Katalonien und Schottland
Eigentlich geht es mich nichts an. Aber der Verdacht drängt sich auf, dass es sich – zumindest in Schottland – wieder einmal um einen Klassenkampf handelt, der in einem merkwürdigen Kostüm einherkommt. Da weder die schottischen noch die katalonischen Separatisten am System etwas ändern wollen, bin ich also gegen neue Staaten.
Ein Linker darf und kann niemals Nationalist sein. (Sorry, liebe Lateinamerikaner und Innen!)
September 15, 2014 | abgelegt unter Politics
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16 Kommentare zu “Katalonien und Schottland”
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In dem Fall scheint es sich genau umgekehrt zu verhalten. Dezentral regierte Staaten scheinen eher mehr Mitbestimmung der Bevölkerung zuzulassen. Insofern wäre der Austritt Schottlands ein Fortschritt und wichtig für die Wiederermächtigung vor allem der armen Bevölkerungsschichten Schottlands. Auch liegt Schottlands Chance, in der EU aufzugehen. Ein Verbleib in der UK birgt eben auch die Gefahr, nach der Abstimmung zur EU in Britannien gemeinsam aus der EU auszutreten.
„Kleinstaaterei“ könnte eine Reaktion auf die Globalisierung sein. Familie, Dorf, Ländle – all das gegen die Komplexität, das Undurchschaubare und als Willkür Empfundene.
…..wir brauchen mehr Kleinstaaten in Europa, damit der Moloch von Brüssel Stück für Stück zersetzt wird……
Ich halte ehr den Aspekt der Entsolidarisierung für wichtig: Die vermeintlich reicheren Regionen wollen nichts mehr mit den anderen, ärmeren Regionen zu tun haben. Das ist der Grund, der für mich gegen die Abspaltung spricht.
Ich sehe das etwas differenzierter.
Klar sind Nationalismus und Linke nicht vereinbar (das Resultat wäre wohl National-Sozialismus, igittigitt).
Allerdings bieten kleinere Systeme die Hoffnung auf mehr Mitbestimmung des Einzelnen. Fünfzig Prozent meines Lebens spielen sich in der Schweiz ab. Die Schweiz ist für mich das Land in Europa, das anarchistische Ideen am weitesten verwirklich hat (kommt mir nun nicht mit Minarettverbot und Zuzugsbegrenzung. Ich rede vom politischen System!).
Begründung:
Die oft winzigen Kommunen können deutlich mehr selbst entscheiden und haben mehr Macht über das Geld das sie einnehmen.
Die Kantone haben ebenfalls einen massiv höheren Einfluss auf die Entscheidungen vor Ort als deutsche Bundesländer. Dabei sind sie von der Größe eher mit deutschen Landkreisen vergleichbar.
Die Volksentscheidung ist ein zentrales Element mit dem wirklich jede Entscheidung von Politikern korrigiert werden kann und Themen entschieden werden können an die sich die Politik überhaupt nicht traut.
Letztlich beruht das Bundes-Parlament in Bern auf Konsens-Demokratischen Ideen. Soll heißen alle Parteien die dort vertreten sind beteiligen sich an der Regierung und tragen Verantwortung. Was die Entscheidungsfindungen zwar deutlich verlangsamt und die Schweizer Regierung als langsam und langweilig erscheinen lässt (sie haben ja auch deutlich weniger Kompetenzen); aber eben zu einen halbwegs brauchbaren Konsens führt.
Sicher ist die Schweiz nicht das Paradies der Linken, dazu fehlt es eben wie überall an offenen, freien Geistern in der Gesellschaft. Aber das System geht deutlich in eine Richtung die in den großen Nationalstaaten Europas nicht erkennbar und wohl auch nicht realisierbar ist.
Daher ein Lob auf das kleine, lokale politische System. Ich wünsche Schotten und Katalanen viel erfolg!
„scheinen eher mehr Mitbestimmung der Bevölkerung zuzulassen“
Je größer die Gebilde, desto schlechter geht die Beteiligung des prinzipiell nicht sehr an Politik interessierten Menschen.
Beispiel, dass es in einer kleinen Einheit auch mal sehr schnell ganz anders geht: Island in der „Finanzkrise“. Ob in einem großen Staat auch „Wir zahlen eure Schulden nicht“ funktioniert hätte, wage ich stark zu bezweifeln.
