Die deutsche Journaille und ihr Antiamerikanismus

Die meisten deutschen Journalisten, die ich kennengelernt habe, halten den Journalismus für ein Instrument der „Volkspädagogik“, bei dem Tatsachen viel weniger zählen als das „richtige Denken.“ In ihrer Selbstwahrnehung stehen sie eine Stufe über den „Massen“ und halten es für ihre Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Leute das Richtige denken.“ (Tuvia Tenenboom)

James Kirchick schreibt in der FAZ über den Antiamerikanismus der deutschen „Eliten“. Relotius, so behaupte ich, konnte mit seinen Betrügereien deshalb so lange durchkommen, weil er die Vorurteile von Leuten bestätigte, die sich als Weltbürger geben, aber in Wirklichkeit ebenso provinziell sind wie die republikanisch gesinnten Hinterwäldler ihrer Phantasie.

el paso

Natürlich kann man nicht allen Thesen des Artikels zustimmen, weil er den Charakter des kapitalistischen Staates der USA nicht benennt, aber die Tendenz ist richtig:

Als Trump zum Präsidenten gewählt wurde, schien das die negativen Ansichten der Europäer über die Amerikaner nur zu bestätigen. Da zeigte sich in Gestalt unseres Reality-TV-Führers das Urbild des Amerikaners: vulgär, unhöflich, ignorant, kriegerisch. Trump mag ja all das sein, doch alle seine Anhänger mit solch einem groben Pinsel zu zeichnen ist so, als beschriebe man halb Deutschland als Bande im Stechschritt marschierender Möchtegern-Nazis. Die äußerst populären Arbeiten von Relotius lesen sich genau wie das, was man von einem schnöseligen, verweichlichten, selbstgerechten, moralische Überlegenheit vortäuschenden und Latte macchiato schlürfenden Europäer über Amerika zu hören erwartet.

Zur Zeit schreibt sich die deutsche Journaille wieder die Finger wund, um alle Kandidaten, die gegen Trump antreten werden – und auch alle seine sonstigen Gegner – hochzujazzen.

Es merkt jedoch sogar Klein Fritzchen, wenn Trump-Gegnerinnen mit Fotos abgebildet werden, die sie möglichst in gutem Licht erscheinen lassen, auch wenn es sich um Antisemiten-Pack handelt. Trumps Reaktion ist angemessen und richtig.

Ich hatte übrigens vorhergesagt, dass Trump die nächsten Präsidentschaftswahlen gewinnen wird.

Foto: El Paso 1979 (die Grenzbrücke zu Mexiko)

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Kommentare

8 Kommentare zu “Die deutsche Journaille und ihr Antiamerikanismus”

  1. andreas am Januar 5th, 2019 8:17 pm

    Exkuis mi very matsch, Trump ist ein entsetzlich, unfassbar dummes, hinterfotziges, allein seinem persönlichen Vorteil gerechtes, überhebliches Schwein. Genau wie sein außerhalb von Großstadten lebendes, ungebildet, strohdoofes Volk. Wie sonst sollte dieses Verhalten erklärt werden? https://twitter.com/nowthisnews/status/1081159055152943106
    Berichte über ich weiß nicht wie viele Kinder, die ihren wenn auch illegal in die Staaten gelangten Eltern entrissen und in Lager verbracht wurden, saugen sich seine Gegner ebenfalls nicht aus den Fingern. Ebensowenig wie die vernichtende Kritik ehemaliger Trump-Mitarbeiter seine mentalen Fähigkeiten betreffend. Relotius mag ein Macchiato schlürfender Betrüger sein. Es wurde ihm jedoch leicht gemacht. Es gibt die Videos auf denen Grenzschützer zu sehen sind, die in der Wüste deponierte Wasserkanister breit grinsend vor der Kamera ausschütten, genau wie wild um sich ballernde Bürgerwehren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Trump wiedergewählt wird. Vielleicht leider nicht, weil die Gefahr besteht das es noch schlimmer, gefährlicher kommen könnte. Mit der verteidigenden Begeisterung für dieses Rindvieh lassen sich auch Netanjahu und Bolsonaro positive Seiten abgewinnen.

