Was ist heute mit den Mädchen los?

Irreversible Damage

Leider Welt-Paywall, aber in Englisch gibt es genug Rezensionen von Abigail Shriers Irreversible Damage: The Transgender Craze Seducing Our Daughters.

„Die gefährlichste Frau Amerikas? Transgender-Aktivisten würden Abigail Shrier gerne mundtot machen und ihre Schriften verbrennen. Denn sie argumentiert, dass nicht jeder vermeintlich transsexuelle Teenager es wirklich ist. Auch in Deutschland brechen Shriers Einwände ein Tabu. (…)

Neuerdings ist es aber so, dass Mädchen in der Pubertät ganz plötzlich – wie aus dem Nichts heraus – glauben, dass sie eigentlich Jungen seien und dass sie Selbstmord begehen müssten, wenn ihnen die Geschlechtsumwandlung verweigert werde. Die Zahlen sind frappierend: In Großbritannien stieg die Zahl der weiblichen Teenager mit Geschlechtsdysphorie innerhalb eines Jahrzehnts um 4400 Prozent, in den Vereinigten Staaten immerhin um 1000 Prozent. (…)

Auf YouTube verkünden Vorbilder, sogenannte Influencer, das Pubertätsproblem könne ganz einfach durch eine Geschlechtsumwandlung gelöst werden. Psychotherapeuten bestärken Mädchen in diesem Glauben, statt ihnen die fixe Idee mit sanften Worten auszureden. Ärzte verschreiben den Mädchen mitten in der Pubertät männliche Hormone, obwohl das sehr gefährlich ist. Chirurgen schneiden ihnen die Brüste weg; eine Ärztin behauptete im Gespräch mit Abigail Shrier allen Ernstes, dies lasse sich später wieder rückgängig machen. Manche Mädchen entscheiden sich sogar zu der rabiaten Maßnahme, sich mithilfe von Haut und Venen vom Oberarm einen künstlichen Penis basteln zu lassen, eine Operation, bei der die Klitoris abgetrennt und dann wieder angenäht wird – ziemlich oft geht die Sache schief. (…)

Abigail Shriers Buch ist – um es milde auszudrücken – umstritten. Der Economist und die Times in London haben es zu einem der besten Bücher des Jahres 2021 erklärt, aber manche Transsexuelle sind hell empört. Die American Civil Liberties Union (ACLU), eigentlich ein Verein, der sonst auch das Rederecht von Nazis verteidigt, findet Irreversible Damage ganz schlimm. (…)“

Das ist natürlich eine eindeutige Leseempfehlung, aber mich interessiert das Thema nicht wirklich. Man muss schlicht der Chicago Tribune zustimmen: „Progressives are no longer defenders of free expression“. Dann sind sie auch nicht mehr „progressiv“.

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Kommentare

14 Kommentare zu “Was ist heute mit den Mädchen los?”

  1. tom am August 2nd, 2021 5:35 pm

    „Neuerdings ist es aber so, dass Mädchen in der Pubertät…“
    Was soll dieser Eingangs-Schlenker, der seit…. modern zu sein scheint?
    Reicht „Mädchen in der Pubertät […] heutzutage…“ etwa nicht.
    Wenn jemand Fakten nennt, muss er/sie/es/sonstwer nicht extra dazuschreiben, „dass es so ist“.
    #BlödeFloskeln.
    Übrigens ist ein Zuwachs von 1 bis 11 einer um 1000%.
    Bei (sehr) kleinen Zahlen sind solche Steigerungen nicht immer unplausibel.
    Das ist kein Argument für Schnippeleien.

  2. flurdab am August 3rd, 2021 8:11 am

    Ist doch eine super Geschäftsidee.
    Da redet man „Kindern“ etwas ein, was sich durch eine Superduperspezialbehandlung korrigieren lässt, sucht jemanden der das bezahlt und schreitet fröhlich voran.
    Wenn es die falsche Behandlung war ist dies auch kein Beinbruch. Psychologen müssen ja auch von etwas leben, ebenso Rechtsanwälte und Versicherungen.
    Um es mit Meister Röhrich zu sagen: „Arbeit zieht immer Arbeit nach sich“.
    Man muss sich schon etwas einfallen lassen um das „Wachstum“ zu steigern.
    Das hat bei den Zahnspangen auch geklappt.

