Gagaismus

Lesenswert ist ein Posting von Feynsinn über ökonomische Kindergartenweisheiten (besser: Klippschulenweisheiten) unserer gefühlten journalistischen Edelfedern, denen man die drei Bände des „Kapital“ von Marx nicht in den Mund stopfen, sondern um die Ohren schlagen sollen. Lesen hilf manchmal weiter.

So funktioniert auch die neoliberale Herrschaftskunst, nennen wir sie “Gagaismus”. Sie ist vor allem in der journalistischen und politischen Literatur und Aktionskunst zuhause und schließt unbewusst an den Dada an. Der war ganz absichtsvoll ein Babygebrabbel, die Entkleidung der Kunst von Sinn und Zweck. Der Gagaismus ist versehentlich ein Rückfall ins Vorschulalter, naives Blabla in der Absicht, ein Weltbild von Deppen für Narren zu kreieren.

Wohl wahr. Lesebefehl!

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Kommentare

3 Kommentare zu “Gagaismus”

  1. Carsten Thumulla am September 3rd, 2011 6:59 am

    Ach so, wenn man Geld braucht nimmt man es da wo es ist, bei den reichen Menschen, und schon sind alle Probleme gelöst. Das ist aber ziemlich gaga. Warum haben die denn mehr? Weil sie die Macht haben, sich mehr zu nehmen. Und sie werden sich wieder mehr nehmen. Wer nicht in dynamischen Systemen denkt ist gaga, ist etwas zurückgeblieben. Mit Marx löst man keine Probleme.

    „Jahrzehntelang mehr Geld auszugeben, als man einnimmt, kann nicht gut gehen – auch nicht mit Eurobonds.“
    Harald Martenstein

    Jeder bankrotten Hausfrau würde das vor Gericht vorgehalten. Nur Staaten wollen das nicht für sich gelten lassen. Na, dann muß eben wieder der große Hammer her.

    Die Kapitalakkumulation ist ein Problem, das man möglicherweise nicht lösen kann. Das größte Problem ist aber der Staat. Wo ist denn der gewaltige Produktivitätszuwachs hin? Warum arbeiten wir denn immer noch 8 Stunden am Tag?

    Machen wir mal ein kleines Gedankenexperiment. Geben wir dem Staat mal schlagartig doppelt so viele Einnahmen wie jetzt. Was wird passieren? Die Ausgaben werden erhöht, denn man hat endlich wieder Geld. Vielleicht werden am Anfang ein paar Schulden getilgt. Es werden sich aber viele melden, die ganz genau wissen, wofür man das viele Geld ganz sinnvoll verwenden kann und muß. Das Geschrei wird so groß werden, daß nachgegeben wird. Mehr Militär, mehr Sozialdingens, mehr Hilfe rund um den Globus, mehr Repräsentation… Hunderttausende Zecken werden ihre Rüssel tiefer bohren. Und nach eine Jahr stehen wir wieder da und hören Vater Staat hat zu wenig Geld. Es ist ein systematisches Problem. Er wird immer zu wenig Geld heben.

    Der Staat wirtschaftet nicht im Gleichgewicht von Einnahmen und Ausgaben sondern an der Schmerzgrenze der Neuverschuldung.

    Sicher ist das Geld, was man durch eine neue Steuer einnimmt, mal alle. Die Ausgaben steigen und das Geschrei geht wieder los. Dann muß wieder eine neue Steuer her. Es war immer so und es wird immer so sein, bis man lernt. Aber lernen tut weh.

    Carsten

    „Überhaupt ist es für den Forscher ein guter Morgensport, täglich vor dem Frühstück eine Lieblingshypothese einzustampfen – das erhält jung.“
    Konrad Lorenz, Das sogenannte Böse, Zur Naturgeschichte der Aggression

  2. altautonomer am September 3rd, 2011 9:26 am

    John Swinton, Chefredakteur der New York Times,sagte im Jahre 1880 anlässlich der Feier zu seiner Verabschiedung :

    „Bis zum heutigen Tag gibt es so etwas wie eine unabhängige Presse in der Weltgeschichte nicht. Sie wissen es und ich weiß es. Es gibt niemanden unter ihnen, der es wagt, seine ehrliche Meinung zu schreiben und wenn er es tut, weiß er im Voraus, dass sie nicht im Druck erscheint. Ich werde jede Woche dafür bezahlt, meine ehrliche Meinung aus der Zeitung herauszuhalten, bei der ich angestellt bin. Andere von Ihnen werden ähnlich bezahlt für ähnliche Dinge und jeder von Ihnen, der so dumm wäre, seine ehrliche Meinung zu schreiben, stünde auf der Straße. Wenn ich meine ehrliche Meinung in einer Ausgabe meiner Zeitung veröffentlichen würde, wäre ich meine Stellung innerhalb von 24 Stunden los. Es ist das Geschäft der Journalisten, die Wahrheit zu zerstören, unumwunden zu lügen, zu pervertieren, zu verleumden, die Füße des Mammon zu lecken und das Land zu verkaufen für ihr tägliches Brot. Wir sind die Werkzeuge und Vasallen der reichen Männer hinter der Szene. Wir sind die Hampelmänner, sie ziehen die Strippen und wir tanzen. Unsere Talente, unsere Fähigkeiten und unser ganzes Leben sind Eigentum anderer Menschen. Wir sind intellektuelle Prostituierte.“

  3. ...der Trittbrettschreiber am September 5th, 2011 6:20 am

    …na dann is‘ ja alles wieder suppagutt, suppagutt. Wunderbar, wunderbar – schön, schön.

    Das, was ich an den sympathischen Online-Fiedhofsgärtnern meines Vertrauens so erfrischend finde, ist deren spektrale Vielfalt, Optimismus zu verbuddeln.

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