Vorbildlich

vorbildlich
Credits: Jan Myrdal: China: Die Revolution geht weiter – Bericht über den Fortschritt in Liu Ling, Fotos: Gun Kessle, erschienen 1971

Vor langer Zeit, als das Wünschen und Sektierern noch half, las ich lustige Bücher wie auch das obige. Die Zeit vergeht und man sieht klarer. Heute empfehle ich etwas anderes. Die Junge Welt hat ein vorbildlich interessantes Gespräch mit Frank Sieren, der seit 1994 in Peking lebt, über die aktuelle Lage der Wirtschaft in der Volksrepublik. Da der sich auskennt, wird man man manchmal überrascht, die im Mainstream der anti-chinesischen Propaganda hierzulande solide Fakten über das, was in China geschieht, nur selten auftauchen. Lesenswert!

„Der Machtkampf dreht sich nun nicht mehr so sehr um die militärische Vorherrschaft, sondern um die Vorherrschaft im Technologiesektor. Hier sind die Chinesen in einigen entscheidenden Bereichen weiter als die USA.“

„Weil die Regierung keine Lust hat auf Zustände wie 2008 nach dem Crash der Finanzmärkte in den USA, greift sie jetzt ein. Hinzu kommt, dass Geschäftsmodelle gestutzt werden, die auf der Ausbeutung ihrer Mitarbeiter basieren, wie zum Beispiel bei den Essenslieferdiensten. Hier werden nun Mindestlöhne gezahlt. Das ist längst überfällig. Beijing will also insgesamt klare Spielregeln, die sicherstellen, dass die Vielfalt der Unternehmen wächst, die sich gegenseitig in Schach halten. Keine der Firmen soll in der Lage sein, das ganze Land oder gar die Welt in eine Krise zu stürzen. Das Vorgehen dient auch dem Machterhalt der Partei, ist zuweilen auch ruppig, weil es die Regeln während des Spiels ändert. In der Sache ist es aber dennoch sinnvoll.“

„Eigentlich setzt Beijing das um, was die USA nicht hinkriegen, nämlich sinnvolle Spielregeln für diese großen Unternehmen einzuführen.“

„Arbeiter sind knapp in China, das heißt, die Fabriken müssen sich sehr um die Beschäftigten bemühen und inzwischen sogar Prämien zahlen, wenn sie länger als drei Monate bleiben.“

image_pdfimage_print

Kommentare

5 Kommentare zu “Vorbildlich”

  1. Wolf-Dieter Busch am Oktober 19th, 2021 12:55 pm

    „Eigentlich setzt Beijing das um, was die USA nicht hinkriegen, nämlich sinnvolle Spielregeln für diese großen Unternehmen einzuführen.“

    Ließe sich zusammenfassen als: Kapitalimus so wie es muss. Jedenfalls haben sie die Grundidee des Kommunismus (Nachfolge des Sozialismus) gründlich beerdigt. Find es gut, find es schlecht.

  2. ... der Trittbrettschreiber am Oktober 19th, 2021 1:34 pm

    In Gesellschaften , in denen die Eltern Angst vor Denunziationen durch ihre Kinder haben, müsste doch eigentlich die Kinder-Unfallrate signifikant in die Höhe schnellen. Verwaiste Eltern leben in Diktaturen sicher ein wenig entspannter.
    Ich selbst, als erfahrener Brauereikunde wüsste schon, was ich den lieben Kleinen so pö á pö ins Nutella mischen würde. Leber- Hirn- und Totalorganversagen ist ja nicht nur was für die großen Untertanen.

  3. Jim am Oktober 19th, 2021 3:57 pm

    Beim geschätzten Trittbrettschneider können sie nach meinem Vernehmen schlecht aus Fenstern fallen. Da müssten man sie wohl durch schmale Lichtschächte hochwerfen.

  4. ... der Trittbrettschreiber am Oktober 19th, 2021 11:36 pm

    @Jim

    Die opportune und bereits in die Wege geleitete Alternativmaßnahme ist das Deligieren eigener Ängste vor dem Nachwuchs an die politische Klasse, die dann begleitet von chorischen Freitags-Hintergrundgesängen sogenannte Generationenverträge und Umverteilungskonzepte verbalisiert, so dass die Nachgeborenen unserer Spezies ganz schlicht und einfach auf unserem überhitzen Planeten vertrocknen.
    Aber wohin dann mit all den Elektrolastenrädern und E-SUVs?

  5. Fritz am Oktober 20th, 2021 10:13 am

    Was nutzt das ganze, wenn an der Spitze eine beschissene kommunistische Partei und ein größenwahnsinniger Diktator stehen, die niemand kontrollieren kann?

Schreibe einen Kommentar