    Andererseits ist das vielleicht auch nur eine notwendige Anpassung an die Gendergaga- Welt.
    Wenn man schon Toiletten für das „Dritte“ Geschlecht einrichtet, muss man irgendwie auch für die Nachfrage sorgen.

    Vermarktungskette, Vermarktungskette, Vermarktungskette…

  3. Wolf-Dieter Busch am August 3rd, 2021 9:01 am

    Volle Zustimmung:

    Das ist natürlich eine eindeutige Leseempfehlung, aber mich interessiert das Thema nicht wirklich. Man muss schlicht der Chicago Tribune zustimmen: „Progressives are no longer defenders of free expression“. Dann sind sie auch nicht mehr “progressiv”.

    Wobei, ganz so frei von Interessen bin ich nicht – in der pubertären Selbstfindungsphase hat jeder irgendwelchen Selbstzweifel. Eine Geschlechtsumwandlung tut diesen Selbstzweifel zementieren für alle Ewigkeit.

    Also, was meine allgemeine Interessenslage (politisch, nicht sexuell) anbetrifft: bin dagegen.

    Off topic – was mich begeistert (bin Dipl. Designer (FH)) – ist die Metaphorik des Titelbildes oben. Voll gut.

  4. Mitleser am August 3rd, 2021 9:19 am

    Shrier vermengt nach meiner Ansicht in ihrem Buch zwei, eigentlich sogar drei, Themen: „Trans*“ und „Auswirkungen der neuen Medien und Kommunikationsformen“. Dies führt dazu, dass der Eindruck entstehen kann, dass Trans* doch insgesamt nichts anderes als eine psychische Störung – oder bei Shriers Argumentation, eine Reaktion auf die so widersprüchlichen aber starken gesellschaftlichen Forderungen an Teenager hinsichtlich der Ausformung ihrer geschlechtlichen Rolle sei.
    Die „Hypothese“, Trans* sei eine psychische Störungen ist in der Psychiatrie immer noch recht beliebt und die Art und Weise, wie Menschen wegen dieser Unterstellung (Beweise für diese Hypothese sind rar….) behandelt werden, ist immer noch furchtbar, so meine Erfahrungen über viele Jahre auf diesem Arbeitsfeld.
    Interessanterweise stellt Shrier nicht die Frage (3. Thema), warum vor allem weibliche Jugendliche auf all die „Geschlechtsforderungen“ mit einer Abwehr oder Flucht reagieren, nicht.
    Die Frage der Massenpsychosen (kollektive „Blindheit“ u.ä.) kommt in Shriers Buch nicht vor, ein echtes Manko.
    Es wäre konstruktiver, nicht Trans*-Bashing zu betreiben, sondern auf diejenigen zu schauen, die sich mit so großem Einsatz für den sofortigen Beginn irgendwelcher Maßnahmen einsetzen, sobald ein weiblicher Teenager sich mit Bedenken bzgl. ihrer Geschlechtlichkeit meldet. (Was ist eigentlich mit den männlichen Teenagern?)
    Ich frage mich, wie viele der „Aktivisten“, gäbe es ein anderes Feld, auf dem sie mit so wenig Einsatz und noch weniger Wissen um die Inhalte, so viel Aufmerksamkeit generieren könnten, dort tätig sein würden. Dies gilt leider auch für viele Profis, also Menschen, die für ihre Aktivitäten bezahlt werden und im besten Falle auch eine Ausbildung samt Befähigungsnachweis vorweisen können.
    Die Themen Geschlecht und Sexualität sind sehr emotionalisiert und erregen schnell Aufmerksamkeit. Je extremer also meine Position zu einem Thema auf diesen Feldern, je höher die Wahrscheinlichkeit, dass ich Aufmerksamkeit bekomme.
    Eine unaufgeregtere Diskussion über Trans* einerseits und eine genauere Untersuchung der Jagd nach Aufmerksamkeit (um jeden Preis?) andererseits würde, so meine Meinung, beiden Themen gut tun. Den Trans* Menschen und ihren Anliegen wäre es gerechter gegenüber, denn es geht bei Trans* nicht um Aufmerksamkeit, sondern Anerkennung und „Normalität“. Das gesamtgesellschaftliche Phänomen der Aufmerksamkeitsjagd und den vielen (negativen) Konsequenzen nutzt jegliches Thema, je mehr Emotionen, je besser.
    Und die Frage, warum Jugendliche sich mittlerweile so schwer tun, eine Geschlechtsrolle / -identität für sich zu entwickeln ist dann immer noch nicht theatisiert…..

