Schöpferischwirtschaft oder der tägliche Wahnsinn

Was haben wir denn da so heute?

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Und nun zu etwas ganz anderem. „…reist Angela Merkel an die Unglücksstelle der abgestürzten Germanwings-Maschine. Verfolgen Sie den Besuch in Seyne-les-Alpes im Livestream.“ Warum sollte ich das verfolgen? Was habe ich davon? Dient Merkel der Wahrheitsfindung? Was ist eigentlich eine „Unglücksstelle“ – im Gegensatz zu einer „Glücksstelle“?

Und nun zu etwas ganz anderem. Ein Lobbyist der Musikindustrie wird Beauftragter für Digitale Ökonomie. Wieso denke ich jetzt an die abgedroschene Metapher, in der ein Bock und ein Gärtner vorkommen? Die „Kreativwirtschaft“, die dabei irgendwie mitspielt, interessiert mich. Synonyme: erfinderisch, künstlerisch, originell, phantasiebegabt, produktiv, schöpferisch. Ist Synonym von: einfallsreich, gedankenreich, geistreich, genial, gestalterisch, ideenreich, künstlerisch, musikalisch, original, originell, phantasiebegabt, phantasiereich, phantasievoll, produktiv, schöpferisch, spritzig, sprühend, witzig.“ Schöpferischwirtschaft? Und die anderen Wirtschaften schaffen nicht, sondern liegen auf der faulen Haut?

Denk ich an Wolf Schneider in der Nacht: „Was kann für Journalisten wichtiger sein, als die Experten unerbittlich auf klares Deutsch zurechtzustutzen? Daß manche Blähung sich dabei in Nichts auflöste, manche scheinbar wichtige Erklärung aufhörte, eine Nachricht zu sein, wäre ein möglicher Grenzfall, den wir herzlich begrüßen sollten. (…) Journalisten sind eingeschüchtert vom Imponiergehabe der Erperten, sie wagen es nicht mehr, aus „Öffentlichen Münzfernsprechern“ Telefonzellen oder aus „justiziellen Verfahrensabläufen“ Prozesse zu machen; sie haben kapituliert.“

„Eine Verzahnung und Vermittlung der bestehenden Initiativen und Strategien der Kultur- und Kreativwirtschaft einerseits mit der Digitalen Agenda und der innovativen Digitalisierung der Wirtschaft…“ Blablablabla. Ung. Ung. Ung. Ung. Hat diesen Satz ein Pressesprecher der „Linken“ verbrochen? Hört sich fast so an. So gedankenreich, geistreich, genial, gestalterisch, ideenreich, künstlerisch formulieren offenbar die SPD und die Schöpferischwirtschaft.

Jetzt muss ich erst einmal etwas kaputtmachen. (Nicht so auf die Details schauen!)

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Und nun zu etwas ganz anderem. Die New York Times denkt laut darüber nach, was passierte, wenn Facebook die Websites von Medien hostete, zum Ausgleich für den erzeugten Traffic aber dann die Nutzer auspionieren darf. Das Thema macht mich müde. Seit mehr als einem Jahr versuche in den DJV Berlin davon zu überzeugen, dass es einer Gewerkschaft nicht gut ansteht, bei Facebook offiziell präsent zu sein [Vorsicht! Facebook-Link!], anstatt vielleicht nur eine „Fanseite“ zu gestalten, die dann die Besucher zur eigenen Website umleitet. Sie kapieren es nicht. Sie wollen es nicht kapieren. Man fängt bei jeder Diskussion wieder bei Null an. Ich habe es so satt.

Und nun zu etwas ganz anderem. „Wir fordern von der Politik den Missbrauch der Leiharbeit abzustellen!“ WTF? Aber sklavenhandel Leiharbeit an sich ist super? „Missbrauch abstellen?“ Versteh ich nicht. Kann man auch Missbrauch anstellen?

Und nun zu etwas ganz anderem. Telepolis rechnet mit Matthias Bröckers‘ und Paul Schreyers Buch „Wir sind die Guten“ ab. „Ihr seid nicht besser“ Lesenswert! Man atmet auf, weil Thomas Dudek Fakten präsentiert, die viele – mich eingeschlossen – vermutlich noch nicht kennen. Das macht es dem Leser auch nicht einfacher, einen Hauch von Wahrheit herauszufinden.

Und nun zu etwas ganz anderem. „Die Anstalt entfällt – das Böse bleibt!“ schreibt der Schockwellenreiter und beruft sich auf die Nachdenkseiten: „Der Respekt vor den Toten verbietet für das ZDF die Satire der ‚Anstalt‘. Der Zynismus, dass die Börsenkurse von Lufthansa und Airbus durch den Flugzeugabsturz ‚unter Druck‘ gerieten, wird aber als wichtige Nachricht gehandelt.“

Fratzenbuch

Und nun zu etwas ganz anderem. Der kackbraune Pöbel und die dazu passende pesudo-intellektuelle Krawalleria aus Eimern Juristen und Ärschen Volkswirtschaftlern trifft sich offenbar gern und oft auch bei Bettina Röhl (Vorsicht! Facebook-Link!) und Roland Tichy („Wirtschaftsjournalist“), wenn man dort die Kommentare liest. Mir wird ganz schlecht, wenn ich das ansehe.

Ich muss jetzt etwas in Trümmer legen zum Ausgleich.

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Und nun zu etwas ganz anderem. Der Standard (via >b’s weblog): „Seit Jahresbeginn hält eine rätselhafte Serie von Todesfällen die Ukraine in Atem. Es handelt sich durchwegs um Politiker der früher regierenden Partei der Regionen des geflüchteten Ex-Präsidenten Wiktor Janukowitsch. Am Wochenende verunglückte nun sein Sohn Wiktor junior unter bisher ungeklärten Umständen tödlich.“ Das ist sicher nur ein Zufall…

Danke auch für den Hinweis auf >b’s weblog (immer gelesen): Das BILD-Blog (selten gelesen) fasst zusammen, was sich die Boulevard-Medien über Griechenland zusammengehetzt haben.

