Weniger vages Räsonnement

„Ich forderte auf, weniger vages Räsonnement, großklingende Phrasen, selbstgefällige Bespiegelungen und mehr Bestimmtheit, mehr Eingehn in die konkreten Zustände, mehr Sachkenntnis an den Tag zu fördern. (…) Ich begehrte dann, die Religion mehr in der Kritik der politischen Zustände, als die politischen Zustände in der Religion zu kritisieren, da diese Wendung mehr dem Wesen einer Zeitung und der Bildung des Publikums entspricht, da die Religion, an sich inhaltslos, nicht vom Himmel, sondern von der Erde lebt, und mit der Auflösung der verkehrten Realität, deren Theorie sie ist, von selbst stürzt. Endlich wollte ich, daß, wenn einmal von Philosophie gesprochen, weniger mit der Firma: „Atheismus“ getändelt (was den Kindern ähnlich sieht, die jedem, der’s hören will, versichern, sie fürchteten sich nicht vor dem Bautzenmann), als vielmehr ihr Inhalt unter’s Volk gebracht würde.“ (Karl Marx über die Presse und Religionskritik, an Arnold Ruge, 30. Nov. 1842, MEW 27, 412)

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Kommentare

4 Kommentare zu “Weniger vages Räsonnement”

  1. ... der Trittbrettschreiber am Juni 16th, 2021 9:35 am

    Danke Burks – endlich einmal lesbares unverblödetes not simplified Deutsch.

    … ein bisschen wie, na sagen wir mal Toblerone, die nicht immer so schmiert, wenn man sie auswickelt, weil man das Papier für den nächsten selbstgebastelten Aluhut braucht.

  2. Wolf-Dieter Busch am Juni 16th, 2021 2:01 pm

    Marx behandelt die Religion im Licht seiner Gegenwart und aus dem Gesichtspunkt seines dialektischen Materialismus. Daraus resultiert Ablehnung der Religion an sich.

    Was er übersieht ist die anthropologischen Komponente. Dass der Mensch an sich – grundsätzlich! – einen gewissen Glauben mit sich trägt ist nicht Zufall. Sondern Religion – stammesbezogen oder monotheistisch – ist Methode des aufstrebenden Homo Sapiens, sich die Welt anzueignen. Sie ist eine Veranlagung.

    Man könnte auch sagen: Bedürfnis. Um mit Brechts Herrn Keuner zu sprechen: alles auf der Welt kann man verbessern, nur eines nicht – den Menschen.

    Der gegenwärtige Atheismus sehe ich als weiteren Glauben an. Wie ich darüber denke behalte ich für mich.

  3. Trebon am Juni 16th, 2021 2:30 pm

    Gesagt getan, fangen wir mit dem was der Typ rausgehauen hat an. Wo ist der Proof das diese Theorielabyrinthe funzen?

  4. Godwin am Juni 16th, 2021 7:39 pm

    joa – so in etwa würde ich das auch sehen

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