  2. Nichtauchdasnoch am Januar 5th, 2019 11:04 pm

    Volle Zustimmung – leider!

  3. Fritz am Januar 6th, 2019 9:31 am

    Man kann ja gegen Trump sagen was man will, aber seine Politik zeigt deutlich: 1) Dass die Globalisierung kein Naturereignis ist, sondern gestoppt werden kann, wenn man nur etwas dagegen unternimmt. Es ist nicht unvermeidbar, dass alle Märkte der Welt mit chinesischen Billigwaren geflutet werden.

    2) Dass dto. die Massenmigration keine unaufhaltsame Naturkraft ist, sondern gestoppt werden kann, wenn man bereit ist, die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen. Hätte Trump die Karawane rein gelassen, hätte sich am nächsten Tag in Honduras die nächste auf den Weg gemacht.

    Trump ist mir wesentlich lieber als Merkel.

  4. ... der Trittbrettschreiber am Januar 6th, 2019 5:30 pm

    @Fritz

    Muss abenteuerlich sein, bei ihm angestellt zu sein – hire and fire: Besser als Surfen auf Makkum oder Achterbahnfahren in Stukenbrock. Es gibt noch so viele Action-Möglichkeiten auf diesem Planeten, nicht nur Plastiksammeln in der Nordsee sondern auch Hate-Duschen mit unhippen Kommentar-Posts.
    Bin dabei…you’re welcome…

  5. tom am Januar 6th, 2019 6:52 pm

    Dank an andreas für den link und den Rest; „strohdoofes Volk“ gilt gewiss nicht für alle, die da wohnen, allerdings leider auch für sehr viele, die nicht da wohnen.
    Burks, was willst Du denn mit dem letzten dreizeiligen Absatz und den dortigen drei links sagen? Ich lese u.a., dass die Israel Times trieft.
    Sollte Trump die nächste Wahl gewinnen, liegt es sicher vorrangig an 2 Gründen, nämlich dass seine Gegner, die „Demokraten“ nur eine andere Geruchsrichting von Schiet ausdünsten und dass der Klimawandel laut Trump nicht existiert, was dem American Way doch sehr in die Karten spielt.

  6. flurdab am Januar 6th, 2019 10:06 pm

    @ andreas,
    der Umgang mit den Kindern von illegalen Migranten ist keine Erfindung von Trump.
    Die Amis handhaben dies schon seit mehreren Jahren so.

  7. Rano64 am Januar 8th, 2019 9:00 am

    Der Artikel geht nicht nur etwas, sondern mächtig daneben. Die deutsche Presse ist keinesfalls Amerika – feindlich, sondern steht lediglich völlig einseitig und unreflektiert auf Seiten der Demokraten, die man völlig unkritisch als „progressiv“, feministisch und antirassistisch darstellt und wahrnehmen will. Da kann man dann auch den Einzug von Antisemitinnen in den Senat bejubeln, bloß weil die Muslimas sind.
    Und außenpolitisch tun die sich alle nichts. Der Flegel Trump spricht nur ungeschminkt aus, was die Agenda von allen US-Präsidenten war und ist. America first!

  8. Martin Däniken am Januar 11th, 2019 2:00 pm

    Also ich habe gewisse Anti-Amerikanismen der Journaille als Zeichen gesehen..
    man wollte zumindest leicht rosa/rötlichst rüberkommen.
    In wieweit das von sogenannten Nachrichtendienste gefördert oder gefordert war und/oder ist Stichwort:Honeypot aka Affenfalle oder „gvrosser Sprung nach vorne“ ala Mao
    weiss ich nicht..
    die Dienste lassen mich nicht diese Akten lesen!
    Immer dieses Misstrauen!!

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