Ökonomisch höchst schädlich

Der Wanderpokal „Lautsprecher des Kapitals“ geht heute an ein „vorbildliches“ SchreiberInnenkollektiv im gedruckten „Spiegel“ im Artikel „Europa oder Demokratie?“. Dort heißt es:

Das genau ist es, was nicht nur zwei Richter in ihren abweichenden Voten, sondern auch Ökonomen für gerichtliche Hybris halten: der Versuch, das Krisenhandwerk von Notenbankern mit dem Mitteln des Rechts zu gängeln. (…) Die Inflationsrate ist derzeit niedrig, dass einige Ökonomen schon einer einer Deflation warnen, einer ökonomisch höchst schädlichen Absenkung des allgemeinen Preisniveaus also.

Für wen „höchst schädlich“? Wer senkt was ab und warum und wie? Welche Lobbyisten sagen das?

Ja, wo kämen wir denn hin, wenn das „Krisenmanagement“ von Bankern sich an die Gesetze halten müsste!?

Remember: Der Wanderpokal “Lautsprecher des Kapitals” geht an Journalisten, die nichts davon beherzigen, die sich die Propaganda der Kapitalisten unkritisch zu eigen machen, die deren Neusprech und und Propaganda-Worthülsen übernehmen, die in Populär-Okonomie dilettieren, ohne jemals ein Buch über den tenzenziellen Fall der Profitrate oder die Theorie des Wert gelesen zu haben. Kurzum: die ihren Beruf nicht nur verfehlt haben, sondern auch noch dummschwätzen und sich als Lobbyist missbrauchen lassen, freiwillig oder aus Dummheit und/oder Ignoranz.

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Kommentare

16 Kommentare zu “Ökonomisch höchst schädlich”

  1. Christoph am Februar 10th, 2014 5:03 pm

    Naja, wer auch heute immer noch an die Arbeitswerttheorie, den Fall der Profitrate und all den anderen Mist glaubt, den der alte Karl so von sich gegeben hat, dem ist nun wirklich nicht mehr zu helfen.

  2. Troptard am Februar 10th, 2014 5:15 pm

    „Die Inflationsrate ist derzeit niedrig, dass einige Ökonomen schon vor einer Deflation warnen, …“

    Die Inflationsrate! Wie hoch oder wie niedrig diese ausfällt, alles eine Frage welche Massstäbe zur Berechnung unsere Manipulations-Statistiker dafür zugrunde legen.

    Und durch ständige Wiederholung gewinnt die Aussage einer niedrigen Inflationsrate nicht an Wahrheitsgehalt, sondern dient der Manipulation der eigenen Erfahrung und des eigenen Empfindens.

    Ich selber gehe von einer Inflationsrate von mindestens 8% aus. Soviel Geld verliere ich durch Erhöhung der Energiekosten, Anhebung von Steuern und Abgaben bei Gemeinde- und Bundessteuern, Anhebung von Beiträgen zur Gesundheitsversorgung und Anhebung der Preise für Lebensmittel und das alles bei stagnierendem Einkommen.

    Als Ökonom hätte ich dann doch eher auf Stagflation getippt! Aber als Lautsprecher des Kapitals verbreitet man Botschaften, Inhalte zum Mitlernen.

  3. .... der Trittbrettschreiber am Februar 10th, 2014 5:48 pm

    @Christoph
    „den der alte Karl so von sich gegeben hat“

    Altersdiskriminierung ist nicht profitabel!