Handeln in überschaubarem Rahmen!
http://medialens.org/index.php?option=com_acymailing&ctrl=archive&task=view&mailid=304&key=ce7b74fac94fe3e5d8c1abdae9f58fcb&subid=6640-16d42613339c861d9856680ee3df436d&tmpl=component
@Wolfgang
Staat ist, egal wie groß oder klein er territorial ist, niemals ein großes oder kleines System – er ist immer ein großes! Das größte System, was jeweils ‚zu haben‘ ist…
In einem Staat wird niemals wirklich mitbestimmt oder gar von der Mehrheit bestimmt, dann bräuchte es dieses Konstrukt so gar nicht.
Da muß ich nicht einmal auf einen bürgerlichen Staat eingrenzen.
Kleinere Einheiten hätten dann also nicht von der Größe sondern vom Konstrukt her andere Eingriffsmöglichkeiten.
Staat ist ein Machtinstrument, einzig dazu ist es da und kann darum nicht ’nett‘ sein, wenn es dem einen oder anderen auch ein Zeit lang gelingen sollte, diesen Anschein (nicht nur bei Dir) zu erwecken.
Ich stimme Burks in diesem Punkt voll zu, Nationalismen sind fehl am Platze. Diese ganzen Staatlichkeitsbestrebungen sind mE einzig dazu da, bisher nicht so recht zum Zug gekommenen Kapitalisten anderer Nationalität als der des bereits vorhandenen Nationalstaates doch noch ein Gewaltmonopol in die Hand zu geben…
oder überhaupt eins, falls es diesen noch nicht gibt.
Für die, die dort sonst noch so leben, ist es doch völlig wurscht, wer ihnen diktiert/oktroyiert, wie sie zu leben haben oder sie für sich Malochen läßt.
Auch wir haben hier offiziell immer noch die Selbstverwaltung der Kommunen – schon was von gemerkt – oder wird das durch (finanzielle) Vorgaben des Staates ad absurdum geführt?
Ok, war eine Suggestivfrage…
Denk‘ mal 5 Meter weiter und überlege Dir was das für die EU bedeutet, wenn England etwas kleiner wird, aber Scotland recht proEU wird … Daher teile ich Deine Meinung so nicht.
Ich weiß zwar nicht, wen Du meinst @5m, der da mal 5 Meter weiter denken soll, aber ich kann da sogar 100 km weiter denken, dann ist das mit EU ohne EU, einer großen, einer kleinen oder gar keiner, immer noch Kapitalismus.
Also ändert sich für mich nüscht. Ich bin Beherrschte und ‚die‘ Schotten auch.
Die Titanic bringt es wieder auf den Punkt:
Bürgerkrieg zwischen Nord- und Südstaat. Nordstaat gewinnt, der Südstaat muß die Sklaverei abschaffen. Der Finanzplatz London wird aufgelöst. Ende des Kapitalismus.
http://www.titanic-magazin.de/news/noch-3-tage-zur-scotokalypse-6751/
..ob die dann immer noch das unterm Rock tragen, wie bisher?
Karierte Unterdrückungsfantasien – kein Grund sich hängen zu lassen sondern sich immer wieder aufzurichten, sagt eur’Opa. Und der muss es ja wissen!
@Wat.: Sehe ich anders. UK ist nicht besonders gut für die EU, die Schotten schon eher. Das UK hat eine Menge guter Regeln immer schön gezielt zerschossen. Siehe auch: Der aktuelle EU-Finanzmarktkommissar, Quiller Consulting oder
die letzten Versuche der Regulierung …
dein kollege jens berger sieht das, wenig überraschend, anders und behauptet in der tat: „Schottland stellt die Systemfrage“
http://www.nachdenkseiten.de/?p=23321
gibt es hier eigentlich Smileys? mir is grad nach nem dicken :rofl:
Sehr richtig, was du sagst: Es geht dich nichts an, richtiger gesagt, es geht dich einen feuchten Scheißdreck an, was Schotten und Katalanen entscheiden, weil sie von ihren Zentralregierungen beschissen werden.
Ein Linker sollte generell gegen Nationalstaaten sein – und für eine Gemeinschaft der Regionen.
Aber wieso ist es kein Nationalismus, die Einheit Großbritanniens zu befürworten?
Self-government lautet das entscheidende Stichwort in der schottischen Frage:
https://www.jacobinmag.com/2014/09/yes-to-a-socialist-scotland/