Die Grünen und die Wertschöpfungskette

Junge Welt: „Die mehrheitlich im Staatsbesitz befindliche Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hat in der vergangenen Woche rund 21 500 Wohnungen an die private ‚Patrizia Immobilien AG‚ verkauft- (…) Es ist die größte Wohnungsprivatisierung in der Geschichte Baden-Württembergs. Die ‚Patrizia‘ hat ein Eigenkapital in Höhe von nicht einmal drei Prozent der Kaufsumme und kann die Übernahme nur mit Hilfe einer Investorengruppe aus Versicherungen, Banken und Pensionsfonds stemmen. Die wollen vor allem eins: Profit machen.“

„Die PATRIZIA ist eines der führenden vollstufigen Immobilien-Investmenthäuser und deckt die komplette Wertschöpfungskette ab“, heisst es auf der Website der Patrizia Immobilien AG. Was zum Teufel war noch mal eine Wertschöpfuingskette?

Guckst du hier:
Karl Marx schreibt im Kapital: „Wir wissen jedoch bereits, daß der Arbeitsprozeß über den Punkt hinaus fortdauert, wo ein bloßes Äquivalent für den Wert der Arbeitskraft reproduziert und dem Arbeitsgegenstand zugesetzt wäre. (…) Durch die Betätigung der Arbeitskraft wird also nicht nur ihr eigener Wert reproduziert, sondern ein überschüssiger Wert produziert. Dieser Mehrwert bildet den Überschuss des Produktenwerts über den Wert der verzehrten Produktbildner, d.h. der Produktionsmittel und der Arbeitskraft.“

Beides zusammen, der Wert der Arbeitskraft und der „überschüssige“ Wert, der Mehrwert, bildet den Neuwert, auch Wertprodukt, oder, wie es heutzutage ausgedrückt wird, die Wertschöpfung.

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Kommentare

14 Kommentare zu “Die Grünen und die Wertschöpfungskette”

  1. Finkeldey am Februar 20th, 2012 5:18 pm

    Beim Begriff „IM Larve“ wäre ich vorsichtig. Entscheidend ist etwas anderes, und Diestel (den man nicht lieben muss) hat es schon vor 12 jahren gesagt (Gauck hat keinen Anspruch auf Unterlassung geltend machen können).

    http://kritikundkunst.wordpress.com/2012/02/20/gauck-und-die-wahrheit-ja-die-akte-ja-die-akte-die-hat-immer-recht/

  2. admin am Februar 20th, 2012 5:41 pm

    Ich habe ihn nicht IM Larve genannt. Das war er nicht.

  3. Jörg am Februar 20th, 2012 10:11 pm

    Aus merkantilistischer Sicht geht Marxens Ansatz zwar in die richtige Richtung – trifft die Sache aber nicht so ganz.

    A)
    1.) Bisweilen läßt man was auf Lager und dann wird es mehr wert. Dieser Trick wird ja bei der Erdölverknappung betrieben, indem volle Tanker im Gebiet des Abnehmerlandes einfach nur geparkt – und nicht entladen – werden, damit durch die Verknappung des Öls die Einnahme pro Barrel steigt (der derzeitige Ölpreis hat fast nichts mit den BRIC-Ländern zu tun, sondern ist fast ausschließlich ‚erzockt‘ worden. Vor einem halben Jahr hatte die Bundesregierung ja probeweise mal Reserven auf den Markt geworfen, um die Spekulanten aus dem Tritt zu bringen. Statt Lob zu ernten, wurde die Merkel-Regierung vom deutschen Mainstream auf das übelste beschimpft!).
    Auch diesen „Mehrwert“ möchte ich vom Staat besteuert sehen.

    2.) Schon als Engels sehr erfolgreich spekulierte, beruhte der Wertzuwachs seiner Aktienpakete – und sein Reichtum – nicht auf dem ’starken Arm‘ der Arbeiter.

    3.) Auch berücksichtigt die Marx’sche Sichtweise nicht, daß heutzutage an riesigen automatischen Produktionsstraßen, wo enorme Werte erzeugt werden, nur noch eine Handvoll von Ingenieure sitzt. Hier auf die „Arbeitskraft“ abzustellen, trifft die Sache nicht.

    4.) Es gibt auch eine Wert-VERMINDERUNG trotz fleißiger Arbeiter (Beispiel: Eine Villa, ein historisches Gebäude, ein Oldtimer, sind trotz erheblichem Arbeitsaufwandes anschließend w e n i g e r Wert – weil etwas kaputt ging oder weil der Chef völlig geschmacklos ‚verschlimmbesserte‘). Sollen jetzt die Arbeiter keine Lohn bzw. das Finanzamt keine Steuer und Lohnsteuer bekommen?

