Fakten zum variablen Kapital

variables Kapital

Naked capitalism zitiert Wolf Richter: „The Stunning Differences In European Costs Of Labor – Or Why “Competitiveness” Is A Beggar-Thy-Neighbor Strategy“:

„Alas, the rejuvenated ’sick man of Europe,‘ Germany, isn’t surviving just by cutting its cost of labor. At €31 per hour, it was 32% higher than the EU average, though 11% lower than in France. In manufacturing, it was even more striking: Germany’s cost of labor of €35.20 per hour was 47% higher than the EU average, but still 3% lower than in France.“

Variables Kapital bezeichnet in der Marxschen Theorie die Lohnkosten der in der Produktion beschäftigten Arbeiter. Der Lohn ist der Preis der Ware Arbeitskraft, die die Kapitalisten von den Arbeitern kaufen. Dieser Wert der Arbeitskraft bestimmt sich dabei durch die zu ihrer Produktion durchschnittlich notwendigen Arbeitszeit, also die Lebens- und Erhaltungskosten des Lohnarbeiters.

Der in Arbeitskraft umgesetzte Teil des Kapitals verändert dagegen seinen Wert im Produktionsprozeß. Er reproduziert sein eignes Äquivalent und einen Überschuß darüber, Mehrwert, der selbst wechseln, größer oder kleiner sein kann. Aus einer konstanten Größe verwandelt sich dieser Teil des Kapitals fortwährend in eine variable. Ich nenne ihn daher variablen Kapitalteil, oder kürzer: variables Kapital. Dieselben Kapitalbestandteile, die sich vom Standpunkt des Arbeitsprozesses als objektive und subjektive Faktoren, als Produktionsmittel und Arbeitskraft unterscheiden, unterscheiden sich vom Standpunkt des Verwertungsprozesses als konstantes Kapital und variables Kapital.

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Kommentare

12 Kommentare zu “Fakten zum variablen Kapital”

  1. Robert Michel am März 28th, 2013 12:13 pm

    „Dieser Wert der Arbeitskraft bestimmt sich dabei durch die zu ihrer Produktion durchschnittlich notwendigen Arbeitszeit, also die Lebens- und Erhaltungskosten des Lohnarbeiters.“

    Das bezweifle ich doch sehr stark, weil der Wert von Arbeit unterschiedlicher Qualität viel stärker streut als es durch die Lebens- und Erhaltungskosten zu rechtfertigen wäre. Warum zum Beispiel ist ein Ingenieur um ein Faktor 3 oder mehr teurer als ein Politikwissenschaftler obwohl ihre Ausbildung vergleichbar ist?

  2. admin am März 28th, 2013 12:44 pm

    Ich wollte das noch diskutieren. Vorausgesetzt ist, dass man sich über eine Theorie des Werts einigermaßen einig ist. vgl. den tag „Marx revisited“ hier. Ich habe noch nicht einmal das Geld eingeführt :)

    Es geht eben nicht um die Qualität, sondern um ein Abstraktum, das in der Lage ist, Wert zu quantifizieren.

  3. ...der Trittbrettschreiber am März 28th, 2013 12:52 pm

    Herrlich – alles was wir brauchen auf dieser Welt ist eine Formel. Klein und handy. Verstehen braucht’s keiner aber anwenden sollte man sie um das Universum zu erklären. Mal beim Bier, mal auf’m Workshop, im Blog, im Bus, im Cirkus der Phantasmagorien und auch im Lotterbett, wo wir schon bei Arbeit und Mehrwert sind.
    Hat Marx eigentlich an Erosion gedacht? Rost, Zerfallsprozesse? Keine Maschine und kein Werkzeug bleiben konstant. Sind das Äquivalenzen zum variablen Kapitalanteil?
    Haben Theorien eine Seele?

