dem kubanischen Alt-Revolutionäre mit The Atlantic. Dorr erteilt Castro dem Antisemitismus des iranischen Präsidenten Ahmadinejad eine scharfe Absage: „Stop Slandering the Jews“.

Wie man es von deutschen Medien gewohnt ist, werden wir bei Spiegel Offline nicht mit Links zu den Quellen behelligt, von denen man abgeschrieben hat. Wo kämen wir denn da hin.

Noch mal Castros Statement in La Journada zum Mitschreiben auf deutsch: „Die mächtigste Waffer aller Zeiten ist die Kommunikation.“ Und: „Es gibt keine Geheimnisse mehr. Wir stehen vor einer Ära des investigativen Journalismus auf hohem technischen Niveau.“ („Se acabaron los secretos, o al menos eso pareciera. Estamos ante un ‚periodismo de investigación de alta tecnología'“.)

An deutsche Medien kann Fidel Castro wohl kaum dabei gedacht haben.

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Sarrazin: Ossis sind dümmer als Wessis

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Kipo: Kopf ab zum Gebet

Legal Tribune: „Wissenschaftlich fundierte Forschungen fehlen zwar weitgehend, unbestritten ist aber, dass sich das Internet in den letzten Jahren zum primären Vertriebskanal für kinderpornographische Inhalte entwickelt hat.“

Mehr muss man zum Thema nicht sagen. dieser Quatsch ist nicht „unbestritten“. Man hat zwar keine Ahnung, aber bei dem Reizwort „Kipo“ heisst es ohnehin nur noch „Kopf ab zum Gebet“.

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Von und zu Guttenbergscher Porno-Alarm [Update]

Stern.de [via Kritik und Kunst] berichtet: „Latex-Korsetts, durchsichtige Ganzkörperanzüge, Leder-Schaftstiefel: Stephanie zu Guttenberg prangert zuviel Sex in Musikvideos an. Diese würden ein gesundes Körpergefühl erschweren und könnten sexuellen Missbrauch fördern – das schreibt die Frau des Verteidigungsministers in ihrem neuen Buch.“

„Ihrer Meinung nach gibt es einen Zusammenhang zwischen der Sexualisierung der Gesellschaft und sexueller Gewalt“. Klar, deswegen gibt es ja in Afghanistan und Saudi-Arabien kaum Gewalt gegen Frauen, sie die dortigen Gesellschaften noch nicht so sexualisiert sind. wie doof muss man sein, um so etwas zu faseln? Und wie doof muss ein Chef vom Dienst bei stern.de sein, um so einen Schmarrn kritiklos abzudrucken? (Zum Verlinken sind die natürlich auch zu blöd.)

Stephanie zu Guttenberg, 33, warnt davor, dass Kinder durch den „Porno-Chic“ vieler Popstars ein verzerrtes Bild von Sexualität bekommen. „Teenager, die heute an einem ganz normalen Tag MTV schauen, sehen zum Beispiel: Die Sängerin Rihanna im durchsichtigen Ganzkörper-Spitzenanzug mit Leder-Schaftstiefeln und Leder-Handschuhen, Christina Aguilera in einem Latex-Korsett mit Nietenarmbändern, Britney Spears an einer Striptease-Stange in Slip und BH“, schreibt die Frau von Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg in einem Buch, aus dem die „Bild“-Zeitung Auszüge druckte.

[Update] Ein „Porno-Foto“ von der prüden Präsidenten-Gattin hat netzpolitik.org veröffentlicht (war in Welt Kompakt).

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Gemeinsam Porno- und Gewaltvideos anschauen

Lustiger Kommentar im Tagesspiegel über die Projektgruppe des Bundestags zum Thema Medienkompetenz: „Es läuft vermutlich darauf hinaus, dass die Familie sich ausgewählte Porno- und Gewaltvideos gemeinsam anschaut und dann daraus einen Katalog von Gegenmaßnahmen ableitet, immer im Dialog mit der Projektgruppe vom Bundestag.“

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Rechte werden immer öfter immer aktiver im Netz

Deutsche Mainstream-Medien lassen sich für die Propaganda diverser Pressure Groups aka Lobbyisten missbrauchen – das ist kein Geheimnis. Man kann das aus Faulheit erklären, aus mangelnder Professionalität, aus ökonomischem Druck, die Anzeigenkunden nicht zu verärgern. Es gibt viele Gründe. Keiner ist entschuldbar, aber so wie es schlechte Politiker, Ärzte und Juristen gibt, gibt es auch schlechte Journalisten.

Ein schlagendes Beispiel ist wieder einmal Spiegel offline mit einem überaus nichtssagenden, aber um schlampigeren Artikel über das beliebte Sprechblasen-Thema „Neonazis sind immer öfter im Internet“ (wahlweise: „Rechte werden immer aktiver im Netz“). Der Autor Hendrik Ternieden gibt sich noch nicht einmal mehr den Anschein, irgendetwas recherchiert zu haben, sondern plappert kritiklos die Agitprop der Dauer-Skandaltruppe Verfassungsschutz und die der Jugendschutzwarte nach.

„Zwar können viele Inhalte gelöscht werden – doch oftmals tauchen sie ebenso schnell wieder auf.“ Wer löscht hier welche Inhalte? Der Verfassungsschutz? Und welche Inhalte? Verbotene Inhalte? Oder nur ekelhafte, falsche oder unangenehme? Ternieden gibt hier den kritiklosen Nachplapperer der Zensur-Lobby. Es wird noch nicht einmal die Frage gestellt, ob überhaupt eine politische Meinung verboten werden sollte und ob das nützlich und Erfolg versprechend sein. Dieses suggestive Dampfplaudern ist aber typisch für moraltheologische Artikel „gegen“ Rechts, die weder journalistischen Ansprüchen genügen noch das Publikum über irgendetwas aufklären.