    5.) Am wichtigsten erscheint mir aber folgendes: Angesichts der immer weiter fortschreitenden Automation, haben viele Bürger keine Arbeit und sie k ö n n e n ihre „Arbeitskraft“ gar nicht einbringen! Dies wird noch zunehmen. Sollen diese Arbeitslosen nun von einer Teilhabe am gewaltigen „Mehrwert“ des Maschinendurchsatzes ausgeschlossen werden?

    B)
    1.) Mein merkantilistischer Vorschlag: Statt auf „Mehrwert“ zu achten, sollte eine „Marktnutzungssteuer“ maßgeblich sein. Denn der „Markt“ (auch wenn dies Wort von den ekligen Liberalen fortlaufend mißbraucht wird) ist das Wirtschaftszentrum der Bürgerschaft. Und gerade die ‚Markteinnehmen‘ stellen sicher, daß auch diejenigen Bürger, die – u. a. aufgrund der fortschreitenden Automation – keine Arbeit haben, am staatlichen Gewinn/Mehrwert teilhaben können. Und die Bürger allein dürfen bestimmen, welche Regeln auf ihrem eigenen Markt gelten.
    Die Löhne und die Lohnnebenkosten sind nun dringend erheblich anzuheben. Exportierende Herstellern mögen zwar darüber maulen – aber von der „Marktnutzungssteuer“ sind sie ja zumindest befreit, da für die exportierten Waren selbstverständlich keine deutsche Marktnutzungssteuer anfällt.

    2.)
    Karl Marx hat großes in seiner Zeit geleistet – genauso wie Isaac Newton. Aber auch Newton wurde überholt – von Einstein (obwohl z. B. in der Raumfahrt heute noch viel einfach nach Newton berechnet wird – weil das oftmals einfach praktischer ist).

    3.) Bei den heutigen Marxisten ist da aber kein Fortschritt zu erkennen! Der absurde Vorschlag dieses bescheuerten Lafontaine („DIE LINKE“), hier sei 950 BGB ( http://dejure.org/gesetze/BGB/950.html ) anzuwenden, zeigt nur, daß dieses stinkend-faule Pack von DIE LINKE lieber herumschwadroniert, als nur ein einziges Mal ordentlich zu arbeiten!
    Zu Lafontaine: http://www.medienanalyse-international.de/laforousseau.html .

  4. blu_frisbee am Februar 21st, 2012 7:26 pm

    @Jörg: Sie verwechseln Wert mit Preis, das ist bürgerliche Ökonomie, nicht marxistische.
    Entsprechend verfehlt Ihr post einfach den Gegenstand, als wollte ein Ptolemäer mit Galilei reden.

  5. Jörg am Februar 21st, 2012 10:18 pm

    @ blu_frisbee am Februar 21st, 2012 7:26 pm
    Ihr Einwand interessiert mich.
    1.) Allerdings ist ihr Einwand „…das ist bürgerliche Ökonomie“ meines Erachtens unzulässig. Etwa so, als würde ich auf den logischen Widerspruch der Schöpfung durch einen Gott in der katholischen Dogmatik verweisen und erhielte vom Katholiken die Antwort: „Das ist eine atheistische Argumentation ….Sie glauben ja nicht an Gott!“.
    Ich denke, daß bei einer Diskussion, der Vorwurf, die Gegenseite hielte sich ja nicht an die eigene Dogmatik, unzulässig ist, weil sie eine Diskussion dadurch ja gerade unmöglich wird.

    2.) Praktische Frage an Hand zweier Beispiele:
    Erstes Beispiel: In der Sowjetunion wurde seinerzeit mit erhebliche Material- aber auch Arbeitsaufwand im trockenen Kasachstan eine riesiges Bewässerungsprojekt durchgeführt. Dies wurde jedoch ein Fehlschlag, weil die Böden versalzten (so geschah es auch in Nassers Ägypten – man hatte damals einfach noch keine ausreichende Erfahrung mit solchen Projekten … und hat zumindest daraus gelernt).
    Wie würde ein Marxist hier den „WERT“ bzw. Mehrwert beziffern/bezeichnen (mit dem „Preis“ hätte ich ja kein Problem) ?