  4. Julius Turm am März 28th, 2013 1:54 pm

    Was ist, wenn Arbeit eine Dienstleistung wie jede Andere Dienstleistung ist? Das würde zB auch die meisten Preisunterschieder erklären. Auch interessant ist die Frage danach, weshalb die Arbeiterschaft auf den Trichter kam, den Sozialisten quasi zu sagen, dass sie mit ihren Büchern den Arsch abputzen könnten. Warum gibt es Sozialisten wie Robert Kurz, die die Werttheorie vollkommen ablehnen?

    Übrigens: Selbst mein andauernd um den heißen Brei redender Politiklehrer, der ziemlich Links ist, konnte den Erisapfel um den Wert auf den Punkt bringen; die Liberalen sagen, dass der Wert ziemlich subjektiv ist und sich auch noch den Kontext anpasst wohingegen die Sozialisten sagen, dass er rationial ermittelbar sei.

  5. hdschulz am März 28th, 2013 2:26 pm

    „Es geht eben nicht um die Qualität, sondern um ein Abstraktum, das in der Lage ist, Wert zu quantifizieren.“
    Die alte Leier. Wert (auch der Arbeit) läßt sich nicht verbindlich quantifizieren. Das hat schon Marx mißverstanden. Deshalb ist alles was aus der „Arbeitswerttheorie“ abgeleitet wird irreal.

  6. HF am März 28th, 2013 2:31 pm

    “ … Lebens- und Erhaltungskosten des Lohnarbeiters …“
    Lebenskosten verstehe ich, aber was versteckt sich in den „Erhaltungskosten“? Etwa Kindergärten, Schule, Studium, Gesundheitskosten und Altersrente?

  7. KL am März 28th, 2013 2:49 pm

    Das ist etwas verwirrend: wenn das variable Kapital die Lohnkosten SIND, wie kann es sich um etwas handeln, das im Produktionsprozeß seine Größe ändert ?

  8. admin am März 28th, 2013 3:21 pm

    Die wirklichen Kosten des Lohns sind nicht der Lohn, genausowenig wie der Tauschwert (im Sinn der Werttheorie) der Preis ist.

    @Julius: beides ist falsch. Zum Wert: https://www.burks.de/burksblog/2012/12/29/moneta-aes-signatum-und-die-ware-an-sich
    und hier: https://www.burks.de/burksblog/2012/12/27/nackte-frauen-schweine-und-die-ware-an-sich

  9. KL am März 28th, 2013 3:33 pm

    Wenn die wirklichen Lohnkosten nicht die Lohnkosten sind – wie kann man das dann denken ? Gibt es keine terminologische Unterscheidung, wirkliche und erscheinende Lohnkosten ? Und wenn ja, welche von beiden wären das variable Kapital ?

  10. admin am März 28th, 2013 3:36 pm

    Ich schreib da in Kürze was drüber, die Frage ist interessant.

  11. Robert Michel am März 28th, 2013 10:23 pm

    „Es geht eben nicht um die Qualität, sondern um ein Abstraktum, das in der Lage ist, Wert zu quantifizieren.“

    So weit zu abstrahieren, das kann eine Theorie natürlich machen. Aber dadurch blendet man jede Menge interessante Fragen von vorneherein aus. Zum Beispiel würde so eine Theorie die unterschiedlichen Interessen zwischen verschiedenen Lohnabhängigen ignorieren.

    @KL: Um die Antwort auf deine Frage vorweg zu nehmen: Marx nennt die Kosten für die Arbeitskraft variables Kapital, weil die Verausgabung von Arbeit wertschaffend ist. Wie wird man reich? Man kauft einen Euro aber zahlt nur 50 Cent dafür.

  12. Überwindung wirtschaftlicher Ungleichgewichte : Burks' Blog am April 16th, 2013 10:55 am

    […] Kapital mit Hilfe der Gewerkschaften gelungen ist, die Kosten des variable Kapitals (vgl. “Fakten zum variablen Kapital” (28.03.1013) so niedrich zu halten, dass sich die Kapitalisten hierzulande ins Fäustchen […]

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