Die böse Zirkulationssphäre

„Vergleicht man Attac und die Freiwirtschaft, gibt es einen gewichtigen Unterschied: Die Anhänger Gesells konzentrieren sich auf den Zins. Die Lehre von der Zinsknechtschaft, welche aus der guten Marktwirtschaft den schlechten Kapitalismus mache, ist ihr Dogma. Attac verfolgt grundsätzich eher sozialdemokratisch-reformistische Ziele, die die parteiförmige Sozialdemokratie längst abgelegt hat. Gemeinsam ist beiden, Freiwirtschaft wie Attac, die beschränkte Vorstellung, es seien im wesentlichen Erscheinungen der Zirkulationssphäre für alle Übel dieser Welt verantwortlich.“ (Friedrich Burschel (Hg.): Schwundgeld, Freiwirtschaft und Rassenwahn. Kapitalismuskritik von rechts: Der Fall Silvio Gesell, Hamburg 2012, Konkret Texte 57, S. 215))

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Kommentare

4 Kommentare zu “Die böse Zirkulationssphäre”

  1. blu_frisbee am Juni 19th, 2013 3:11 pm

    Dann gubts auch noch die welche meinen wir hätten das „falsche Geldsystem“, so als ob aus einer Vielzahl möglicher Geldsysteme ein falsches ausgewählt wurde.
    Aber wir haben nur Geld, bewußt planmäßig ausgewählt wurde da nix und given the powers that be kann es auch garnicht anders sein.
    Diese Leute glauben Geld sei im Kapitalismus bloßes Tauschmittel. Es hat aber den zusätzlichen Gebrauchswert Kapital sein zu können was nur mit „doppelt freiem“ Lohnarbeiter geht. Der Zins ist Derivat des Mehrwerts und ergibt sich nicht aus politischem Entschluß.
    Um Burks zu zitieren: Das Elend kleinbürgerlicher Kapitalismuskritik liegt darin, die eigentliche Funktionsweise des Systems nur als moralischen Mangel des Personals miszuverstehen.

  2. georgi am Juni 19th, 2013 4:53 pm

    konkret? konkret? konkret? Waren das nicht diese Moslemhasser? Die sind doch rassistischer als attac. Selbst den einen oder anderen Freiwirtschaftler stellt konkret in den Schatten.

    Ansonsten ist
    eine
    Analyse der Zinskritik gar nicht mehr notwendig, weil alles schon dazu gesagt wurde. Es muß sich nur irgendjemand der Wissenden sich bereiterklären, einen populären Blog zu gründen, und die gesicherten Erkenntnisse vor dem Publikum vortragen.

  3. blu_frisbee am Juni 20th, 2013 12:03 am

    @georgi Die zitierte Kritik der Zinskritik ist leider falsch. Sie betrachtet eine stationäre Wirtschaft mit einfacher Reproduktion. (Nebenbei: Nicht der Kapitalist schießt Löhne vor sondern der Arbeiter seine Arbeitskraft).
    Der Wert des Geldes ist realisiert durch den Wert der Waren. Anfänglich hat der Kapitalist K Geld. Das investiert er in Produktionsmittel und Arbeitskraft um danach Waren im Wert von K+M (Mehrwert) zu haben.
    Um diesen Wert zu *realisieren*, dh in Geld rückzuverwandeln muß er Waren K+M vollständig verkaufen.
    Es ist aber nur K Geld im System, es muß M neues Geld eingeschossen, in Umlauf gebracht werden.
    Theoretisch könnt der Staat neues drucken und an die Arbeiter verschenken damit die die von ihnen selbst hergestellten Waren auch kaufen können.
    Tatsächlich kommt frisches Geld als zinsbehafteter Kredit ins System. Der Kapitalist kann also seinen Mehrwert nur realisieren indem Kredit auf künftigen, noch zu schaffenden Mehrwert aufgenommen wird. So schiebt der Kapitalismus einen wachsenden Schuldenberg vor sich her, bis der uneinlösbar werden.
    http://www.youtube.com/watch?v=qOP2V_np2c0
    http://www.lrb.co.uk/v33/n03/benjamin-kunkel/how-much-is-too-much

    Die Zinskritik krankt daran, daß sie nur die Zirkulation unter Ausschluß der Produktion betrachtet, also unter Ausschluß von all dem, was den Kapitalismus eigentlich bestimmt.
    Eine Kritik der Zinskritik die in der Zirkulation (und noch dazu einer stationären Wirtschaft) verbleibt ist hoffnungslos vorkapitalistisch, idyllische Produzententauschwirtschaft und falsch, falsch, falsch, so sehr auch die Milchmädchenrechnungen überzeugend wirken.
    Die Zinskritiker haben immerhin eins kapiert, daß da wachsende Schuldenberge sind (was neumondschein bestreitet). Sie irren darin, daß sie deren Ursache magischen Geldeigenschaften oder der Erpressung der Geldbesitzer zuschreiben, die lieber horten & Geldknappheit erzeugen.
    Geld ist nicht knapp, auch wenn das jeder Prolet in der eigenen Börse spürt, momentan wirds den Kapitalisten gradezu nachgeschmissen.
    Realisierbarer Mehrwert, dh Profit ist knapp.
    Und der hängt am Privateigentum an Produktionsmitteln und daran, daß diese nur betrieben werden wenn Profit rausspringt.
    Krise ist wenn Kapital arbeitslos ist weil sichs nicht rentiert, wenn die gesellschaftliche Form zum Hindernis wird.

  4. georgi am Juni 21st, 2013 4:41 pm

    Nee, der neumondschein hat recht. Die Arbeiter verdienen nämlich auch den Mehrwert und kaufen von diesem Mehrwert von ihm und seinesgleichen produzierte Waren. Damit ein Kapitalist Mehrwert erschaffen kann, muß er nämlich investieren. also Maschinen und andere Produktionsmittel kaufen oder kaufen lassen, wenn der Kapitalist Bänkster ist. Diese Maschinen, Rohstoffe und alle anderen Produktionsmittel werden von Arbeiter geschaffen, die dafür Lohn erhalten, der aus dem Mehrwert stammt. Das Bild vom Süßwasserkreislauf vom Neumondschein trifft es ganz gut. Genauso, wie sich das Wasser auf der Erde im Kreise bewegt, bewet sich das Geld in der Wirtschaft. Wenn man den Durchfluß am Amazonas mißt und den mit einer genügend großen Zeiteinheit multipliziert, dann erhält man schließlich eine Menge Wasser, die diejenige übertrifft, die auf der Erde überhaupt existiert. So ähnlich ist das in der Zirkulationssphäre auch.

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