Die Neger da unten vor unserer Haustür

So erklärt uns das ehemalige Nachrichtenmagazin die Lage im Südsudan:
Hintergrund der am vergangenen Wochenende ausgebrochenen Unruhen ist ein Machtkampf von Präsident Salva Kiir mit seinem im Juli entlassenen Stellvertreter Riek Machar. Im Südsudan leben mehrere verfeindete Volksgruppen. Kiir gehört den Dinka an, die die Regierungspartei und frühere Rebellentruppe SPLM (Sudanesische Volksbefreiungsbewegung) dominieren. Sein Rivale Machar ist ein Lou Nuer. Es wird befürchtet, dass sich die Kämpfe zu einem Bürgerkrieg ethnischer Gruppen ausweiten.

Super. Dagegen ist die traditionell suggestive bürgerliche „Geschichtswissenschaft“ („große Männer machen Geschichte, weil sie gut oder schlecht drauf sind“) schon fast aufklärerisch. Verfeindete Volksgruppen. Machtkampf. Mit dem Modell kann man auch den dreißigjährigen Krieg beschreiben:
Hintergrund der am vergangenen Wochenende ausgebrochenen Unruhen ist ein Machtkampf des Kaisers und Wallensteins mit der Protestantischen Liga. Im Mitteleuropa leben mehrere verfeindete Volksgruppen. Der katholische Wallenstein gehört den Böhmen an, die die Katholischen Liga dominieren. Sein Rivale Gustav Adolf ist ein Schwede. Es wird befürchtet, dass sich die Kämpfe zu einem Krieg ethnischer und religiöser Gruppen ausweiten.

Ernsthafter Journalismus wäre: Mir zu erklären, wer welche Interessen hat. „Macht“ als Motiv gilt nicht, das ist psychologisierende Klippschule, also Unfug. Und die Völker sind warum „verfeindet“? Ich bin als Preuße auch mit den Bayern verfeindet.

Die taz ist auch nicht besser. Da schwadroniert ein deutscher Militär über „kulturelle Fertigkeiten“, die Soldaten haben müssten, und gibt unwidersprochen Sätze von sich wie: „Wir müssen als Europa schon darauf achten, was vor unserer Haustür passiert.“ Ganz schon große Haustür – mehr als 5000 Kilometer breit. Man kann bei Lobbyisten des deutschen Neo-Imperialismus auch mal kritische Fragen stellen, taz? Oder war das „embedded journalism“, also ein autorisiertes Interview und wurde vom Kriegsministerium und den hessischen Grünen gesponsort?

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Kommentare

9 Kommentare zu “Die Neger da unten vor unserer Haustür”

  1. Der Dreißigjährige Krieg, von Journalisten erklärt | Lumières dans la nuit am Dezember 23rd, 2013 5:12 pm

    […] Wie es klänge, wenn heutige Journalisten in Lohn und Brot der Contentindustrie in ihrem pseudoobjek…, hat mir bei aller Bitterkeit sehr den Tag versüßt: […]

  2. ninjaturkey am Dezember 23rd, 2013 7:16 pm

    Haustüren auf Kugeloberflächen haben ihre Tücken.
    Noch ein wenig weiter schieben und sie wird zur Hintertür. ;-)

  3. Crazy Eddie am Dezember 24th, 2013 3:10 am

    Das wird nie was da unten. Metzeln und schnackseln, immer das selbe Lied. Da müssen schon Sicherheitsdienstleister her, die sich der Sache annehmen. Erst DynCorp und Xe und wie sie alle heißen, im Schlepptau dann Eisenbahngesellschaften und Tiefbauunternehmen und Rohstoffkonzerne. Strategisches Ziel: Nordkongo. Da gehört ein Raumflughafen hin, direkt am Äquator. Ein Skandal, daß da nicht schon längst einer ist. Aber das kommt noch…

  4. LinuxProfy am Dezember 24th, 2013 6:55 am

    heisst ja nicht umsonst ehemaliges Nachrichten Magazin. Da halte Ich mich lieber am http://www.der-postillon.com/2013/12/edward-snowden-nicht-reich-und.html.
    Uebrigens Haustuer, wenn D damals in den 40ern schon ne Haustuer von 2600km hatte:
    http://en.wikipedia.org/wiki/Atlantic_Wall
    Kann sich Europa den rest der Welt als Haustuer erlauben. Wie die Amis immer so schoen schreiben USA and rotw. Ja wir sind das Zentrum des Universums. Alles dreht sich um uns, nicht um die Sonne.

  5. .... der Trittbrettschreiber am Dezember 24th, 2013 9:12 am

    Quizfrage:
    Möchten Fachkräfte des Journalismus

    a) aufklären oder
    b) Aufmerksamkeit durch vereinfachendes Entertainment?

    Der Gewinner wird am Ende des Massakers persönlich
    [benachrichtigt] [begnadigt][für sein Lebenswerk geehrt] [füsiliert].

  6. Ossiblock am Dezember 24th, 2013 10:50 am

    Vor allem die TAZ ist unsäglich mit diesem Müll.

    Frohe Weichnachten!

  7. admin am Dezember 24th, 2013 12:04 pm

    Das taz schreibt exakt das, was ihre Klientel denkt. vgl. Hessen.

  8. nh am Dezember 24th, 2013 11:03 pm

    Die TAZ schreibt um ihr Leben.
    Und wie wird Auflage gemacht ???
    Kein Kommentar.

  9. Ludwig der Träumer am Dezember 25th, 2013 2:05 pm

    Wäre nicht genügend monetäre Spielwiese vor der Haustür, müßte EADS, Rheinmetall, Krauss Maffei Wegmann, Thyssen Krupp, Diehl und MTU sie hinter ihr erfinden. Das würde den Binnenmarkt endlich stärken. Es gibt auch hier genügend ethnische Gruppen, die gerne Mal untereinander aufräumen würden. Zwischen den Bayern und Preußen, Badenern und Schwaben brodelt es eh seit Urzeiten. Es fehlt nur der Funke, der mit embedded journalism sicher schnell gezündet werden kann.

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