Was sonst noch…

das leben ist schön

Ich müsste die letzten drei Tage aufbereiten, welche Miszellen die Weltläufte an mich herantrugen…

Ich hatte schon gefühlt zehn Dutzend Male angemerkt, dass es äußerst schwierig ist, jemanden aus einer Partei oder einem Verein auszuschließen. Mit nicht mehr erklärbarer Dummdreistigkeit ignorieren fast alle Journalisten diese Tatsache, sei es bei Thema Sarrazin oder jetzt beim Nazi Andreas Kalbitz. Wenn Nazis Nazis ausschließen, sollte man feixend danebenstehen, und, wie zu erwarten, ist die AfD sogar zu blöde, den Mitgliedsantrag Kalbitzens zu finden. Den brauchen sie aber dringend, um vor Gericht zu beweisen, dass er eventuell falsche Angaben gemacht hat.

Ich schrieb hier vor zehn Jahren:
„Die zentrale Norm ist § 10 Abs. 4 PartG: Ein Mitglied kann danach nur ausgeschlossen werden, wenn es bestimmte Schutzgüter in qualifizierter Weise verletzt und dadurch für die Partei einen schweren Schaden verursacht. Schutzgüter sind die Satzung, die Grundsätze und die Ordnung der Partei. Der Satzungsbegriff entspricht demjenigen des sonstigen Vereinsrechts. Mit Ordnung sind alle Verhaltensregeln gemeint, die eingehalten werden müssen, damit eine Partei funktionieren kann.“

Vereins- und Parteifunktionäre neigen dazu, die jeweilige Organisation als ihr persönliches Eigentum zu betrachten und lästige Kritiker per Formalia loszuwerden. Dummerweise wehren sich die meisten nicht, weil sie nicht wissen, dass das deutsche Partei- und Vereinsrecht gegen einen Ausschluss hohe Hürden vorgesehen hat.

„Zuletzt muss der qualifizierte Verstoß einen schweren Schaden für die Partei verursachen.“ Den Nachweis vor Gericht zu erbringen wird dem Lichterketten-tragenden Parteivorstand der [Parteinamen bitte selbst ausfüllen] wohl schwer fallen. Aber das sind ja Autisten – die Welt als Wille und Vorstellung ist per default gesetzt. [Name des auszuschließenden Mitglieds bitte selbst ausfüllen] und der [Parteinamen bitte selbst ausfüllen]-Vorstand passen also gut zusammen. Man sollte das, was zusammengehört, nicht auseinanderreißen.

Wenn Kalbitz vor Gericht zöge, wäre er bald wieder Mitglied.

future
1962 an Italian magazine described what the world would look like in 2022.

Jetzt haben wir noch das deutsche Antisemitenpack. Die Süddeutsche berichtet:
Am Montag haben 377 Wissenschaftler und Künstler aus 30 Ländern ein Schreiben veröffentlicht, in dem sie sich gegen „politische Einmischung“ verwehren, die darauf abzielt, „Befürworter*innen der völkerrechtlich garantierten Rechte von Palästinenser*innen zum Schweigen zu bringen“.

Gendersternchen! Da weiß man, was man bekommt. Ich sehe da einen Zusammenhang.

Ein Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung haut dem kamerunischen Philosophen und Historiker Achille Mbembe dessen Statements um die Ohren: „Es ist, Entschuldigung, einfach lächerlich, wenn er so tut, als sei es üble Nachrede, ihn mit BDS in Verbindung zu bringen.“

Die Besetzung Palästinas ist der größte moralische Skandal unserer Zeit, eine der entmenschlichsten Prüfungen des Jahrhunderts, in das wir gerade eingetreten sind, und der größte Feigheitsakt des letzten halben Jahrhunderts.
Und da sie nur bereit sind, einen Kampf bis zum Ende anzubieten, sind sie bereit, den ganzen Weg zu gehen – Gemetzel, Zerstörung, schrittweise Ausrottung -, und es ist Zeit für globale Isolation. (Mbembe ‚On Palestine‘, 2015)

Wer so etwas sagt, ist Antisemit, und ein dummer dazu. Ganz einfach. Ich halte alle Unterzeichner dieser ominösen Erklärung auch für Antisemiten. Ich hätte Lust, nach den Deutschen auf der Liste einzeln zu googeln, aber es ist Sonntag, ich brauche mehr Kaffee und habe besseres zu tun, als mich mit Pappnasen zu beschäftigen.