„Nie zuvor gab es so viele rechtsextreme Websites, warnte unlängst Jugendschutz.net, die Zentralstelle der Länder für Jugendschutz.“ Wie viele unabhängige Quellen haben wir denn hier? Nur eine abhängige, dazu noch eine umstrittene Lobby-Organisation: Eine kleine Recherche, zum Beispiel im Whois zur Domain, bringt zu Tage, dass jugendschutz.net in Wirklichkeit eine GmbH, also eine Firma, ist. Zwar präzisieren andere Quellen, dass es eine gemeinnützige GmbH sei, aber das sorgt im Wesentlichen nur für Steuervergünstigungen. Dabei ist jugendschutz.net bzw. die „LPR Trägergesellschaft für jugendschutz.net GmbH“ eine der wenigen Firmen, die es geschafft haben, in einem Gesetz erwähnt zu werden. Schon mal nachgeprüft? Oder Kopf ab zum Gebet, es sind ja Jugend“schützer“?

„Doch wie gefährlich sind die Braunen im Netz wirklich? Nur schwer lässt sich abschätzen, wie groß ihre Wirkung ist“, schreibt Spiegel Offline. Nichts Genaues weiß man offenbar nicht, nur, dass die Bösen immer böser werden und immer klüger und das „Netz“ immer öfter nutzen. Das habe ich schon 1993 so gehört. Ihr langweilt mich mit eurem sinnfreien Mahnen und Warnen.

Ich habe 2007 dem Tagesspiegel ein Interview gegeben: Nein, das Wort „neue Strategie“ oder „neue Qualität“ ist ein Textbaustein, den ich seit 15 Jahren in regelmäßigen konjunkturellen Zyklen höre, aus den immer gleichen Meldungen des Verfassungsschutzes: Neonazis werden immer böser, nutzen immer öfter das Internet… Ich höre da schon gar nicht mehr hin. Anfang der 90er Jahre wurde behauptet: Neue Qualität – Neonazis nutzen Mailboxen. Bombenbauanleitungen… Das war ja alles ganz fürchterlich. Später: Neonazis nutzen das Internet, und jetzt aufgesplittert: Neonazis nutzen Foren in den USA, jetzt nutzen Neonazis auch flickr.com, und jetzt nutzen Neonazis Web 2.

Bei der Lektüre des hysterisch angehauchten Artikels bei Spiegel Offline fragt man sich irgendwann: Was will uns jetzt der Künstler damit sagen? „Die staatlichen Kontrolleure sind machtlos. Solange keine strafbaren Inhalte veröffentlicht werden, haben sie keine Handhabe. Dann kann auch der Verfassungsschutz nur eines tun: beobachten. Und das ist in den Tiefen des Internets eine gewaltige Aufgabe. “

Wer hätte das gedacht? Muss man denen jetzt mehr Geld oder mehr Mittel geben? Vielleicht hat der geschätzte Kollege Ternieden in den letzten 30 Jahren hie und da die Forderung gehört, diese total überflüssige Organisation ersatzlos zu streichen? Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich vor langer Zeit ummehr als vierzig Kästen Champagner gewettet, dass es keinem unangenehm auffallen würde, wenn es den Verfassungsschutz nicht mehr gäbe.

Der „Jugendschützer Glaser“ ist eine der abhängigen Quellen, die der Spiegel-Offline-Autor zu Wort kommen lässt, ohne auch nur eine einzige These überprüft zu haben. Etwas klarer wird auf Endstation Rechts, wes Geistes Kind dieser „Jugendschützer“ ist: „‚jugendschutz.net‘ erreicht zwar in vier von fünf Fällen, dass unzulässige Inhalte gelöscht werden.“ Unzulässig! Was ist hier warum „unzulässig“? Was den Jugendschutzwarten nicht gefällt?

Ich frage mich, ob man bei den Mainstream-Medien einfach nur dumm und faul ist oder ob eine Methode dahinter steckt – ich wüsste aber nicht welche. Vielleicht machen wie wohlwollenden Leser und geneigten Leserinnen einfach einen Selbstversuch: Man lese den oben erwähnten Spiegel-Offline-Artikel noch einmal ganz unvoreingenommen und frage sich anschließend, welche Inhalte im Gedächnis haften geblieben sind und welchen Gefühl im Magen zurückbleibt? Keine? Und das dumpfe Grummeln: Der Staat muss da doch härter durchgreifen und die Jugend noch mehr klostertauglicher schützen? Zensur ist gut, wenn es gegen die Bösen geht?

Bei mir bleibt nur das Gefühl zurück, das sich gleich kotzen könnte, wenn ich diese als Journalismus getarnte Propaganda lesen muss.

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The future is on the net

Ein interessanter Artikel im englischen Guardian: „Rupert Murdoch and the future of British media – As angry MPs agree witnesses should be called to account over the phone-hacking affair, Henry Porter and Will Hutton examine the wide influence of the media empire behind the scandal.“

„No British political party has succeeded at an election in the last 30 years without Murdoch’s blessing and the drumbeat of his papers can make life extremely difficult for a government when he withdraws his support, as he did from Labour last year.“

Die Italiener haben Berlusconi, die Briten haben Murdoch.

„The future is on the net, but readers are reluctant to pay for newspapers online (…) Conservative titles – the Mail, Express, and Telegraph – will be marginally more vulnerable than the liberal titles – the Guardian, Observer, Independent, Independent on Sunday and the Mirror, whose readership will stay more loyal to the editorial line. But the effect will be small.“

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Demo Freiheit statt Angst

Freiheit statt AngstFreiheit statt AngstFreiheit statt AngstFreiheit statt AngstFreiheit statt Angst

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