    „Gesetzt, das ursprüngliche Verhältnis der Produktverteilung, bei 500 beschäftigten Arbeitern, sei = 400v + 600m = 1000, also die Rate des Mehrwerts = 150%. Der Arbeiter erhält also hier wöchentlich 4/5 Pfd.St. = 16 Schillinge. Wenn infolge der Wertsteigerung des variablen Kapitals 500 Arbeiter nun wöchentlich 500 Pfd.St. kosten, so wird der Wochenlohn eines jeden = 1 Pfd.St., und 400 Pfd.St. können nur 400 Arbeiter in Bewegung setzen. Wird also dieselbe Arbeiteranzahl wie bisher in Bewegung gesetzt, so haben wir 500v + 500m = 1000; die Rate des Mehrwerts wäre gesunken von 150 auf 100%, also um 1/3 Für ein neu anzulegendes Kapital wäre dies die einzige Wirkung, daß die Rate des Mehrwerts geringer wäre. Bei sonst gleichen Umständen wäre die Profitrate entsprechend gesunken, wenn auch nicht im selben Verhältnis. Wenn z.B. c = 2.000, so haben wir in einem Fall 2.000c + 400v + 600m = 3.000. m´ = 150%, p´ = 600/2.400 = 25%. Im zweiten Fall 2.000c + 500v + 500m = 3.000,
    m´ = 100%; p´ = 500/2.500 = 20%. Dagegen für das bereits engagierte Kapital wäre die Wirkung doppelt. Mit 400 Pfd.St. variablem Kapital können jetzt nur 400 Arbeiter beschäftigt werden, und zwar zu einer Mehrwertsrate von 100%. Sie geben also nur einen Gesamtmehrwert von 400 Pfd.St. Da ferner ein konstantes Kapital vom Wert von 2.000 Pfd.St. 500 Arbeiter erfordert, um es in Bewegung zu setzen, so setzen 400 Arbeiter nur ein konstantes Kapital zum Wert von 1.600 Pfd.St. in Bewegung. Soll also die Produktion auf der bisherigen Stufe fortgeführt und nicht 1/5 der Maschinerie stillgesetzt werden, so muß das
    variable Kapital um 100 Pfd.St. erhöht werden, um nach wie vor 500 Arbeiter zu beschäftigen; und dies ist nur möglich dadurch, daß bisher disponibles Kapital gebunden wird, indem ein Teil der Akkumulation, der zur Ausdehnung dienen sollte, jetzt bloß zur Ausfüllung dient oder ein zur Verausgabung als Revenue bestimmter Teil dem alten Kapital zugeschlagen wird. Mit einer um 100 Pfd.St. vermehrten Auslage an variablem Kapital wird dann 100 Pfd.St. weniger Mehrwert produziert. Um dieselbe Anzahl Arbeiter in
    Bewegung zu setzen, ist mehr Kapital nötig, und zugleich ist der Mehrwert verringert, den jeder einzelne Arbeiter liefert.
    Die Vorteile, die aus der Freisetzung, und die Nachteile, die aus der Bindung von variablem Kapital hervorgehn, existieren beide nur für das schon engagierte und daher sich in gegebnen Verhältnissen reproduzierende Kapital. Für neu anzulegendes Kapital beschränkt sich der Vorteil auf der einen, der Nachteil auf der andern Seite auf Erhöhung resp. Erniedrigung der Rate des Mehrwerts und entsprechenden, wenn auch keineswegs proportionellen Wechsel der Rate des Profits.“

    Quelle: Karl Marx, Das Kapital III. S.73

  4. admin am Februar 10th, 2014 6:53 pm

    Im Unterschied zur Volkswirtschaftslehre ist die Marxsche Oekonomie keine Frage des Glaubens.

  5. lepus am Februar 10th, 2014 8:21 pm

    Zitat Marx: „Bei sonst gleichen Bedingungen“
    Das wird von seinen Apologeten geflissentlich übersehen.
    Immer wieder der gleiche kalte Kaffee.
    Zu Marx Zeiten war der „Fall der Profitrate“ relevant, heute zu vernachlässigen.
    Wer seine Scheuklappen ablegt, kann das sehen.

    Im Übrigen haben Notenbanken mit Kapitalismus etwa so viel zu tun wie Volksbanken mit Volksmusik. Pure Planwirtschaft!

  6. Christoph am Februar 10th, 2014 8:50 pm

    Ist es denn wirklich so schwer nachzuvollziehen, wieso ernst zunehmende Wirtschaftswissenschaftler die Arbeitswerttheorie schon lange verworfen haben? Und vom Fall der Profitrate sehe ich auch nichts. Wo soll die sein?

    Von Journalisten im Wirtschaftsbereich zu verlangen, auf Marx einzugehen, ist meiner Meinung nach genauso als verlange man in einem Bericht über moderne Astronomie und die Suche nach Exoplaneten auch das Ptolemäische Weltbild anzusprechen und das womöglich auch noch als ernsthaftes Gegenmodell darzustellen.