    Zweites Beispiel: Ein historisches Gemälde im Staatsbesitz wird bei der sehr arbeitsaufwendigen Restauration beschädigt. Oder aber: Die Restauration, die häufig nicht anders als unter Interpretationsgesichtspunkten erfolgen kann, mißlingt (wegen einer krassen Fehlinterpretation) und unwiederbringliche Substanz – die bei Restaurationen immer irgendwie beseitigt wird – geht verloren. (die Restauration von Leonardos „Abendmahl“ wurde seinerzeit von vielen Fachleuten als mißlungen oder als ‚Verschlimmbesserung‘ betrachtet).
    Wie würde ein Marxist hier den „WERT“ bzw. Mehrwert beziffern/bezeichnen (mit dem „Preis“ hätte ich ja kein Problem)?

  6. Jörg am Februar 21st, 2012 11:05 pm

    @ blu_frisbee … ergänzend
    Zitat:
    „Jörg: Sie verwechseln Wert mit Preis, das ist bürgerliche Ökonomie, nicht marxistische.
    Entsprechend verfehlt Ihr post einfach den Gegenstand, als wollte ein Ptolemäer mit Galilei reden.“

    Um meine Ausführung unter oben „1.)“ klarer zu machen, füge ich auch dort ein anschauliches Beispiel ein und greife dazu Ihr Beispiel mit den Ptolemäern und Galilei auf:
    Galilei spricht die Ptolemäern an und trägt vor, daß die Sonne ein „Zentralgestirn“ sei und deshalb im Mittelpunkt zumindest des Sonnensystems stehe.

    Darauf erwidern die Ptolemäer:
    „Galilei: Sie verwechseln „Kosmischer Mittelpunkt“ mit „Zentralgestirn“, das ist ketzerische Astronomie, nicht ptolemäische.
    Entsprechend verfehlt Ihr Postulat einfach den Gegenstand, als wollte ein Bürgerlicher mit einem Marxisten reden.“

    Galilei mault daraufhin zurück: „Wieso soll eure Ideologie hier maßgeblich sein. Ihr verhindert damit doch jede wissenschaftliche Diskussion. Offensichtlich ist doch: Wenn die Erde noch nicht einmal im Mittelpunkt des Sonnensystems steht, sondern die Sonne, daß dann die Erde auch nicht Euer (astronomischer) „Kosmischer Mittelpunkt“ sein kann.

  7. Zombie-Elvis am Februar 22nd, 2012 3:52 am

    @ Jörg

    blu_frisbees Antwort ist zwar ziemlich knapp ausgefallen, aber stimmt.

    A) 1. & 2. sind keine Einwände, weil das Mehr an Geld, was dabei herausspringt, sich unmittelbar bloß der für den einen günstigen, für den anderen ungünstigen Wechselwirkung von Angebot und Nachfrage verdankt.
    Die marxsche Mehrwert-Theorie leugnet diese Wechselwirkung nicht. Aber mit der alleine kann man kein gesamtgesellschaftliches Reichtumswachstum erklären. Sondern nur Umverteilung bestehenden Reichtums.

    A) 3. ist kein Einwand. Denn wenn bloß Maschinen tätig wären, würde das Unternehmen höchstens das wieder einnehmen, was es zuvor ausgelegt hat. Ein Nullsummen-Spiel. Außer wenn auf den Preis noch etwas draufgeschlagen und das Produkt trotzdem gekauft wird.
    Das kommt sicherlich vor, aber damit kann man einen Zuwachs an Reichtum, Gewinn nur durch Umverteilung (hier: den Kunden über den Tisch ziehen) erklären.

    A) 4. & 5. lassen wir mal außen vor, weil das andere Themen sind.

  8. Jörg am Februar 22nd, 2012 10:07 am

    @Zombie-Elvis

    Mir wäre schon sehr geholfen, wenn man mir einfach mal DIE ANTWORTEN auf mein jeweilige Frage „Wie würde ein Marxist hier den “WERT” bzw. Mehrwert beziffern/bezeichnen (mit dem “Preis” hätte ich ja kein Problem ?“ GEBEN würde!
    Also: Welcher Veränderung des marx. WERTES ist bei der Bewässerungsfläche und bei dem Abendmahl“ zu vezeichnen.

    Und bitte nicht immer bei meinem bürgerlichen angeblichen „Preis“ aufhalten. Ich selbst hatte dieses Wort KEIN MAL erwähnt.
    Genauso wie Engels hätte ich den „Wert“ seines Aktienpaketes auch nicht immer nach dem fortlaufend schwankenden „Preis“ beurteilt. Hier käme noch eine ERWARTUNG dazu – diese auch wieder unterschieden nach Zeiträumen (10 Jahre oder 14 Tage).

