Das Ende der Privatsphäre?

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„Die digitale Revolution hat unsere Vorstellung von Privatheit und Öffentlichkeit grundlegend verändert. Dreißig Jahre nach Einführung des Grundrechts auf informationelle Selbstbestimmung fragt die Tagung nach dem Umgang mit persönlichen Daten heute. Wo verlaufen heute die Grenzen zwischen Privatheit und Öffentlichkeit?“ (Freitag, 27.09.2013)

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Kommentare

2 Kommentare zu “Das Ende der Privatsphäre?”

  1. .... der Trittbrettschreiber am September 26th, 2013 5:47 am

    Herr Rabes öffentlicher Privathund:

    Alles hatte damit angefangen, dass Herrn Rabes Hund eine Handvoll Pilze gefressen hatte.
    Seitdem konnte er sprechen.
    Kaum merkbar zunächst, aber unaufhaltbar.
    Nachts wachte Herr Rabe manchmal auf und hörte Gemurmel, dazwischen periodisch wiederkehrende „‘ähäm’s“’
    und „‘naja’s“’ und oft auch klare „‘tja!’s“’, gefolgt von verhaltenem Räuspern.
    Nach zwei Wochen saß der Hund sinnierend in seinem Körbchen in der Ecke des Zimmers und sprach über das Glück und die Seligkeit.
    Es war kein Sendungswille spürbar, kein missionarisches Getue, es war auch kein Dozieren im eigentlichen Sinne; fast war es so, als wüsste der Hund nicht, dass er sprach. Herr Rabe hingegen wusste, dass man gegen Haluzinationen wirksam etwas tun kann, er kannte auch die
    Philosophie, dass man sich Übermächtigem nicht entgegenstellen, sondern, einem Grashalm im Winde gleich, Bedrohliches und Unerklärliches gebeugt ziehen lassen soll, um des Überlebens Willen.
    So ignorierte er weise das neue Verhalten seines Hundes. Er fütterte ihn weiter, gab ihm zu saufen, führte ihn Gassi und war froh, wenn ihm im Park niemand begegnete. Es war nie vorhersehbar, wann der Hund etwas sagen würde; meistens benahm er sich, wie jeder anständige
    Hund. Er pisste an jeden öffentlichen Gegenstand, kratzte danach selbstzufrieden, aber in Gedanken längst schon woanders, imaginären Dreck über das erledigte Geschäft und stob zum nächsten Loch im Rasen, um absolut interessiert darin herumzuwühlen.
    Nur manchmal brach es aus ihm heraus, den Kopf schon bis an die Ohrengrenze im Loch: „‘aaah“’ – oder auch „‘wasss“’.
    Das waren die Momente, in denen Herr Rabe sich ängstlich umschaute, die lange Leine etwas fester haltend, hoffend, dass die Oma dort auf der Bank oder das spielende Kind ganz in der Nähe nichts davon mit bekamen.
    Eine Zeit lang ging alles gut. Die Monologe des Hundes waren durchgehend positiv und enthusiastisch. Über blühende Blumen und Freude in den Herzen aller Lebewesen im Universum wechselten die Themen zum sinnvollsten aller Sinne des Lebens, der Liebe.
    Der Standpunkt des Hundes erheiterte Herrn Rabe zusehends in der Konsequenz, das selbst der Fernseher ausgeschaltet blieb. Die Medien hatten immer dann Sendepause, wenn der Hund sich der Musik als höchstes Gut kreativen Geistes annahm.
    Anfangs hatte Herr Rabe noch Einwände, Rückfragen und Zweifel an dem Gesagten. Aber der Hund reagierte nicht. Die Fähigkeit zur Konversation schien ihm zu fehlen. Vielleicht war es auch mangelnder Wille, so spekulierte Herr Rabe, aber nach und nach war er sich sicher, dass der Hund sich ungehört wähnte.
    Das Alltagsleben wurde durch die Äußerungen des Tieres nicht sehr beeinträchtigt. Wenn Besuch kam, wurde der Hund in das Zimmer nebenan gebracht und der Fernseher eingeschaltet. Meistens lief eine von diesen Soaps, für die sich Bonzo schon immer sehr still interessiert hatte.
    Er döste dann meistens vor sich hin, legte sich zuweilen auf seinen Rücken und verharrte so bis zum Ende der Sendung, die Vorderpfoten lässig auf der Brust. Wenn, wie es vorkommen konnte, doch einmal ein zustimmendes oder amüsiertes Geräusch zu den Anwesenden im Nachbarzimmer drang, antwortete Herr Rabe auf die dann gestellte Frage, ob da noch jemand nebenan sei und fernsehe, nur so ganz nebenbei:“’Das ist nur der Hund.“’
    Anders war es, wenn Herr Rabe hin und wieder Damenbesuch mitbrachte.
    Es war schon fast ein Ritual, dass Herr Rabe zwar attraktive, allgemein gut gebildete aber immer schon sturzbetrunkene One-Night-Stands-in-spé mitbrachte.
    Diese endeten dann nach ungefähr einem bis zwei Sofa-Annäherungs-Talks , denn die obligatorische Frage nach dem fernsehenden Mitbewohner wurde dann meistens von Bonzo selbst lautstark beantwortet. Wohl ein wenig eifersüchtig kratzte er heftig an der Zimmertür und knurrte mit rauher Stimme: „‘Ich will zurück nach Baskerville, ich will nach Baskerville, will, will, Baskerville!“’. Und das für gewöhnlich in einem Moment, in dem die Wirkung des Alkohohls bei den Damen ein wenig nachgelassen hatte, so dass diese in der Regel voller Selbstzweifel an ihrem Verstand und dem wirklich ernst gemeinten Schwur „‘Nie wieder Alkohol!“’ Herrn Rabes Wohnung verließen.
    So kam es, dass Herr Rabe als nicht beziehungsfähig angesehen wurde.
    Anfangs belastete ihn diese Ansicht seiner Kollegen und Bekannten sehr, bald aber fand er heraus, dass er damit voll im Trend lag. Schade eigentlich, so dachte er. Aber die Welt wurde für ihn einfach ruhiger, denkwürdiger. Er hatte gelernt, zuzuhören – den sphärischen Klängen und Geräuschen des tönenden Universums. Und seinem
    Hund.

  2. wiewarnochmalmeinnick am September 26th, 2013 6:11 pm

    „Im Gegensatz zur NSA, die Daten angeblich nur für maximal fünf Jahre speichert, soll der Telekommunikationsanbieter AT&T Telefondaten seit über 26 Jahren speichern und seit mindestens sechs Jahren der Drogenbehörde DEA zur Verfügung stellen“

    http://derstandard.at/1376535308306/US-Drogenfahndung-darf-auf-Telefondaten-zugreifen

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