Linkes Betschwestertum

Ein köstlicher Artikel Jan Fleischhauers über einen taz-Kongress: „Es ist immer wieder verblüffend zu sehen, wie wenig ausreicht, um Menschen, die der Linken angehören, in Aufregung zu versetzen. (…) Die meisten Menschen suchen in ihrem Meinungsumfeld nach Bestätigung für ihre Weltsicht, das gilt lagerübergreifend. Aber nirgendwo ist die ideologische Selbstisolierung so weit fortgeschritten wie in den Vierteln, in denen man sich auf die eigene Weltläufigkeit sonst so viel einbildet. (…) Ein gewisser Hang zur Bigotterie ist dabei fast unausweichlich“.

Und der von Deniz Yücel über dasselbe Event ist auch sehr lesenswert. Der lässt es wieder krachen….

image_pdfimage_print

Kommentare

14 Kommentare zu “Linkes Betschwestertum”

  1. altautonomer am April 26th, 2013 8:06 am

    Als ein mehrfach mit dem Prädikat „rotlackierter Faschist“ ausgezeichneter Linksradikaler, nehme ich gern noch die Titel PC, Sprachpolizist und ewiggestriger Linksnostalgiker entgegen, denn ich distanziere mich von autoritären Herrenmenschencharakteren, die es auch heutzutage noch für eine Zumutung halten, die Sklaven ehemaliger deutscher Kolonien auf dem afrikanischen Kontinent nicht mehr als N… bezeichnen zu dürfen.

    Die Diskussion um diese Sprachregelung ist angeblich „nur“ eine semantische Petitesse, doch für manche scheint es eine unverzichtbare Attitüde zu sein, sich unter Berufung auf Literatur und Kabarett (Satire) einen liberalen Anstrich zu geben.

  2. altautonomer am April 26th, 2013 8:07 am

    Burkhard:
    Antrag auf Edit-Funktion!
    Begründung in 3-facher Ausfertigung wird nachgereicht.:-)

  3. Schlimm am April 26th, 2013 10:57 am

    Sprache macht Gedanken, daher ist es gut etwas darauf aufzupassen warum und wie man etwas sagt. Aber im Nachhinein Bücher, die in einer bestimmten Zeit geschrieben wurden zu „fixen“ damit sie marktfähiger werden — und dies unter dem Anspruch des Gutmenschentums nervt. Eine Fußnote oder eine gute Einleitung wäre wohl die bessere Methode. Und etwas Geschichtswissen, welches immer wieder neu in Frage gestellt werden muss, hilft jeden jungen Leser — unabhängig von Herkunft und Sozialisation.
    Das mit den weiblich-männlich Endungen ist durchaus interessant und ein Sprachbug. Da man in Gesprächen nicht ständig Fußnoteln will, sollte man hier durchaus mal etwas Hirnschmalz für Alternativformulierungen opfern. Manchmal macht es aber auch Spaß, die gerade nicht zu tun. Kommt wohl auf den Kontext an. Na dann mal blumkraft bitches!

  4. altautonomer am April 26th, 2013 11:19 am

    Umgangssprachlich wurde bereits andere diskriminierende Begriffe eleminiert. Und das ist doch in Ordnung. Wer sagt denn heute noch für seelenpflegebedürftige Patienen (amtl. „geistig Behinderte“) Idioten, oder nennt weibliche Personen Frollein, erwachsene Frauen Mädels oder sagt mongoloide, wenn er an Trisomie 21 Erkrankte meint?

  5. admin am April 26th, 2013 12:06 pm

    @altautonomer: du bist als Nutzer aber nicht registriert…sonst ginge das.

  6. flatter am April 26th, 2013 5:20 pm

    In dieser Angelegenheit den Fleischhauer zu zitieren, ist eine ziemlich blöde Idee. Der Mann hat nämlich nie nicht und niemals recht, gerade wenn er es hätte, weil etwas offensichtlich Lächerliches von linken Spießern veranstaltet wird. Die sind nämlich genau so lächerlich und reaktionär wie der Fleischhauer selbst, und wenn das nicht zur Geltung kommt, lässt man den Geiferzwerg in den Garten wie die Griechen im Holzpferd nach Athen.

  7. Schlimm am April 26th, 2013 5:24 pm

    Eben. Aber hier ging es ja um die Wiedergabe eines historischen Textes im Rahmen (=Kontext) einer Veranstaltung die genau dies zum Thema hat. Also habe sich die Leute völlig überdreht daneben benommen oder sind gut getrollt worden. Ich war nicht dabei. Klingt aber aller nach einer typischen ZEIT-Grüne Gutmenschenveranstaltung ohne viel Tiefgang.

