Carlo & Malik & Alba

Carlo & Malik

Glotzempfehlung auf Netflix: Carlo & Malik (OmU!). Ich halte den Titel für irreführend, weil Alba, die Tochter des Kommissars, die dritte Hauptdarstellerin ist.

Ich hätte dem italienischen Fernsehen so eine intelligente und unterhaltsame Krimi-Serie gar nicht zugetraut (nein, die Mafia kommt erstaunlicherweise nicht vor). Bei italienischem TV denke ich zuerst an Berlusconi und dass viele Italiener diesen Bunga-Bunga-Zombie wählten, und damit war das Thema bisher gegessen.

Ich habe nicht viele ernst zu nehmende Rezensionen in deutscher Sprache gefunden, ich teile die Kritik nicht. „Ein bisschen altmodisch ist Carlo & Malik in seiner Formelhaftigkeit, etwas für die Fans Krimis alter Schule.“ Jaja, bei Krimis ist old school nie falsch, weil fast alle herausragenden Serien wie etwa Bosch einen Kommissar als Helden haben, der ebenfalls old school ist und auch so handelt.

Carlo & Malik

Witzigerweise ist der „dunkelhäutige“ zweite Hautdarsteller Malik in der Realität gar kein Afrikaner, sondern Lateinamerikaner. Der Film haut einem das Thema „Rassismus“ zwar ständig um die Ohren, aber nicht auf eine aufdringliche Art. Nette Szene: Carlo und Malik müssen zu einer Villa reicher Leute: Hohe Mauer, Gegensprechanlage. Malik klingelt und eine Stimme kreischt ihn an, ob „sie“ jetzt schon am hellichten Tage kämen. Gemeint sind natürlich legale und illegale Einwanderer aus Afrika. Das klingt übertrieben, ich halte es aber auch für Deutschland für durchaus realistisch.

„Carlo & Malik“ hätte in Deutschland so nicht produziert werden können oder nur als totaler Kitsch. Bei US-amerikanischen Serien kann man es übertrieben finden, dass wegen der zwanghaften Political correctness immer ein Afroamerikaner in der Nähe sein muss, wenn ein Weißer die Hauptrolle spielt. In Deutschland wirkt es verkrampft und zwanghaft pädagogisch. (Wenn das Feuilleton der taz etwas bejubelt, hat man gleich einen zuverlässigen Hinweis darauf, dass es jetzt mit dem moralischen Holzhammer weitergeht.)

Man kann mit Filmen nicht die Realität verändern, sie aber gut gemeint verfälschen. Die Hautfarbe solle gar keine Rolle spielen. Nicht vergessen: Mit dem US-amerikanischen Diversity-Konzept kommt die Rassenlehre („back to blood“) durch die Hintertür in den Mainstream zurück. (Ja, ich bin für eine afrodeutsche Tagesschau-Sprecherin oder eine Latina, die „Afro“ aussieht, um die einschlägig Verdächtigen zu ärgern, aber nie und nimmer für eine Religiotin, womöglich gar mit Hijab.)

Ich habe noch nicht alle Folgen geschaut, auch dazu habe ich keine Zeit. Ich konnte mich auf den Plot anfangs gar nicht richtig konzentrieren, weil bis auf ganz wenige Ausnahmen alle Frauen überirdisch schön sind. Die Hauptdarstellerin Rosa Diletta Rossi kannte ich nicht, auf Bildern sieht man ihre üblichen Model-Qualitäten, aber im Film kommt noch die Ausstrahlung dazu – das Lächeln! Ich war hin und weg. Sind eigentlich alle italienischen Frauen so attraktiv? Ist das irgendwie repräsentativ? Ein blödes, aber offenbar wieder zutreffendes Vorurteil. Auch die Männer sind gutaussehend und immer geschmackvoll gekleidet, was man von deutschen Kommissaren nicht sagen kann.

Das erinnert mich an einen Insider-Second-Life-Gamedesigner-Roleplay-Joke: Italienische Avatare sehen am besten aus, italienische Sims sind immer die schönsten, aber organisiert kriegen sie nix, und die Sache wird schnell wieder aufgegeben. Stimmte immer.

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Kommentare

4 Kommentare zu “Carlo & Malik & Alba”

  1. ... der Trittbrettschreiber am Dezember 11th, 2020 1:42 am

    „Nicht vergessen: Mit dem US-amerikanischen Diversity-Konzept kommt die Rassenlehre (“back to blood”) durch die Hintertür in den Mainstream zurück.“

    Danke – so stimmts wieder. Ich bin nur noch nicht im Reinen mit der Frage, wem das nützt. Kann es dem Kapital nicht egal sein, wer den Profit bringt? Schließlich sind Konflikte, Dikriminierungen und Ausgrenzungen nicht unbedingt produktiv, auf den ersten Blick jedenfalls. Es sei den, dahinter steckt eine Strategie, die mich mein Aluhut-Visier nicht ganz erkennen lässt(Raster und Schlitze). Vage möchte ich vermuten, dass Konflikte ganz esotherisch gesehen „Energien“ speichern, statische hoch geladene Zustände schaffen, die sicher im Bedarfsfall als Ressourcen abrufbar sein könnten (Gelenkter Aufruhr). Diversity-Konzepte(Rassen, Geschlechter und die alle im Clinsch) als Batterien im Dienst der Produktivkräfte. Ich mein… naja…wenn man so eine grüne Pulle öffnet, zischt es auch ganz schön… und bringt Power…Prösterchen..!

  2. bentux am Dezember 11th, 2020 6:45 pm

    Der Punkt ist, die kleinen Leute werden beschäftigt gehalten und haben als Bonus noch einen Sündenbock. Die Gruppen, immer schön gegeneinander ausspielen und beschäftigt halten. Dann kommt das Volk nicht auf dumme Ideen. Wobei eine Gruppe alles mögliche sein kann. So eine Gruppe kann sich z. B. über Geschlecht, Hautfarbe, Ort, Haarfarbe, Beruf, Position, Politik, Verein, Bier, Schuhgröße… definieren. Die Paar, die noch für was Sinnvolles gebraucht werden, können davon ausgenommen werden. Kapital wird auch so erzeugt.
    Notfalls wird halt nach Feierabend und an den Wochenenden ausgespielt.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Asterix_bei_den_Briten_(Film)

  3. EutinOH am Dezember 11th, 2020 10:08 pm

    “Sind eigentlich alle italienischen Frauen so attraktiv?“

    Ich lebe seit über 20 Jahren in Italien und bin seit über 20 Jahren mit meiner “italienischen“ Frau verheiratet. Ich kann dazu nur eines sagen: Nein!
    Nicht alle italienischen Frauen sind attraktiv, nur meine. Sie ist die Attraktivste von allen.
    Ich hoffe, Du verstehst, wie ich das meine,
    nicht das ich Dir Träume ruiniere …
    mfG,
    EutinOH

  4. Serdar Günes am Dezember 11th, 2020 11:33 pm

    Apropos italienische Krimi-Serie, kennst du Rocco Schiavone

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