Wetter-Apps und Kryptoprogramme

Tor

„Bei einer Wohnungsdurchsuchung stießen die Ermittler auf einen Computer, dessen Sofware-Konfiguration so aussieht, als ob sie ein Geheimdienst präpariert habe. Auf dem Rechner ist eine Wetter-App installiert, fragt der Nutzer das Wetter in New York ab, öffnet sich automatisch ein Kryptoprogramm.“ (Aus dem aktuellen Spiegel über den enttarnten BND-Agenten)

Super. Jetzt weiß ich endlich, wie ich meine Rechner konfigurieren muss. Ich würde aber das Wetter in Tel Aviv oder auf der Krim abfragen. Die Links auf die Truecrpyt-Container auf dem Desktip Windows-Rechner sind öffenbar nicht intelligence-kompatibel, obwohl sich beim Klicken darauf ein „Kryptoprogramm“ öffnet. Da das ehemalige Nachrichtenmagazin uns nicht verrät, um welches „Kryptoprogramm“ es sich handelt, obwohl uns das am meisten interessiert, kann man nur vermuten, dass der Volontär die fünf Redakteure, der die von der Agitprop-Abteilung des Verfassungsschutzes gebrieft wurde, diesen Artikel zu lancieren schreiben, nicht interessiert waren genau zu wissen, was in Wahrheit geschehen ist.

Welt online formuliert vorsichtig: „Noch größer ist die Verwunderung darüber, dass der Verdächtige sich am 28. Mai dieses Jahres unter Beifügung vertraulicher Dokumente von einem Google-Mail-Account aus an das russische Generalkonsulat in München gewandt hatte.“ Sicher, und auch noch unverschlüsselt.

Faszinierend, wie kompetent die BND-Mitarbeiter im Dienste der USA sind, die den NSU-Untersuchungsausschuss ausschnüffeln sollten. „Tatsächlich las der Verfassungsschutz die Mail an das russische Konsulat mit.“ Ach?! Der Verfassungsschutz hat jetzt vielleicht auch V-Leute beim BND. Har har.

„Stefan Wels vom NDR sagte in der Tagesschau, die Ermittler hätten das Haus der Verdächtigen durchsucht und dabei einen USB-Stick sichergestellt. Dieser werde ausgewertet“, meldet die Tagesschau. Und ganz bestimmt hat die BND-Pappnase auf seinem USB-Stick kein hidden volume. Das wäre nicht kompatibel mit Wetter-Apps und auch zu kompliziert, dass Verfassungsschützer und Journalisten das verstehen würden.

Wisst ihr was? Ich glaube dieser Sau, die gerade durch die Netzgemeinde durchs Dorf getrieben wird, kein Wort. Ein Geheimdienst, der „Kryptoprogramme“ hinter Wetter-Apps versteckt, ist eine Lachnummer. Für mich sieht das wie eine – gewohnt dilettantisch gemachte – Nebelkerze des Verfassungsschutzes aus, der genau weiß, dass diejenigen Journalisten, die zu solchen Briefings eingeladen werden, nicht nachhaken, sondern alles brav mitschreiben und genau so publizieren. Just my 20 Cents.

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Kommentare

5 Kommentare zu “Wetter-Apps und Kryptoprogramme”

  1. ninjaturkey am Juli 7th, 2014 2:58 pm

    Also ich glaube da jedes Wort. Die Geschichte ist einfach zu köstlich – Maxwell Smart beim BND vs. Pat und Patachon beim Verfassungsschutz und dem öffentlichen Auftreten der verantwortlichen und unserer Politiker durchaus entsprechend.

    Natürlich schadet es nichts, grundsätzlich mal davon auszugehen, dass da einige dermaßen intelligent sind um eine solche Deppenfassade aufzubauen. Sehr unwahrscheinlich aber nicht ganz auszuschließen.

  2. ...der Trittbrettschreiber am Juli 7th, 2014 5:11 pm

    HAHAHA und nochmal HA – das Lachen eines Fast-Knowledge-Users.
    Ich habe zwar Null Ahnung aber bei der Lektüre dieses Artikels hat selbst mein Hund eine Umschulung zum Journalisten in Erwägung gezogen.
    Ganz kurz nur, dann besann er sich auf seine nasale Informations-Ethik. Kein Hund verarscht gewollt oder gegen einen schäbig abgenagten Kochen als Honorar einen anderen.

  3. Messdiener am Juli 7th, 2014 6:20 pm

    Die stecken alle unter einer Decke und bedienen sich an der Staatskasse. Das sind alles Typen für die der Arbeitsmarkt keine Verwendung hat.Und nebenbei hält man noch die Untertanen in Schach. Blöder Untertan, dass er es sich gefallen läst.

  4. Tom am Juli 7th, 2014 8:54 pm

    Burks, wenn er nicht auch so schon gut wäre, schröbe ich getz: YMMD!
    wieder mal großes Danke

  5. Beim Häuten der NSA-Affäre am Juli 11th, 2014 9:32 am

    […] Schröder findet das auf Burk’s Blog alles schon ein wenig seltsam und zählt einige verwunderliche Details und Widersprüche des […]

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