Lang lebe die Generallinie!

lang lebe die Generallinie
Nicht auf das Bild klicken! Außer ihr wisst nicht, was der Begriff „Generallinie“ bedeutet.

Aus der beliebten Serie: Der Kommunismus wird siegen! Auch wenn der sich nur als solcher kostümiert – aber wenn sogar das Zentralorgan der gefühlten Bourgeoisie das feststellt, kann ich ja nicht falsch liegen.

„Was vielleicht noch mehr überrascht, ist die Geschwindigkeit und Planmäßigkeit, mit der sich China aus der Bedeutungslosigkeit an die Weltspitze katapultiert hat…“ Nein, das überrascht niemanden, der sich ein wenig in der chinesischen Geschichte auskennt.

„Wenn es ein fortwirkendes kommunistisches Erbe gibt, dann ist es der weitsichtige und planmäßige Charakter der chinesischen Wissenschaftspolitik.“ Da ist wohl noch ein wenig mehr als nur ein „Erbe“. Natürlich darf man von deutschen Medien nicht erwarten, dass sie in China hinter die Kulissen schauen – dazu sind Journalisten hierzulande zu ungebildet und zu unwissend – und auch zu sehr desinteressiert. Das Publikum sollte aber wissen, dass die KP Chinas sowohl die seit der Kulturrevolution gestellte Frage unterdrückt, ob es im Sozialismus chinesischer Prägung noch Klassenkampf gebe und warum, als auch die Geschichte der Massenbewegungen in der Kulturrevolution in ihrem, das heißt ihre eigene Herrschaft legitimierenden Sinn uminterpretiert. Sie handelt ähnlich wie die polnische Regierung, die Geschichte des 2. Weltkriegs und der Shoa umschreibt, mit Denkverboten und sogar Klagen gegen Medien, die nicht der staatlichen Doktrin folgen.

Es sagt schon genug aus, wenn man weiß, dass jemand, der behauptet, in China gebe es noch eine herrschende Klasse und demnach auch Unterdrückte – was während der Kulturrevolution common sense war-, dort mit staatlichen „Maßnahmen“ bedroht wird.

Ceterum censeo: Ich finde aber die chinesische Politik, Religionen betreffend, sympatisch. Je weniger Religion, um so mehr Wissenschaft, um so mehr Fortschritt (das auch an unsere östlichen Nachbarn gerichtet.)

Jetzt zur deutschen Generallinie, den Kapitalismus betreffend, und wie sie von den Lautsprechern des Kapitals umgesetzt wird.

lautsprecher des Kapitals

In der Welt schreibt sich die „Chefvolkswirtin“ Dorothea Siems ihre Angst vor dem Verstaatlichen von der Seele (ceterum censeo: Marx hat vom „Vergesellschaften“ geredet, was nicht dasselbe ist). Ein Lehrbeispiel – obwohl als „Meinung“ fairerweise deklariert -, auf welchem – mit Verlaub – unterirdischen Niveau der Wirtschaftsjournalismus hierzulande herumkraucht. [Da es um Clickbaiting geht, hat die „Welt“ jetzt, da der Artikel offenbar häufig gelesen aka angeklickt wurde, einen inhaltlich ähnlichen Artikel von derselben Autorin einmal online gestellt: „Der Staat, das Supersozialamt“.]

Längst geht es nicht mehr um Hilfestellung in akuten Notsituationen, sondern um eine Neugestaltung der Volkswirtschaft, die dauerhaft auf den lenkenden und immer stärker umverteilenden Staat setzt.

Was ist gegen Staatskapitalismus einzuwenden, wenn China doch ein Erfolgsmodell sein soll? Argumente finden wir nicht, nur dumpfe Gefühle à la Wirtschaftspolitik der FDP und den Glauben an die angeblichen Selbstheilungskraft der „Märkte“. Die bürgerlichen Volkswirtschafts-Esoteriker verschweigen uns sogar Keynes, der des Marxismus und des Stamokapisierens und anderer böser Dinge nun wirklich nicht verdächtig ist. Schon klar, wie Frau Siems behauptet, dass das alles nicht finanzierbar ist und auf Pump geschehen muss – aber sollten wir dann nicht auch über die kapitalistischen Überproduktionskrisen, die sich als „Finanzkrise verkleiden, oder den tendenziellen Fall der Profitrate diskutieren? Nein? So etwas gibt es nicht für Volkswirte und Volkswirt_*:Innen? Dann eben nicht, aber dann nehme ich euch auch nicht ernst.

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Kommentare

6 Kommentare zu “Lang lebe die Generallinie!”

  1. ... der Trittbrettschreiber am August 28th, 2020 1:06 pm

    „dazu sind Journalisten hierzulande zu ungebildet und zu unwissend – und auch zu sehr desinteressiert.“

    Wozu braucht eine kapitalistische Gesellschaft gebildete Mitglieder, die nicht elitär sind. Der amazon chef ist derzeit der reichste Mann der Welt. Dazu brauchts kaufmännisches Gespür und den Macher-Impuls. Alles andere erledigen die Spezialisten (früher Fachideoten). Ich weiß zwar nicht wie gebildet Jeff Besoz ist aber er kommt sicher klar mit dem platten medialen Sulz, den auch ich so mitbekomme. Vielleicht hätte ich mit viel Kohle auch Zugang zu geheimen Bildungsportalen, die von gebildeten JournalistINNen****m/w/d/u, gleich welchen Gehänges gepflegt werden – ich vermute aber, die würden sich eher langweilen als die Wahrheit verkünden. Echte Bildung gibts nur im Theater und in der Brauerei…. und im weißen Haus, mit Verlaub.

  2. Godwin am August 28th, 2020 4:11 pm

    Wie war das noch gleich mit verständlich schreiben?
    Ich musste die Sätze zu China 3 mal lesen – viel zu lang und verschachtelt…

    Es zeigt aber – Scholz DARF nicht Kanzler werden.

  3. Messdiener am August 28th, 2020 7:06 pm

    Generallinie in der praktischen Umsetzung mit Beteiligung Cubas

    https://www.youtube.com/watch?v=hBQGoSShv54

  4. tom am August 28th, 2020 7:30 pm

    Volkswirt_*:Innen
    Ja, burks, das gefällt mir sehr gut. Ich bin versucht, noch ein – und außen anzuhängen, ich finde, das hört sich dann so schön vollständig an.

  5. Alreech am August 29th, 2020 12:47 am

    was gegen einen Staatskapitalismus spricht?
    Die Gefahr das der Staat dann für staatliche Unternehmen Privilegien schafft (VW Gesetz & Sperrminorität)oder Verstöße gegen Gesetze bei diesen Unternehmen nur lasch bestraft (Landesbanken & Cum EX, Landesbanken und SubPrime Kredite…).

    Wie ist das eigentlich nach der Vergesellschaftung, kann ich dann meinen Anteil am volkseigenen Betrieb an Andere verkaufen wenn mir die jährliche Gewinnbeteiligung zu mickrig ist, oder ich dringen Geld für ein Haus, eine Wohnung oder ein neues Auto brauche?

  6. flurdab am August 29th, 2020 9:36 am

    Die Frau Siems kann nicht anders, die hat einen Gedankengang auswendig gelernt und hält daran fest. Inklusion kann halt auch scheitern.
    Allerdings kann ich mir nicht erklären warum der Journalismus zum Inklusions- HotSpot wurde,vermutlich weil es keine Sätzer mehr gibt, die letztendlich für Qualität sorgten.

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