Simone Seguin

Zur Erholung möchte ich auf die Biografie Simone Seguins aufmerksam machen.
Simone Segouin, mostly known by her codename, Nicole Minet, was only 18 when the Germans invaded. Her first act of rebellion was to steal a bicycle from a German military administration, slicing the tires of all of the other bikes and motorcycles so they couldn’t pursue her. She found a pocket of the Resistance and joined the fight, using the stolen bike to deliver messages between Resistance groups.

She was an extremely fast learner and quickly became an expert at tactics and explosives. She led teams of Resistance fighters to capture German troops, set traps, and sabotage German equipment. As the war dragged on, her deeds escalated to derailing German trains, blocking roads, and blowing up bridges, helping to create a German-free path to help the Allied forces retake France from the inside. She was never caught.

Segouin was present at the liberation of Chartres on August 23, 1944, and then the liberation of Paris two days later. She was promoted to lieutenant and awarded several medals, including the Croix de Guerre.

After the war, she studied medicine and became a pediatric nurse. She is still going strong, and this October (2020) will turn 95.

haushaltsübliche menge

Noch etwas: Der Schockwellenreiter schreibt über digitale Keilschrifttafeln. Der Nachruf der Süddeutschen über Rolf Hochhuth ist lesenswert. Ebenso die NZZ über Boris Palmer und die opportunistische deutsche Journaille. Wer noch nicht genug hat, sollte bei Hal Faber weiterlesen.

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Kommentare

11 Kommentare zu “Was sonst noch…”

  1. Martin Däniken am Mai 18th, 2020 11:42 am

    Bei Behörden gibt es ja die Möglichkeit jemand „Auffälliges“ an einen entfernten Ort zuversetzen…
    Manfred Such Gründer von der AG kritischer Polizisten und Polizistinnen bekam irgend ein schickes Archiv…
    Förster,der Finanzbeamte, der die Parteispenden-Affäre aufdeckte erlitt ein ähnliches Schicksal!
    Nicht zuvergessen die Finanzbeamten,die zum „Amtsarzt“ gesschickt wurden.
    Nachdem sie zusehr Unruhe bei der Kommerz-und Deuschebank gestiftet hatten…
    Und beim FBI ist Boise,Idaho oder Butte, Montana eine Möglichkeit Leute aus der Schusslinie zuziehen…
    Also es gibt immer Möglichkeiten..
    nen Scheissjob zuordnen und bei Weigerung zum Amtsarzt…und dann in Kur schicken
    wenn suspendiert…dann spricht er nicht mehr für die Partei!
    Man kann fies sein,
    wenn man will,sollte aber riskieren können,
    das es auf einen zurückfällt und man dann ohne „Parteifreunde“ dasteht…
    Nagut, Herbert Wehner würde sowas mit Links und geschlossenen Augen hinkriegen….
    aber die heutige politische“Klasse“ ist da etwas unbegabt.

  2. ... der Trittbrettschreiber am Mai 19th, 2020 5:57 am

    @Martin Däniken

    ;-) … „Parteifreunde“ – ein ähnlicher Antagonismus wie das sich Aufregen über territoriale Ansprüche nicht territorial argumentierender Besatzungspazifisten.