  5. Mitleser am August 3rd, 2021 9:37 am

    Nachtrag:
    das Interview hier zeigt die unglückliche Vermengung:
    https://www.spiked-online.com/2021/08/03/the-trans-movement-wants-to-take-away-womens-rights/
    Erst wird ausdrücklich zwischen Trans*-Menschen und deren Interessen und den Trans*-Aktivisten unterschieden. Dann aber geht es plötzlich um die Frage der (Nicht)Realität von biologischem Geschlecht usw.
    Niemand hat eine halbwegs tragfähige Hypothese, wie es sein kann, dass doch genetisch und phänotypische eindeutige zuordnenbare Menschen sich selbst anders zuordnen. Dass Gene und Aussehen nicht alles sind, wird dann schnell unter den Teppich gekehrt.
    Die Frage, mit welcher Legitimation jemand für eine bestimmte Gruppe spricht, ist ja nicht nur bei Trans* relevant, ist halt nur nicht so emotional wie Geschelcht und Sexualität.

  6. Herbert Eisenbeiß am August 3rd, 2021 10:02 am

    Das Phänomen an sich ist uralt, nur die Details sind neu.

    Und das Phänomen ist nunmal, dass es da draußen genügend psychisch labile/einfach zu beeinflussende Mitmenschen gibt, die nur zu bereitwillig jedem selbsternannten Guru ohne Rücksicht auf Verluste folgen, solange der ihnen auf ihre komplizierten Fragen einfache Antworten gibt, die sie verstehen.

  7. Wolf-Dieter Busch am August 3rd, 2021 11:03 am

    @ Mitleser am August 3rd, 2021 9:19 am

    Es wäre konstruktiver, nicht Trans*-Bashing zu betreiben, sondern auf diejenigen zu schauen, die sich mit so großem Einsatz für den sofortigen Beginn irgendwelcher Maßnahmen einsetzen, sobald ein weiblicher Teenager sich mit Bedenken bzgl.

    Gelesen hab ichs nicht, aber betreibt Shrier Bashing der Opfer?

  8. Mitleser am August 3rd, 2021 12:43 pm

    @ Wolf-Dieter Buch: „Gelesen hab ichs nicht, aber betreibt Shrier Bashing der Opfer?“

    Trans* sind keine Opfer per se.
    In gewisser Weise betreibt Shierer Bashing, denn sie stellt ausführlich die „Gefahren“ der verschiedenen Interventionen (medikamentös oder chirurgisch) dar und läßt Trans*-Menschen eher als durch andere Menschen getriebene denn als autonome Wesen erscheinen. Auch sind die Experten und vor allem die Darstellung derselben (z,B. „a giant“, Originalausgabe), sehr einseitig. Es gibt sehr ernsthaft auf dem Gebiet Trans* arbeitende Menschen, die deutlich anderer Meinung sind, andere Ergebnisse vorweisen können als die, die Shierer zitiert und keine Aktvisten in der zu recht angeklagten Weise sind. Hier sucht Shierer nur Unterstützung für ihren Standpunkt, also ist sie auch eine Aktivistin.
    Der „Opferstatus“, den manche Aktivisten in Anspruch nehmen…. nun ja, da gibt es zu viele Felder, wo dieser unsägliche Trick angewendet wird.

  9. Godwin am August 3rd, 2021 1:07 pm

    Solche Bücher etc. dienen nur noch dem Geld scheffeln. Ein wenig wider dem Zeitgeist sticheln, weil das garantiert Ausmerksamkeit und damit Geld bringt.
    Der Krieg ist bekanntlich lange verloren – die Praxis ist längst dabei institutionalisiert zu werden – bisweilen mit aberwitzigen Auswüchsen.
    Aber so is das am Anfang ja immer.
    Dabei wird in solchen Zeiten des Wandels die Mär des demokratischen Voluntarismus hochgehalten – wenn man nur wolle (bzw. die Mehrheit will in dem Fall ja angeblich gar nicht), dann könne man da noch was ändern und verhindern.
    Pustekuchen.
    Elvis has left the Bulding.