  7. admin am Februar 11th, 2014 4:55 am

    Ich finde die „Argumentation“ schon lustig,. Es gibt keine „Arbeitswerttheorie“, sondern nur eine Werttheorie, die im übrigen auch von der klassischen bürgerlichen Wirtschaftslehre akzeptiert wurde, etwa von Ricardo. Widerlegt worden ist sie nicht. (vgl. Wikipedia)

    Der Fall der Profitrate ist täglich zu sehen. die ganze aktuelle Krise fußt darauf. Das wurde hier auch schon erörtert.

  8. lepus am Februar 11th, 2014 10:43 am

    „Der Fall der Profitrate ist täglich zu sehen.“
    Ja – nur hat das nicht die Konsequenzen, die Marx vermutet hat. Die Profitrate fällt tendenziell seit ewigen Zeiten, die Profite und die Löhne steigen trotzdem.
    „die ganze aktuelle Krise fußt darauf.“
    Nein – die aktuelle Krise hat ihre wesentliche Ursache genau in dem, was Ausgangspunkt dieses Threads war: In den Regulations- und Steuerungshandlungen der Notenbanken. Die bestimmen monopolistisch die Menge und den Preis des wichtigsten Marktgutes Geld. Mit freier Marktwirtschaft hat das null zu tun. Es ist Planwirtschft in Reinkultur. Die aktuelle Krise dem Wirtschaftsystem „Kapitalismus“ zuzuschreiben ist nicht zu Ende gedacht. In der realen Welt gibt es weder den Kapitalismus oder die Klassengesellschaft noch den Sozialismus Marxscher Kopfgeburten. Wir haben heute in den westlichen Ländern einen etatistischen Korporatismus mit sozial-ökologistischen Ideologieeinsprengseln, gesteuert von einer Politikerkaste, die ihre Entscheidungen möglichst „politisch korrekt“ nach Nützlichkeit für ihre Wiederwahl trifft.
    Das als „Kapitalismus“ zu bezeichnen ist schlicht daneben.

  9. admin am Februar 11th, 2014 11:40 am

    Das ist wieder gesellianisch argumentiert. Nein, die aktuelle Krise ist eine klassische Überproduktionskrise, wie sie regulär immer wieder auftritt und in der große Mengen unproduktiven Kapitals vernichtet werden.

    “ In der realen Welt gibt es weder den Kapitalismus oder die Klassengesellschaft – Bruhahahaha. Das erinnert mich an Kohl, der keine Einwanderer in Deutschland zu sehen glaubte.

  10. lepus am Februar 11th, 2014 12:54 pm

    Schön – Überproduktionskrise – vollkommen richtig!
    Und was ist im Übermaß von wem produziert worden?
    Na? Richtig – Geld von den Notenbanken auf Anweisung der Politik!
    Kapitalismus? Nein! Planwirtschaft!

    ”In der realen Welt gibt es weder den Kapitalismus oder die Klassengesellschaft – Bruhahahaha.“
    Kommt darauf an wie man es definiert.
    Marxschen Kapitalismus und Marxsche Klassengesellschaft Fehlanzeige.
    Wenn natürlich Kapitalismus zum Synonym für das gesellschaftlich Böse schlechthin wird – na dann…

  11. Christoph am Februar 11th, 2014 2:59 pm

    Daß Ricardo noch an die AWT glaubte, sie von neoklassischen Ökonomen jedoch verworfen wurde, während andererseits fast alle Marxisten noch immer an ihr hängen, zeigt doch gerade den großen Unterschied zwischen diesen beiden Schulen.

    Neoklassische Ökonomie ist eine Wissenschaft, in der fortschrittliche Ideen hinzukommen und falsche Ideen, wie die AWT eine ist, auch wieder verworfen werden können. Ricardo hat sicher viel beigetragen, doch gilt er in diesem Punkt zu Recht als überholt.

    Der Marxismus hingegen ist quasi-religiös. Der große Heilsbringer Marx hat gesprochen und er darf nicht kritisiert werden.
    Das kombiniert er auch noch mit einer Naherwartung der bald kommenden Endzeit, d. h. des Untergangs des Kapitalismus, und dem darauf folgenden erlösenden Erscheinen des Messias, d. h. des Kommunismus.

