Kultige Mehlmärkte

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Galbraith: „Wenn man über den Markt spricht, muss man den theologischen Unterton ausschalten, der diesem Begriff üblicherweise eignet, dieses Element der Allwissenheit, der Allmacht. In der Welt, in der wir wirklich leben, wird jedes, aber auch wirklich jedes individuelle ökonomische Handeln von einem Regelwerk eingerahmt, das staatlichem Handeln entspringt. Die Effizienz dieser Regeln macht die Welt überhaupt erst bewohnbar und den Markt möglich. Nur drei Beispiele. Niemand würde ein Flugzeug besteigen, wenn er nicht an die Kompetenz der Fluglotsen glaubte. Niemand würde frisches Gemüse kaufen, wenn er nicht überzeugt wäre, dass die Lebensmittelüberwachung einigermaßen gut funktioniert. Niemand würde sein Geld Banken oder Finanzinstituten anvertrauen, wenn er nicht überzeugt wäre, dass die Finanzaufsicht in der Lage ist, kriminelle Machenschaften zu verhindern. Jeder einzelne Bereich unserer komplexen Wirtschaftsaktivitäten bedarf staatlicher Regulierung. Wenn diese Regeln sabotiert oder außer Kraft gesetzt werden, sind Unternehmen nicht etwa plötzlich frei und können tun, was sie wollen, die Märkte selbst brechen zusammen. Wenn wir das zulassen, kommt es zu einer enormen Verarmung der Gesellschaft, was jetzt ja tatsächlich auch geschieht.“

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Kommentare

10 Kommentare zu “Kultige Mehlmärkte”

  1. ... der Trittbrettschreiber am April 2nd, 2022 3:25 pm

    Das Schlimme ist ja, dass ich als Gier gesteuerter Konsument nicht einmal aus dem Vorhandensein eines leeren Regals lernen kann. Mit leerem Magen schon garnicht. Der Markt, seine Gesetze und vor allem seine Launen werden für mich immer eine verschlossene Konservenbüchse bleiben, die inmitten eines Wirtschaftseminars auf einem kleinen Tisch steht und per Kamera auf ein Riesendisplay gebeamt wird. Musik, Schnittchen, Seidenpolyesertmixanzüge und raschelnde hautfarbene Transparentleggings zu 2reihigen Damenblazern, Tschakka dancende Motivationsmanager -/-/-/x feiern diese goldene Dose und ich habe nur eines – Durst.

  2. Die Anmerkung am April 2nd, 2022 4:30 pm

    Der Süddeutsche Beobachter hat gleich zweimal hingeschaut und dabei einen Theologen der Märkte auf frischer Tat ertappt.
    —–
    https://www.sueddeutsche.de/politik/krieg-ukraine-russland-liveblog-mariupol-flucht-papst-1.5554630

    Scholz befürchtet weltweit ökonomische Schäden durch Krieg

    Scholz befürchtet weltweit Schaden durch Russlands Angriff auf Ukraine.
    —–
    Mephisto z.B., der alte Schlingel, befürchtete, Gretel könne Faust zur Besinnung bringen.

    Scholz war’s nicht, der Krieg war’s gewesen, genauer gesagt, Rußlands Angriffskrieg.

  3. Die Anmerkung am April 2nd, 2022 5:35 pm
  4. Thomas am April 2nd, 2022 7:45 pm

    Niemand würde sein Geld Banken oder Finanzinstituten anvertrauen, wenn er nicht überzeugt wäre, dass die Finanzaufsicht in der Lage ist, kriminelle Machenschaften zu verhindern.

    Gaaanz schlechtes Beispiel, wie man an der Bafin und Wircard oder der Hypo Real Estate gesehen hat

  5. Herbert Eisenbeiß am April 2nd, 2022 8:21 pm

    Ich habe das Glück, dass er hier eine lokale Mühle gibt, die auch an Privatkunden verkauft. Da kriege ich noch in schöner Menge alles, was ich will und deutlich billiger als im Supermarkt.

    Allerdings haben sich die Probleme schon lange VOR dem Ukraine-Krieg abgezeichnet. Schon im November/Dezmber inserierte eine der größeren Mühlen in meiner Gegend in der Zeitung die Frage, warum denn die Bauern das Getreide horten würden. Schon ohne Krieg bekam zumindest diese Mühle aus mir als auch ihr unbekannten Gründen deutlich weniger Getreide im Herbst/Winter 2021 angeboten als 2020.

  6. Cosin am April 2nd, 2022 9:04 pm

    Spassfakt zum Symbolfoto: Die aus Amerika stammende Sonnenblume wurde in Europa zunächst nur deshalb angebaut, weil während der Fastenzeit das sonst übliche Schweine- oder Gänseschmalz verboten war.

  7. Godwin am April 2nd, 2022 10:52 pm

    man kann dieses Zitat aber auch ins genaue Gegenteil übersetzen – Banken oder Finanzinstituten etc. funktionieren aus Angst, dass sich Zuwiderhandlungen negativ auf mich auswirken.
    Heut MUSS ich ein Konto haben, um Lohn zu bekommen.
    Also MUSS ich auch Gebühren zahlen.
    Vertrauen in den Piloten – vielleicht auch pure Ignoranz vor dessen Alkoholsucht.
    Gemüse – definitiv Ignoranz vor den Produktions-Schritten.
    Zucker, Chicken Nuggets usw. – Sucht geht über Gewissen.
    Das Leben als Dilemma-Geschichte

  8. Gottfried24 am April 3rd, 2022 11:42 am

    Allgäuer Käse 125g Packung, Preis vor einer Woche 1,65€, Preis am Samstag 2,15€.

    Harzer Käse 200g Packung, vorher 1,35€, nachher 1,75€.

    Ägyptische Kartoffeln 2,5kg, vorher 1,99€, nachher 1,99€.

  9. Gottfried24 am April 4th, 2022 5:27 pm

    In eigener Sache muß ich meinen Kommentar ergänzen – auch um es nicht zu vergessen, denn es trifft mich hart, weil ich täglich mindestens eine 1/2 Dose (= 2 große Pfirsiche) vertilge:

    Dose Pfirsiche (480g Abtropfgewicht) vorher 1,69€, nacher 3,29€.

  10. ... der Trittbrettfahrer am April 4th, 2022 7:44 pm

    @Gottfried

    1/2 Dose Pfirsiche …. mmmhh.

    Das ist signifikant.
    Schwangere Frauen m/w/d/x sollen ja ganz heiß auf saure Gurken sein. Nun die Robert Lemke Frage, die höchtswarscheinlich nur mich in meinem der Welt fröhlich zugewandten Standardzustand interessiert – hast Du kürzlich einen Vertrag als Leihvater unterschrieben?

    1/2 Dose Pfirsiche …. mmmhh.

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