Religiöse und andere Dienste

„Seit einiger Zeit untersuchen Soziologen das Phänomen der Entstehung und Entwicklung von Religionen. Der Amerikaner Rodney Stark zum Beispiel betrachtet Religionen nicht – wie manche Atheisten (und wie die meisten religiösen Menschen, wenn sie über konkurrierende Religionen urteilen) – als eine Art Wahn, sondern als Organisationen, die für ihre Mitglieder gewisse Dienstleistungen psychologischer und sozialer Art erbringen und die bestimmte Selbsterhaltungsmechanismen entwickeln, damit sie im evolutionären Kampf bestehen können. Stark hat festgestellt, dass die meisten Religionen bei aller Differenz der Lehre einander in den wichtigsten Zügen gleichen.“

(Aus Alan Posener: Die empörte Republik. Rowohlt E-Book Only: Ein Plädoyer gegen den täglichen Alarmismus)

Lese ich gerade. Ich teile Poseners Thesen nicht wirklich. Das, was er kritisiert, kritisiere ich aber auch, jedoch von links. Ich war schon immer der Meinung, dass Journalisten einen Klassenstandpunkt vertreten, ob sie wollen oder nicht, und dass die gefühlten Leithammel führenden Journalisten das verbreiten, was der herrschenden Klasse nützt. Das sagt übrigens auch die Wissenschaft.

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Kommentare

One Kommentar zu “Religiöse und andere Dienste”

  1. Wolf-Dieter am April 8th, 2015 11:58 pm

    Seit einiger Zeit?

    Die Weltreligionen, insbesondere Naturreligionen als deren Ursprünge, sind seit jeher ein Element der menschlichen Gesellschaft zur Erfassung der Welt. Das Basis-Element ist der Glaube. Der sitzt tief, und zwar auch heute noch.

    Insbesondere existiert hier in Europa ein Glaube an die Wissenschaft. Klingt paradox, ist es aber nicht, sondern die seelisch-strukturelle Fortsetzung nach dem Glauben an den Herrn nach der Aufklärung.

    Formal betrachtet ist Atheismus auch ein Glaube: nämlich daran, dass es keinen Gott gibt.

    Und, vielleicht zur Erinnerung, die ersten europäischen Unis hatten als Kerndisziplin Theologie; Naturwissenschaften folgten erst danach.

    Was für eine Rolle hat das Christentum in dem Szenario? Genau die selbe wie alle anderen Religionen: als Ideologieträger seiner Epoche. Im alten Rom, dem religiöse Verfolgung aus pragmatischen Gründen fremd war, hatte die Christenverfolgung einen ebenso pragmatischen Grund: es war die Religion der Sklaven. Auf der Sklaverei basierte die Wirtschaft der Antike. Ein Sklave war nach römischem Recht ein toter Gegenstand wie z. B. ein Kleiderschrank, kein Träger von Bürgerrechten. Dass der Sklave sich organisierte, bohrte an der Basis.

    Im heiligen Römischen Reich Deutscher Nation Karls des Großen wurde das Christentum zur Staatsreligion. Das Christentum ist seither der Ideologieträger des Feudalismus. Über den wirtschaftlichen Fortschritt des Feudalismus siehe Karl Marx (ich bin zu faul, die Stelle zu suchen, kann auch jemand anderes geschrieben haben.)

    Mit Einstieg ins Berufsleben bin ich (evangelisch erzogen) aus der Kirche ausgetreten. Meine Erziehung, meine Weltsicht, mein Ethos ist bürgerlich.

    (Außerdem bin ich Tiefkühlmarxist. Davon ein andermal.)

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