  8. flatter am April 26th, 2013 11:53 pm

    Au weia, ich meinte natürlich nach Troja. Irgendwo waren da ja auch Trojaner im Spiel ;-)

  9. garfield am April 27th, 2013 2:35 am

    den besten Kommentar zum Thema hab ich beim Taz-Hausblog von einer „Christiana“ gefunden.

    Da gibt’s nichts mehr hinzuzufügen. @Schlim, mal den Teil über Martin Luther King beachten.

    Daß Deniz Yücel es mal wieder krachen lässt ist ja schön & gut, aber für vollendete Realsatire halte ich mich dann doch lieber an Broder.

    Das ist wie mit SPD und CDU. Warum die Kopie, wenn man das Original haben kann.

  10. Schlimm am April 27th, 2013 8:51 am

    @garfield: Ich kenne die ganzen taz-Leute nicht, finde nur das Thema spannend. Das Problem ist noch eher das es Merkmale gibt die Leute unterscheidbarer machen (Nasenlänge, Haarfarbe, Hautton, Größe, Haarlänge, Geschlecht, Gesichtsbehaarung) und diese in der Geschichte abwertend genutzt werden und wurden — meist um Leute von „seiner“ Gruppe abzugrenzen (=zu unterdrücken oder auszubeuten) oder dazuzupacken. Beides nervt und es sind Reflexe gegen die man anarbeiten kann. Mit diesen Ziel vor Augen sind sollte man die Methoden wählen die zu einem passen. Sich beim Rassismus zu erwischen und ehrlich zu bleiben ist das schwierigste. Deswegen sind Worte wichtig — versucht man dies mit Ironie und Sarkasmus zu übertünchen geht dies halt oft schief, besonders mit Leuten, die einen anderen Ansatz haben.

  11. Ano Nym am April 27th, 2013 11:30 am

    @Schlimm: Nein. Die Sprache ist Form und Mittel, in dem die Gedanken ausgedrückt werden. Machen tut sich die Gedanken der, der sie hat.

    @altautonomer: Die diskriminierenden Begriffe wurden eliminiert, aber die Diskriminierung nicht. Geistig behinderte sind auch heute noch geistig behindert, und auch „unverheiratete Frauen jedweden Alters“ (WP) gibt es heute noch. Anstatt also die Ehe abzuschaffen, bekommt statt dessen das hinter dem heteronormativen Racket nächstgrößere jetzt die Ehefähigkeit zugesprochen.

    @yücel

    http://de.wikipedia.org/wiki/Neger_%28Fototechnik%29

    Obwohl der Begriff „Neger“ diskriminierend wahrgenommen werden kann, und man stattdessen in der Fotografie die Begriffe „Flag“ „Abdunkler“ oder „Lichtschlucker“ verwenden könnte, hält sich die Bezeichnung „Neger“ hartnäckig. Dies betrifft auch weitere Begriffe in der Branche wie z.B. die „Negerlippe“ (ein schwarzgelbes Absperr[klebe]band aus Kunststoff), „Watussi“ (besonders große „Neger“) oder auch „kämpfende Neger im Tunnel“ (für eine sehr unterbelichtete Aufnahme).

  12. Schlimm am April 27th, 2013 2:22 pm

    @Ano Nym: Irgendwie muss die Symbolverarbeitung ja laufen. Benutzt man schon stark gefärbte Symbole (meist ja doch Worte/Vorurteile/Schubladen) wird das „Denken“ (Wahrnehmung, Symbolverarbeitung, Interpretation, Assoziationen) dadurch nicht besser. Einverstanden? Oder kurz: Wer durch Sozialisation schon bestimmte Worte mit bestimmten Eingenschaften gelernt hat, tut sich noch schwerer diese Muster zu durchbrechen/zu hinterfragen. Wie man Gedanken hat oder bekommt hat ja wieder mit den Assoziationen zu tun die man gerade so im Hirn hat. Denke ich ;)

  13. Temnitzbiber am April 27th, 2013 5:55 pm

    In Löwenberg (nördlich Berlin) heisst ein Teich seit Jahrhunderten „Negerpfuhl.“ Wie könnte man den umbenennen? „Teich mit Migrationshintergrund?“ Da lacht der aber laut los, denn er hat schon so viele Migranten gesehen: Kelten, Germanen, Slawen, „Deutsche“ (Altmärker, Bayern, Brandenburger)…

  14. Politsekten | Kritik und Kunst am April 29th, 2013 6:24 am

    […] einmal hierzu, und ein für alle Mal: Niemand hat sich auszuweisen dafür, dass und wie sie oder er geboren […]

Schreibe einen Kommentar