Konkret gesagt: medialer Kindersex

Ich finde meine politische Meinung nur in zwei Holzmedien wieder, und nur das letztere lese ich auf Papier regelmäßig. Das erste ist die Jungle World und das zweite Medium ist die konkret (deren Internet-Auftritt kann man getrost vergessen, der ist nur peinlich).

Schon in der Einleitung der August-konkret habe ich mich festgelesen und köstlich amüsiert. Eine Redakteurin des „politischen Radio-Feuilleton des WDR“ erkühnt sich, bei Gremliza anzufragen, ob ein Gespräch über (sinngemäß) „Israel als Hemmschuh für Obamas Politik“ möglich sei. „…sollten wir in einem Vorgespräch miteinander reden.“

Wenn man Gremliza kennt, ahnt man schon, was kommt. Ihm gefällt das Thema. „Ich sehe aber nicht ein, was es da zuvor zu besprechen gäbe.“ Das hätte ich selbstverständlich auch geantwortet. Entweder wollen die einen einladen – oder eben nicht. Absprachen, was zu sagen wäre und was nicht, gehören in den real gar nicht mehr existierenden Sozialismus, zu Berlusconi oder nach Nordkorea.

Oder zu deutschen Medien. „Aber so wird das nicht funktionieren“, antwortet die Redakteurin. „Ich führe immer Vorgespräche – also wir alle hier in unserer Redaktion. (…) Ich bereite das Gespräch auf, damit wir auch wirklich unterschiedliche Positionen vertreten.“

Sie hätte vermutlich auch antworten können: „Das haben wir schon immer gemacht. Wir haben Interviews schon immer autorisieren lassen, damit sich der Gefragte auch wohlfühlen kann. Wo kämen wir denn da hin.“ Man riecht den „Gremienvorbehalt“, den öffentlich-rechtlichen Mief und Opportunismus, die Feigheit, eine Meinung vorkommen zu lassen, die nicht dem Mainstream entspricht, und das alles unter dem Neusprech-Deckmantel, „kontroverse“ Positionen zu Wort kommen zu lassen.

Gremliza antwortet: „Sie führen immer Vorgespräche, ich nie. Das wird daran liegen, daß (sic) ich keinen Chefredakteur, keinen Programmdirektor, keinen Intendanten, keinen Rundfunkrat über mir weiß – und auch keine Redaktionskonferenz. Daß Sie, nachdem Sie mich um ein Interview gebeten haben, für das ich mich ja durch irgendwelche Äußerungen qualifiziert haben müßte, meine Meinung zum Thema ’schon vorher interessieren‘ würde, ist süß. So tollpatschig hat noch keiner ihrer Kollegen sich herauszureden versucht.“

Bruhahaha. Allein diese Sätze waren die fünf Euro wert, die die konkret kostet.

Auf derselben Seite geht es gleich weiter mit Zensuralice Schwarzer („löschen und sperren“ und andere sinnfreie Sprechblasen mehr). Deren „Vereinszeitschrift“ (Gremliza) hat einen zweiseitigen Artikel über Pädophilie mit uralten konkret-Titelbildern versehen aus einer Zeit, als Röhl die konkret auch zur Wichsvorlage für den sexuell verklemmten 60-er ummodelte. Die „Emma“ wirft der damaligen konkret vor, sie sei „quasi der Erfinder des medialen Kindersex.“

Was lese ich in der konkret dazu? „Das Autorenverzeichnis von KONKRET weist für das Jahr 1970, den Höhepunkt in der Geschichte von Röhls medialen Kindersex, vier Artikel einer gewissen Alice Schwarzer aus, die nun die Wahl hat, ob ihr die obzöne Mischung von Marx und Lolita damals so gut gefiel, daß sie mitmischen wollte, ob sie entschlossen war wegzusehen, ob sie zu dumm war, etwas zu ahnen, oder ob sie mit Priscilly Presley („Die nackte Kanone“) sagen will: ‚Ich war jung und brauchte das Geld.'“

Bruhahaha. Die konkret sollte man lesen. Wollen Sie so dumm bleiben, wie Sie sind?

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Kommentare

3 Kommentare zu “Konkret gesagt: medialer Kindersex”

  1. Ano Nym am August 1st, 2010 4:34 am
  2. Mitleser am August 1st, 2010 11:31 am

    Haha, vielen Dank, ich habe gelacht :)

  3. metatron am August 8th, 2010 9:22 am

    Auch wenn ich für gewöhnlich mit Kommentaren sehr zurückhaltend bin wenn ich nicht wirklich was zu sagen habe, so ist mir an diesem Beitrag nur wieder aufgefallen wie gerne ich deinen Blog lese. Danke dafür.

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