Ruhmreiche Dreizehn oder: Pizarro im Exil

pizarro

Auch die mehrheitlich katholischen Peruaner hatten einen Fall von Bilder- bzw. Statuenstürmerei. Als ich 1984 in Lima war, stand das Reiterdenkmal für den spanischen Konquistador Francisco Pizarro, erschaffen vom US-amerikanischen Bildhauer Charles Cary Rumsey, noch vor der Kathedrale. Wie ich jetzt recherchiert habe, wurde das Denkmal 2003 an eine weniger exponierte Stelle umgesetzt.

Francisco Pizarro led a brutal and bloody campaign to conquer and subjugate the Inca empire. His expedition reached northern Peru in 1532, and he founded the city of Lima in 1535 which was going to become the capital of the Viceroyalty of Peru in 1541. Later in 1535 he entered the Inca capital of Cusco, thus completing his conquest of the Inca empire. Pizarro was murdered in Lima in 1541 by a fellow Spaniard as a result of political conflict among colonizers–which was a common feature of the Conquest.

Natürlich waren Pizarro und alle anderen Konquistadoren wie etwa der deutsche Nikolaus Federmann im heutigen Sinn Kriegsverbrecher. Aber das waren die Inkas auch. Man kann also schwerlich einen mehr oder weniger moralisch verurteilen. Julius Caesar war auch ein Kriegsverbrecher, wenn man die Schlacht von Alesia nimmt, machte er sich sogar des Völkermords schuldig.

Conservatives saw it appropriate to commemorate the founder of the city and to celebrate the colonial roots of contemporary Peru. They likened the Spanish conquest of Peru to the Roman conquest of Spain and argued that Peru in its essence was Spanish. Progressives viewed the monument as a symbol of colonialism and oppression and argued that Lima should not honor the destroyer of the Inca culture and oppressor and murderer of Peru’s indigenous people. They viewed Peru as a nation rooted in indigenous culture which survived centuries of efforts to eradicate it.

Da haben wir wieder das große Problem aller „Linken“ in Lateinamerika: Einerseits der völlig irrationale Nationalismus („patria libre“) und andererseits die reaktionäre Romantik, sich auf „indianische“ Wurzeln zu berufen, was auch immer das sei (wie der Leuchtende Pfad). Die armen Bauern der Anden sind ungefähr so „indigen“ wie die Niedersachsen „germanisch“ sind. Im Kapitalismus ist so etwas irrelevant.

Ich mag die peruanische Lösung: Der Konquistador wurde vom Sockel geholt und einen Park verbannt, wo man sich Gedanken darüber machen kann oder nicht, was man mit der historischen Figur anfangen will.

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Kommentare

2 Kommentare zu “Ruhmreiche Dreizehn oder: Pizarro im Exil”

  1. Corsin am Juli 29th, 2020 6:55 pm

    Niemand hat jemals von einem Ort namens Alesia gehört.

    Zeitlich etwas näher liegt allerdings der Vater Europas, auf den sich die EU so gern beruft (Brüssel liegt auf halber Strecke zwischen Tournai und Aachen!). Der hat wie viele Tausend Sachsen hinrichten lassen?

    Es ist den heutigen Niedersachsen hoch anzurechnen, das sie etwa den Aachener Karlsthron noch nicht vandalisiert haben.

  2. ... der Trittbrettschreiber am Juli 30th, 2020 8:58 am

    @Corsin

    Der Thron wehrt sich selbst:
    Neulich wollte ich den Thron zur Eigensichtung gelangen lassen bzw. in Augenschein nehmen und stolzierte im Bwusstsein meiner vollen Bürgerrechte erhobenen aber haarfilzbehüteten Hauptes in den Dom, als ein Diener des verblichenen Kaisers mir mit großer Gebärde und lautstark gebot, mich meiner Kopfbedeckung zu entledigen, denn ich befände mich in einem katholische Gotteshaus. Stur wie ich bin, weigerte ich mich lautstark und mit ebenfalls publikumswirksamer Gebärde, indem ich auf den Inder samt Turban hinwies, der dort interessiert und unbehelligt den Thron inspizierte – ich flog mitsamt Hut aus der Kirche.
    Als ich draußen gelassen in die Sonne blinzelte, war es mir, als hätte Karl selbst mir einen Tritt verpasst. Und ich dankte ihm laut lächelnd auf dem Weg in den nächsten Getränkemarkt.

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