Mir reicht es für heute…

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Kommentare

11 Kommentare zu “Schöpferischwirtschaft oder der tägliche Wahnsinn”

  1. Horst Horstmann am März 25th, 2015 4:46 pm

    Ich kann beim besten Willen kein- ey, Mooooment mal! :D

  2. ... der Trittbrettschreiber am März 25th, 2015 5:24 pm

    Und nun zu etwas ganz anderem – kalt duschen trägt sicher zur Wahrheitsfindung bei. Wechselduschen ist umstritten.
    Diser Artikel, sehr spannend geschrieben und auch nett vermint(vorsicht Facebook-Link), ist beides zusammen zu unterschiedlichen selben Zeiten.
    Worüber sollte ich mich denn nun aufregen, über Gewalt gegen Daten(bewegliche Sachen gibt es ja nicht im Web2) oder über dieses fremde, mich nun solidarisch beschleichende Gefühl, auch irgendetwas auf meinem Screen kaput machen zu müssen?
    Vielleicht springe ich einfach ins Meer – ins Meer meiner Tränen.

  3. tom am März 25th, 2015 7:37 pm

    Herausragend die Kommentare bei Tichy. Volkes Stimme.

  4. von Manu Chao am März 25th, 2015 8:37 pm
  5. bernd_r am März 25th, 2015 10:59 pm

    Nette Zusammenstellung!

    Wir hatten mal einen Zahlmeister, der darauf bestand, der Posten „Briefmarken“ sei unbedingt in „Postwertzeichen“ umzubenennen, und dies dann qua Amt auch durchsetzte. Ähnlicher Fall: Ein Technikerkollege rügte mich aber wirklich jedesmal, wenn ich Schraubenzieher statt „korrekt“ Schraubendreher sagte, DIN habe das doch nunmal so vorgeschrieben. Diente mir folglich als Grund, ihn damit absichtlich zu provozieren.

    Deinen schon des öfteren geäußerten sprach- und stilkritischen Anmerkungen kann ich nur zustimmen und freue mich, in Deinen Artikeln u.a. solche Sensibilität und das Bemühen um Präzision und Klarheit im sprachlichen Ausdruck zu finden.

    Was mich als Kenner des Englischen besonders nervt, obwohl ich, wie im Fachjargon (Elektronik, Programmieren) durchaus üblich, im Umgang viele engl. Fachausdrücke benutze, für die es manchmal auch gute, treffende dt. Begriffe geben mag (beim Verfassen z.B. eines Fachaufsatzes, vermeide ich natürlich diese Nachlässigkeit!), sind die vielen Fehlübersetzungen – resultierend aus mangelndem Verständnis oder einfach Unwissen.

    Beispiele: Ein heutzutage typisches Blähwort ist Technologie – meist müßte es „richtig“ Technik heißen. Ein anderes ist der Gebrauch von „realisieren“ im Sinne von „bemerken“.

    Eine weitere bescheuerte Fehlübersetzung, die sich eingebürgert hat, ist „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ – richtig müßte es heißen „Verbrechen an der Menschheit“ (an – nicht gegen, denn Verbrechen übt man, im Dt. zumindest, an etw. oder jmdm., nicht gegen ihn oder es.

    Ja ja, die deutsche Sprache ist nicht einfach, und Stilsicherheit erwirbt man, wie in jeder anderen Sprache auch, nur durch reichliche Lektüre guter Literatur in einem breiten Spektrum, was heutzutage ja etwas aus der Mode gekommen zu sein scheint. Es gäbe noch weitere Anmerkungen zur Entwicklung der deutschen Sprache aus sprachwissenschaftlicher Sicht, aber ich will das jetzt lieber mal nicht ausufern lassen – es sollte nur ein kleines Feedback für den Autor des Artikels sein…

    Für Freunde der deutschen Sprache, dem tieferen Verständnis dienend, möchte ich hier einmal als ganz hervorragendes Buch eines hervorragenden Sprachwissenschaftlers die „Textgrammatik der deutschen Sprache“ von Harald Weinrich empfehlen.

  6. ... der Trittbrettschreiber am März 26th, 2015 9:15 am

    @bernd_r

    …ein Gebrechen zur (d.h. hinführend, sinnstiftend) Menschlichkeit? Die DIN Norm:

    http://www.werkzeug-eylert.de/shop/datasheets/kat_s461.pdf

  7. Wirtschaftskreativer am März 26th, 2015 10:10 am

    Kreativwirtschaft:
    Ist das nicht dieses ~60-Milliarden-Ding, wobei Kreative der Wirtschaft zuarbeiten dürfen und Manager oder Organisatoren sich unverhältnismäßig hoch an der Erschaffung von kulturellen Werten bereichern?

  8. Eike am März 26th, 2015 3:47 pm

    Nein. Die Klientel erreichst Du via fiverr.com

  9. tom am März 26th, 2015 7:19 pm

    @ TS: mal bissl Korinthen…
    DIN reicht schon, denn…

  10. Temnitzbiber am März 26th, 2015 9:16 pm

    Noch ein typisches Beispiel: Eine Plastik ist ein Kunstwerk,die Gruppe chemischer Kunststoffe heisst Plaste – was nur noch Ossis älterer Jahrgänge zu wissen scheinen.

  11. ... der Trittbrettschreiber am März 27th, 2015 10:05 am

    @tom

    oooch – nu nimms ma nich so jenau. Weiße Schimmel sind doch schön!?!

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