  3. flurdab am Mai 19th, 2020 8:39 am

    Ich erlaube mir auf einen guten Artikel bei Telepolis zu verlinken, von wegen des Schockwellenreiters.
    Der Autor ist der mir unbekannte Olaf Arndt.

    https://www.heise.de/tp/features/Schockwellenreiter-4720732.html

  4. ... der Trittbrettschreiber am Mai 19th, 2020 3:17 pm

    Ein erheiternder Link. Nach der Lektüre ist man sich fast sicher: Für das, was wir sind, haben wir die volle Verantwortung durch Unwissenheit und geboren wurden wird von der neobayrischen Mutter aller Fragen. Mir wurde klar – Politiker sind nichts anderes als Kumulatoren von Unverständlichkeiten. Nur wer irgendwie feststellt, etwas nicht verstanden zu haben darf sich als mündiger Wähler wähnen.
    Klappt doch…Die Bundesrepublik ist Vertrauen im Dauerknutschzusstand mit der Weltgemeinschaft.
    Herr Ober…einmal aufs Haus.

  5. ... der Trittbrettschreiber am Mai 19th, 2020 3:19 pm

    Nachsatz: Das war eine Antwort auf @flurdab – sorry.

  6. Martin Däniken am Mai 21st, 2020 4:39 am

    Jamel wäre eine interessante Wahl um Herrn Sarazzin eine neue Wirkungsstätte zubieten…

  7. flurdab am Mai 21st, 2020 8:39 am

    @ Trittbrettachreiber,
    verstehe ich jetzt nicht.
    Aber zumindest hast du mir gehuldigt indem du meinen Namen schriebst. Ich werde Dich an meinem kommenden Königreich beteiligen.
    Falls du Abwechslung vom Jever suchst und nicht auf dilettantisches „Craftbier“ ausrutschen möchtes, Abbaye de Vauclair/ Starkbier bei Lidl. Gut gekühlt ein feines Stöffchen.
    Das versüßt das harren.

  8. flurdab am Mai 21st, 2020 9:02 am

    Ich weiß jetzt garnicht was mich an dem Photo von Simone Seguins mehr anmacht.
    Sie Frau mit Knarre oder die immens weiträumigen Hosen, oder die Ringelsöckchen.
    Meine Einschätzug: eine Frau der auch eine Maschinenpistole gut steht, ohne ihre Attraktivitätzu verlieren.
    Was haben wir uns verschlechtert.

    In meinem „Heimatfunk“ stolpern die Moderatoren gerade massiv über Innen- Innenin- Innnenninnennen.
    Wer gibt Ihnen das Recht?
    Wurde darüber abgestimmt?
    Angeblich wird in Deutschland derzeit alle drei Tage ein Frau von ihrem „Mann“ getötet.
    Diesen Frauen wird das „Innen- nennen- nennen“ ernorm helfen. Ganz bestimmt!

    Emazipation und Gleichberechtigung sind so einfach, man verhunzt die Sprache und plötzlich sind alle Probleme gelöst.

    Merkeldeutschland wirkt!

  9. ... der Trittbrettschreiber am Mai 21st, 2020 9:24 am

    #Simone Seguins

    Selbstakzeptanz. Absolut präsente Selbstakzeptanz – sicher eine Basis für Widerstand ohne Zweifel.

    Kann der Tod sexy sein?

  10. ... der Trittbrettschreiber am Mai 21st, 2020 4:38 pm

    @flurdab

    Danke für Deine Reservierung für einen (hoffentlich)
    Minsterposten für flüssige Angelegenheiten in Deinem Königreich.

    Zu meinem Textausbruch: Ich wollte einfach mal was Vernünftiges schreiben, das auch ernst genommen werden kann. Zu verstehen ist da nix – nur Respekt, Achtung und ruhig auch Bewunderung für die intellente Bierformance sollten sich nach der Lektüre einstellen…

  11. Verfahrensfragen : Burks' Blog am Juni 20th, 2020 6:25 pm

    […] Salonfaschist Andreas Kalbitz bleibt Mitglied der AfD. I told you so. Die Zivilkammer 63 hat ihre Entscheidung damit begründet, dass die Antragsgegnerin das in § 10 […]

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