Ein trüber Brei aus Neobiedermeier

„Es gehört zum Komplettversagen der Linken, dass sie sich die Sache mit der Lügenpresse von den Dumpfbacken der Pegida aus der Hand nehmen ließ und seither jede eigene Medienkritik mit einer umständlichen und würdelosen Distanzierung von der AfD einleiten muss.“ (…) Das Jahr 1985 war – ob in Bezug auf Auflagen, Umsätze oder inhaltliche und formale Grandezza – das Rekordjahr des deutschen Printwesens. Man kam als freier Autor, der querbeet für Stern, Playboy, SZ oder Geo wie Vogue schrieb, auf richtig gute Honorare, man reiste mit der Carte Blanche des jeweiligen Verlags und genoss allerorts mit diesem Presseausweis eine echte Reputation. Heute wird nur noch gekichert, wenn man den albernen Plastikausweis in die Höhe hält. (…) Parallel dazu wurden die Honorare halbiert und mit dem Aufkommen des Online-Journalismus noch weiter geschreddert. Heute kann ein freier Journalist kein menschenwürdiges Leben führen, wenn jenes allein von seiner Arbeit abhängt. Bei den geschätzt 30.000 Kollegen machten sich Frust, Wut, Resignation und Selbstzweifel breit und vor allem war da diese Angst, diese allumfassende Angst, die aktuell dazu führt, dass bei der SZ nach der eben erfolgten Kündigung des Karikaturisten Dieter Hanitzsch keine Solidaritätsbekundung erfolgt. Angst essen Seele auf.“ (Wolf Reiser, vgl. den Freitag über Rubikon.news.)

Was Reiser über den 11. September schreibt, halte ich für Bullshit, auch seine Bilderberger-usw.-Verschwörungstheorien teile ich nicht. Das hiesige Publikum ist vermutlich medienkompetent genug, den Artikel als Anregung zu nehmen und sich selbst eine Meinung zu bilden.

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Kommentare

4 Kommentare zu “Ein trüber Brei aus Neobiedermeier”

  1. Godwin am Juni 19th, 2018 9:11 pm

    Ich meine mich zu erinnern, dass hier im Blog früher auf die Versäumnisse der Journallie bzgl. des aufkommenden Online-Wesens hingewiesen wurde.
    Ergo – kein Mitleid mit der selbstverliebten Brut

  2. Roman Bardet am Juni 20th, 2018 10:45 am

    Godwin am Juni 19th, 2018 9:11 pm

    Ich meine mich zu erinnern, dass hier im Blog früher auf die Versäumnisse der Journallie bzgl. des aufkommenden Online-Wesens hingewiesen wurde.
    Ergo – kein Mitleid mit der selbstverliebten Brut

    Es ist in diesem blog zwar völlig unüblich auf Kommentare einzugehen, aber dem zitierten Kommentar kann ich nur zustimmen. Auf WDR kam ein freie Journalistin „verpixelt“ zu Wort, die laut eigener Aussage 9 Stunden an einem Artikel gearbeitet hatte, welcher danach derartig gekürzt veröffentlicht wurde, daß als Honorar knapp 46 Euro/brutto dabei raus sprang.

    Ansonsten lobe ich mir den Alfred Rosenberg für freie Meinungsäußerung. Der konnte damals noch frei seine Meinung äußern und mußte sich nicht selber zensieren oder wurde fälschlicherweise als Nazi bezeichnet …

  3. blu_frisbee am Juni 20th, 2018 1:44 pm

    Den Rubikon hab ich längst aussortiert aus meiner Lektüre, auch weil qualitativ schwer abgefallen.

    Die bürgerliche Ideologie begreift Gesellschaft nur als zusammenhangslose Ansammlung von Individuen statt als Ensemble ihrer Beziehungen.
    Sie kann sich gesellschaftliches Geschehen nur aus den unerforschlichen Persönlichkeitstiefen des Personals erklären, ein Stockwerk absurder als das Werk eines Teufels der denen bösen Gedanken eingibt.
    Sie kennen keine Klassen, nur böse Eliten gegens gute Volk.
    Verschwörungstheorien sind gang&gäbe, Canetti lesen!
    Solche wie Reiser kommen sich noch kritisch und „links“ vor während sie das Narrativ der Weltverschwörung beten. Der Marxist weiß daß das Kapital dem Profitratenfall entfliehen will aber dafür brauchts an strukturalistischen Gesellschaftsbegriff. Es reicht nicht daß Eliten voluntaristisch was planen wenn nicht die objektiven Bedingungen dafür stehen.
    „Linke“ Mandarine (Wagenknecht, Varoufakis) fantasieren von einer Bewegung.
    Es ist 1 Elend in den Köpfen.

  4. Pjotr56 am Juni 21st, 2018 2:29 pm

    Das Kennedy-Zitat am Ende des Rubikon-Artikels kannte ich noch gar nicht, wahrscheinlich von Reiser gefaked. Is ja klar, dass Lee Harvey Oswald darauf hin in Eigenregie ein individuelles Trainingsprogramm absolvierte, welches ihn befähigte innerhalb von 20 Sekunden aus unterschiedlichen Positionen mehrere Schüsse auf JFK abzufeuern. Ironie aus.

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