  12. lepus am Februar 11th, 2014 4:07 pm

    AWT, fallende Profitrate, Konjunkturzyklen –
    der Prophet Marx hat gesprochen, Ende der Diskussion. Dabei hat ihn Mises schon vor hundert Jahren aber so was von auseinandergenommen.

    Leider wird sich kein Wirtschaftsminister der Welt je nach ihm richten weil er sich damit überflüssig macht. Schade.

  13. Troptard am Februar 11th, 2014 6:55 pm

    Neoklassik ist der gescheiterte Versuch, die Realität einem theoretisch konstruiertem Gleichgewichtsmodell anzupassen.

    Das Gleichgewichtsmodell ist immer stimmig, nur die ökonomischen Akteure wollen diesem Modell so gar nicht folgen.

    Dass die Neoklassiker die Arbeitswerttheorie von Karl Marx und auch von Ricardo verworfen haben, ist nicht auf eine Denkleistung dieser „Schule“ zurückzuführen, sondern hat rein ideologische Gründe( Produktionsfaktoren-Theorie – Natur,Arbeit und Kapital schaffen Werte).

    Wenn nur Arbeit den Mehrwert schaffen kann, das vorgeschossene Kapital letztendlich nur die Aneignung vergangener Arbeit, die Aneignung des Mehrwerts auf dem sog. Markt ist, dann fehlen dem Neoklassiker die Argumente.

    Für diese ist es dann auch logischerweise nur sinnvoll sich in Angebots-/Nachfrage-Preiskategorien zu bewegen.

    Eine Vorstellung von Krise, wie sie durch das Schrumpfen der Mehrwertmasse, durch den Zwang zur Produktivität in der Konkurrenz, Freisetzung von Arbeitskräften, welche nicht mehr in anderen Sektoren kompensiert werden können, auch zu einem Schrumpfen der Profite für die Unternehmen insgesamt führen, davon haben diese Ökonomen keinerlei Vorstellung.

    Was nicht dagegen spricht, dass in einzelnen Unternehmen die Profite auch ansteigen können. Das ist aber nur eine betriebswirtschaftliche Sicht, also eine Sicht, die das Gesamte aus dem Blick verliert.

    Wenn heute der Staat 40% seiner Ausgaben für Lohntransferleistungen ausgeben muss, so ist dies zumindest ein Hinweis darauf, das der Kapitalismus seine Lohnarbeiter nicht mehr ausreichend ernähren kann oder will.

    Und das auch der Staat selbst zu einer Bürde geworden ist, wo jeder Teuro eine Belastung wird.

    Es liegt in der Logik von neoklassischem Denken, dass dann exogene Faktoren als Krisenursache gesucht werden, das berühmte Fehlverhalten der Wirtschaftssubjekte!

  14. Christoph am Februar 12th, 2014 11:53 am

    Wie lange soll es denn noch dauern, bis der Marxismus endlich verworfen wird? Hegel, und damit auch Marx, der sich auf ihn bezieht, war doch Determinist. Die Geschichte mußte so seiner Meinung nach so verlaufen, wie sie es bisher tat und laut Marx muß die Zukunft auch so verlaufen, wie er es vorhersagt.

    Ganz offensichtlich verläuft die Geschichte aber nicht so, wie er es vorhersagt. Ganz offensichtlich gelangt der Kapitalismus nicht in eine existentielle Krise. Die Tatsache, daß heute so viel für Transferleistungen ausgegeben wird, zeigt doch nur, daß man in der Demokratie die Stimmen der Unterschicht kaufen kann, indem man die Oberschicht ausbeutet und das Geld an die Armen verteilt. Das beweist nicht im geringsten eine Krise der Marktwirtschaft, sondern legiglich, daß sich politische Akteure rational verhalten.

  15. peterfawkes am Februar 12th, 2014 8:02 pm

    Die Oberschicht wird ausgebeutet und politische Akteure handeln rational. Lolwut? Dude, in welcher Welt lebst du?

  16. Vorratsdatenspeicherung kommt, ganz gleich, was die Gerichte entscheiden : Burks' Blog am Februar 13th, 2014 12:57 pm

    […] könnte dazu ein Zitat abwandeln: Das genau ist es, was nicht nur zwei Richter in ihren abweichenden Voten, sondern auch […]

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