Willkommen in der Wirklichkeit

Agitprop

„Willkommen in der Wirklichkeit“, meint der Rixdorfer Stadtschreiber zu Recht ironisch und berichtet von einer Versammlung gestern, auf der ich auch war. Es ging um die Streuobstwiese am Richardplatz, die in keinem guten Zustand ist, aber auch von den Hundehaltern genutzt wird.

Es läuft so wie immer: Niemand hat Geld. Auch das Bezirksamt nicht. Dann kommen einige, die vom Verwalten Anderer leben, auf die Idee, irgendwas mit „Multikulti“ zu machen. Beliebt ist auch die sinnfreie Zeichenkette „interkulturell“. Das gibt es genausowenig wie „zwischenkulturell“. Derartige hohle Phrasen werden gern von den LichterkettenträgerInnen benutzt, die unpolitisch den Einwanderern eine „Kultur“ unterschieben, womit meistens Folklore gemeint ist. Sie kapieren nicht, dass „Kultur“ von Immigranten immer schon das Resultat einer Anpassung mit der Realität im Einwanderungsland ist. [Wer mehr dazu lesen will: Kien Nghie Ha: „Ethnizität und Migration RELOADED – Kulturelle Identität, Differenz und Hybridität im postkolonialen Diskurs“.] Auch hier wurde den arabischen und türkischen Familien hier im Kiez paternalstisch ein Interesse an „Multikulti“ und Gärtnerei untergeschoben, das real nicht existiert. Von denen war aber niemand da. Und auf meine Fragen, mit wem man aus der türkischen und arabischen Community geredet hätte, kam nur vages Gestammel.

Aber natürlich geht es immer auch ums Geld. Die Fördermittel für einen „interkulturellen Garten“ auf der Streuobstweise nördlich des Richardplatzes sind schon bewillig worden, ohne dass sdie Anwohner vorher gefragt wurden. Die Frauen (Männer sind offenbar nicht beteiligt) haben sich jetzt ihren „multikulturellen Garten“ in den Kopfgesetzt und schon vor vier Wochen den Verein „netzwerk Stadtraumkultur“ (VR 27983) gegründet, der aber im Wesentlichen aus denselben Leuten gehört, die auch im Quartiersmanagement Richardplatz Süd arbeiten. Der Verein bekommt vermutlich das Geld usw… Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Zum Glück waren die Anwohner mehrheitlich gegen den Garten, der auch aus biologischer Sicht totaler Blödsinn ist. Eine Streuobstiwese eignet sich eben nicht zum Gartenbau; außderm würden die Bette vermutlich das Wurzelwerk beschädigen. Einige verließen aus Frust auch schon vorher die Versammlung.

Der Rixdorfer Stadtschreiber: „Man darf also gespannt sein, wie es mit dem ‚Fall Streuobstwiese‘ weitergeht. Bis Ende diesen Monats wollen Struzyk und Rieckmann ein Konzept erstellen, ‚das von den Anwohnern mitgetragen wird‘. Diese Ambitionen hatten sie auch schon beim Projekt KANU, das doch gewisse Parallelen aufweist, in 2007 mit 31.000 Euro gefördert und dann wieder eingestellt wurde.“

Jetzt sind wir schon zwei Blogs, die die Angelegenheit aufmerksam verfolgen. Das ist auch gut so. Nur mein Layout ist besser. Und ich habe einen Mitgliedsantrag in dem Verein „netzwerk Stadtraumkultur“ gestellt. mal sehen, ob es da mit rechten Dingen zugeht.

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Kommentare

One Kommentar zu “Willkommen in der Wirklichkeit”

  1. Garten der Prosa - 2. Versuch : Burks’ Blog am Oktober 2nd, 2008 7:46 pm

    […] 188) Gelegenheit, eigene Ideen einzubringen und deren Umsetzung zu besprechen.” [Vgl. burks.de und Rixdorfer Stadtschreiber: “Willkommen in der Wirklichkeit”] Oktober 2, 2008 | […]

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