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  10. ... der Trittbrettschreiber am August 3rd, 2021 2:06 pm

    Ich habs auch nicht gelesen, werde ich wohl auch nun nicht mehr. Mich erfreuen immer wieder die Auswirkungen einer anscheinend luxuriösen Diskursproduktion influenzender Kräfte in einer anscheinend modernen sozioliberalen Gesellschaft, die es sich leisten kann, mit derartigen Nebenbaustellen das Thema des zukünftigen Über-Lebens in der Zukunft auszublenden. Wie gut (oder vielleicht doch sauschlecht) geht es Menschen, die darüber streiten (können, dürfen), welche Identität ein Mitmensch für sich fühlt und entsprechend wahrgenommen werden möchte. Nicht nur Textilien, sondern auch die Befindlichkeiten ‚Langeweile‘, ‚diffuses Unwohlsein‘, ‚Kränkungs- und Verletztseinstrends‘, kurz ‚egozentrische Suchtentzugserscheinungen‘ sind der Stoff, aus dem Mode gemacht wird.
    Kann es mir nicht am Abdomen vorbeigehen, wenn der phänotypisch männliche Herr Müller aus der nächsten Queerstraße sich mir mit Lola, Swen oder Harras vorstellt, weil er sich im letzteren Fall als Höllenhund fühlt und auch bereits eine operative Rückgrat verlängernde Operation in Betracht zieht, um noch besser seine Ich-Sicht im „sozialen“ Umfeld durch Schwanzwedeln bestätigen zu können? Ich bemühe mich immer redlich, so zu lallen, wie mein Kommunikationspartner m/w/d/x, das wünscht, auch wenn esersie mir überzeugend mitteilt, ein Elefant zu sein. Dann prousten wir eben eine Zeit lang gemeinsam über das, was wirklich wichtig ist – ein gutes Getränk aus Hopfen und Malz mit dem Schaum alles Vergänglichen.

  11. Wolf-Dieter Busch am August 3rd, 2021 3:33 pm

    @ Mitleser am August 3rd, 2021 12:43 pm

    Trans* sind keine Opfer per se.

    Bei irreversibler OP aufgrund pubertärer Selbstfindungsprobleme doch. Sehr wohl.

  12. Jim am August 3rd, 2021 4:29 pm

    Blogpost, Buch, die Kommentare, alles tl;dr heute…

  13. Trebon am August 4th, 2021 10:07 am

    Das Problem ist einfach da ihr euch zu viele Drecksmedien reinzieht. Mach ich seit >20 Jahren nicht. Der Blick auf euer Irrenhaus und eure Themen ist alles andere als erbaulich.

  14. markenware am August 4th, 2021 1:03 pm

    Gibt es irgendwo Statistiken über den Anstieg des spezifischen Beratungsbedarfs, der notwendigen Medikamente, der chirurgischen Einsätze u.ä.?

    Ich habe schon des längeren den Eindruck, Heterosexualität als eine Option unter vielen wird prozentual deutlich falsch geschätzt. In meinem – weit gestreuten – Umfeld hält sich Diversität in sehr überschaubaren Grenzen. Daher frage ich mich, ob hier nicht jenseits aller Realitäten ein Thema medial aufgeblasen wird, ähnlich wie z.B. Gendersternchen.

    Grundsätzlich kann Pubertät ziemlich ätzend sein. Es wäre sicherlich schon hilfreich, mehr Individualität/Sich-selbst-ausprobieren und auch die Zweifel an sich selbst ohne medizinische Eingriffe zuzulassen und mehr Aufklärung über Entwicklungsprozesse anzubieten. Möglicherweise glauben Mädchen ja schlicht, dem gesteigerten gesellschaftlichen Erwartungsdruck (u.a. Aussehen, Gewicht, Verhalten) zu entkommen, indem sie das Geschlecht wechseln. Als eigenverantwortliche Twens können sie dann immer noch so weitreichende Entscheidungen treffen.

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