Bleiben sie uns gewogen

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Telepolis: „Regierungsfromm, tendenziös, defizitär, agitatorisch, propagandistisch und desinformativ: Die ehemaligen NDR-Mitarbeiter Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam kommen im Telepolis-Interview zu einem vernichtenden Urteil, was die Fernsehberichterstattung angeht. Von einigen Lichtblicken einmal abgesehen, attestieren Klinkhammer und Bräutigam den Öffentlich-Rechtlichen eine schwere Schlagseite im Hinblick auf den Informationsauftrag, der den Sendern zukommt.“

Lesenswert, zumal hier auch über die möglichen Ursachen geredet wird:
Die sozialen Bedingungen haben sich sukzessive verschlechtert (…). So wurden z.B. weitgehende „Privatisierungen“ von Programmteilen veranlasst. Irrsinnigerweise wurden die Talk-Shows sogar für Millionen-Summen an Drittfirmen ausgelagert, obwohl jeder weiß, dass das Talk-Format zu den preisgünstigsten TV-Produktionen zählt.

Der Betrieb wurde auf die „aktuelle Berichterstattung“ zurechtgestutzt. Eigene Ressourcen wie unabhängige Fachredaktionen und produktionstechnisches Know-how wurden aufgegeben und außerbetriebliche Abhängigkeiten geschaffen. Parallel dazu wurden unbefristete Arbeitsverhältnisse abgebaut und zeitvertragsgebundene Arbeitnehmer eingestellt.

Über Nachrichtenagenturen als Quellen:
Das Textmaterial ist von mäßigem, oft sogar außerordentlich fehlerhaftem Deutsch. Wer möglichst schnell „auf dem Markt“ sein will, kann keinen Zeitaufwand für geschliffene saubere Sprache treiben. ARD-aktuell verwendet rechnergesteuerte Textverarbeitungssysteme.

Ich halte nichts von Kulturpessimismus, die Medien betreffend. Es war noch nie anders, nur dass heute Anspruch und Realität sichtbar auseinanderklaffen und die Rezipienten dank des Internet Alternativen haben.

Wenn man sich das Gekeife der Mainstream-Medien zur Zeit der Studentenbewegung, der RAF, der Hausbesetzer in Berlin anschaut: Von Fairness und Objektivität keine Spur, nur Hetze. Und das ist schon Jahrzehnte her. Warum sich also gerade jetzt aufregen?

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Kommentare

One Kommentar zu “Bleiben sie uns gewogen”

  1. ... der Trittbrettschreiber am April 3rd, 2016 1:55 pm

    „Warum sich also gerade jetzt aufregen?“

    1. Es schafft Publicity
    2. Es bringt Geld
    3. Es macht Profis Spaß
    4. Schon seit den Einzellern gibt es spektakuläres Entertainment dergestalt, dass man dem Publikum vorgauckelt, es sei auf dem höchsten intellektuellen Entwicklungsstand. Die Einzeller teilten sich und wurden Vielzeller. Die zuschauenden Einzeller wähnten sich in dem Glauben, sich mit dem „Idol“ zu identfizieren reiche aus, um selbst an der Evolution teilnehmen zu können. Haben sie auch – aber eben als Einzeller mit elitärem Dünkel. So entstanden Berufe wie Kritiker oder Tester. Aber klar weiß ich als Ratte, welcher in der großen Auswahl der beste Käse ist. Ich habe aber vor lauter kluger Rezipienz zu lernen verpasst, wie man ihn herstellt. Deshalb bleiben Zuschauer immer „gewogen“(aber für zu leicht befunden), solange irgendetwas „flimmert“ oder Geräusche produziert.

    „Und wer die Augen schließt, dem klingt das Stöhnen der Sterbenden wie das von Liebespaaren.“
    Quelle: W. Wondratschek, Die Einsamkeit der Männer

    Bitte, lasst uns „unseren Gandhi“ weise bleiben.

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