Prometheus in Baktrien oder: Als die Griechen Afghanistan eroberten [Update]

Alexander

Neu in meiner Filmothek (und noch ungesehen. [Update] Der Film ist Mist und langweilig.): Alexander von Oliver Stone.

Ja, natürlich hatte Alexander mehr als nur einen Koch bei sich. Leider werden bestimmte Ereignisse und sogar Epochen der Geschichte mit den Namen prominenter Exemplare der jeweils herrschenden Klasse verknüpft. So auch hier, als die Griechen (oder genauer: Mazedonier) ca. 330 v. Chr. Afghanistan und Indien eroberten. Das ist schon eine Weile her, und Alexander ist nicht Spartakus. Warum also noch einmal darüber schreiben reden?

Als Kind besaß ich ein Buch über „Abenteurer“ à la Marco Polo. Dort kam auch der Chaiber-Pass vor. Ich habe mir immer gewünscht, mal dort zu sein, notfalls per Eisenbahn. Der Pass galt für mich immer als Inbegriff des exotischen Abenteuers. Stattdessen hat es mich in die entgegengesetzte Richtung verschlagen, und ich könnte ständig Rutger Hauer zitieren.

Wenn mir also ein Buch in die Hände fällt wie damals, kann ich nicht widerstehen. Jetzt war Spartakus schuld, dass ich mir Diodoros Historische Bibliothek gekauft habe, rund 1600 Seiten und die wichtigste Quelle zum Thema. Darin kommt auch Alexander der Große vor:

Hierauf zog er weiter und schlug in der Nähe des Gebirges Kaukasus, welches Einige Paropamisus nennen, ein Lager. Er ging quer über dieses Gebirge der Breite nach in sechzehn Tagen und erbaute an dem Passe, der nach Indien führt, eine Stadt, welche er Alexandria nannte. Mitten auf dem Kaukasus ist ein Felsrücken, der zehn Stadien im Umfang und eine Höhe von vier Stadien hat. In demselben wurde von den Einwohnern die Höhle des Prometheus gezeigt und das Nest des Adlers, von dem die Fabel erzählt, und die Spuren der Fesseln. Alexander erbaute noch eine andere Stadt, eine Tagreise von Alexandria entfernt. In den beiden Städten ließ er siebentausend Fremde und dreitausend von den Nichteingereihten, die seinem Heere folgten, auch von den Miethtruppen, wer wollte, sich ansiedeln. Er brach unterdessen mit dem Heer auf und rückte nach Baktriania vor…

baktrien

Wie kam Prometheus und dessen Legende eigentlich in die Nähe von Baktrien? Hätte das Karl May gewusst? (By the way: Ich lese Diodor auf dem Klo, vermutlich werde ich im Jahr 2052 damit fertig sein.)

Ob Alexander einen höheren Intelligenzquotienten hatten als andere, wissen mir nicht. Es ist aber Tatsache, dass militärische Konflikte, die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, nicht durch geniale Ideen, sondern schlicht durch Technik entschieden werden. Die Logistik und die Waffen der Griechen waren denen der Perser und Inder überlegen, und ihre Befehlshaber setzten sie so ein, dass etwas exotische „Gegner“ wie Steitwagen oder Elefanten scheiterten. Eine Kompanie Ledernacken gegen zehn mal so viele Kreuzritter? Oder eine spanische Tercio gegen 50.000 Indianer? Vergesst es.

Noch ein weiteres Wort zum Sonntag: Ich muss mich nicht mit jedem Sturm im Wasserglas beschäftigen. Jemandem, der Listen unerwünschter Personen oder Websites erstellt, um zu „mahnen“, „warnen“, „verbieten“ oder was auch immer, sollte die Gülle stundenlang ins Gesicht schwappen. No mercy.

Man kann an jedem winzigen Detail der Geschichte alles erklären. Ich kann mich noch erinnern, dass wir uns als linksradikale Studenten am historischen Seminar der FU darüber lustig gemacht haben, dass ein Professor ein Seminar im Fachbereich Geschichte anbot mit dem Titel „Der Brückenzoll in Regensburg im 12. Jahrhundert“. Wir besuchten stattdessen alle Seminare, in deren Titel mindestens das Wort „Revolution“ vorkam. Wir hatten unrecht. Das weiß ich aber erst heute. „Wo kommt die Kohle her? Wo geht die Kohle hin?“ (Matthew D. Rose) Das ist nicht nur eine journalistische, sondern auch die wichtigste Frage marxistischer linker Historiker.

diodor

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Kommentare

7 Kommentare zu “Prometheus in Baktrien oder: Als die Griechen Afghanistan eroberten [Update]”

  1. Martin Däniken am Dezember 18th, 2016 3:58 am

    Gute Krimileser denken immer an 2 Dinge:
    Cui bono
    und
    Folge dem Geld!

  2. GrooveX am Dezember 18th, 2016 6:40 pm

    der khyber ist schon eine tolle erfahrung

    mal gewesen

  3. GrooveX am Dezember 18th, 2016 6:43 pm

    deutschsprachiges wiki auf deutschsprachigem blog ist auch nicht schlecht:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Chaiber-Pass

    auch unter khyber zu finden

  4. admin am Dezember 18th, 2016 8:27 pm

    Da steht aber viel weniger drin.

  5. Martin Däniken am Dezember 19th, 2016 7:38 am

    Bei dangerousminds.net entdeckt :
    Jam Sutton-Bildhauer,der griechische Mythologie mit Moderne mischt…hoffe der passt hier?!

    Gibt es eigentlich in dem Klassiker auch die brutalen,grausamen Afghanischen Frauen,
    von denen Kipling sprach-
    denen man nicht in die Hände fallen durfte
    und die letzte Kugel für sich sparen sollte?

  6. XaPi am Dezember 19th, 2016 3:53 pm

    Die Geschichte dieser Region ist wirklich interessant. Ich hatte das bis vor Kurzem gar nicht auf dem Radar. Der Hellenismus hat sich wohl auch in der Kunstgeschichte des Buddhismus niedergeschlagen. Die typischen Buddhastatuen in Nahost sind wohl unter dem Einfluss griechischer Bildhauerkunst entstanden:

    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Graeco-Buddhismus

    Die eurasische Handelsgeschichte der Antike ist auch spannend. Wieviel wusste man voneinander, von Ende zu Ende des Kontinents? Schreib mal ab und an was zu deiner Lektüre. Ist die Geschichte von Prometheus auch in die Mythen Zentralsiens eingegangen?
    Viele Grüße
    XaPi

  7. blu_frisbee am Dezember 20th, 2016 9:16 am

    Die Fragen des Milinda sind Diskurse mit König Menandros.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Milindapanha

    Umgekehrt hat die Katholische Kirche auch buddhistische Heilige.
    So gehts zu in der Welt.

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