    …. Ich ahne, das Marxisten den ‚bürgerlichen Preis‘ für eine argumentative Trumfkarte halten.

  9. Zombie-Elvis am Februar 22nd, 2012 11:47 am

    @ Jörg

    „Mir wäre schon sehr geholfen, wenn“

    Entschuldigung, aber dir ist anscheinend nicht zu helfen, wenn dich ökonomische Theorie nicht interessiert, sondern bloß die „Bezifferung“ irgendwelcher individuellen Güter.

    Der Wert ist nur dann von Interesse, wenn man die Wirtschaft gesamtgesellschaftlich betrachten will. Aber das willst du ja offenbar nicht.

  10. Jörg am Februar 22nd, 2012 12:44 pm

    Um es auf den Punkt zu bringen: Ich hatte eine Frage aufgeworfen, die überhaupt nichts mit „Wert“ oder „Preis“ zu tun hatte, sondern ausschließlich mit dem Problem der VERTEILUNG!
    Und mit VERTEILUNG meine ich nicht das Enteignen der Liberalisten und das anschließende Verteilen an Parasiten, sondern das Verteilen des von einer Nation rechtschaffen Erwirtschaftete (kann auch transnational sein – etwa wie bei der guten alten „EWG“).

    Ausgangslage war, daß ich auf einer früheren Seite dieses blogs auf den Song „In the Year 2525“ Bezug genommen hatte. Die Künstler Zager & Evans warnen zukünftige Generationen in ihrem Song davor, daß sie – aufgrund des (fast) 100%-gen Maschinendurchsatzes – dermaßen verwöhnt-faul werden könnten, daß sie nicht nur wie die ‚Maden im Speck‘ leben würden, sondern, daß sie nun auch die Körperform einer Made annehmen könnten, da sich die Gliedmaßen wegen Untätigkeit zurückbilden würden.

    Ja, an diese Gefahr (die auch in mehreren utopischen Filmen der 50er und 60er Jahre angedeutet wird) hatte ich damals geglaubt. Aber, ich bitte euch! NIE hätte ich mir träumen lassen, daß im frühen 21. Jahrhundert plötzlich das Pensionsalter nicht HERABgesetzt, sondern sogar HERAUFgesetzt würde! Und daß es 4,00(!)€-Jobs geben würde.
    Eher hätte ich mir einen solchen Wortwechsel vorgestellt: „Schatz, wenn wir heute zu Karls Party gehen, laß Dir bitte nichts anmerken“. „Wieso“. „Eine ganz arme Sau – er hat nur einen 4.000 €-Job“. „Oh, Gott – etwa Hartz 2525?“. „Ja, genau“.

    Nun hatte sich Lafontaine so ein ‚wengerl‘ des Problems angenommen (link oben). Aber sein Ansatz mit § 950 BGB („Vermischen und Verarbeiten“) ist völlig schwachsinnig!
    Noch schlimmer: Er will auch n u r die Arbeiter einer Fabrik an der Wertschöpfung beteiligen. Und was ist mit den Arbeitslosen? Denn das wollen wir ja wohl haben: MÖGLICHST VIELE ARBEITSLOSE – die eben wegen des Maschinendurchsatzes nicht mehr gezwungen sind, für ihren Lebensunterhalt zu rackern!

    Es geht eben um die Verteilung des national (oder ggf. transnational) „Erwirtschafteten“! Und nun höre ich Euch kleinbürgerlichen Sozialisten (ja, das seid ihr: KLEINBÜRGERLICH!!) wieder aufheulen: ‚ „erwirtschaftet“ sei ein „bürgerlicher Begriff“ ‚!

    Und die Tier-Klasse, die sogar noch mehr ausgebeutet und mißbraucht wird als die echten Menschen (die auch(!) von EUCH(!) hinters Licht geführt werden) – leiden die etwas nicht? Sollen die etwa bei der VERTEILUNG leer ausgehen?. Sollte man nicht zumindest diese schrecklichen Folteranstalten ( http://birthofanewearth.blogspot.com/2012/02/human-society-exposes-torture-of.html ) für Tiere verbieten?

  11. blu_frisbee am Februar 22nd, 2012 1:58 pm

    Endlich, sobald die Menschen in irgendeiner Weise füreinander arbeiten, erhält ihre Arbeit auch eine gesellschaftliche Form. http://www.mlwerke.de/me/me23/me23_049.htm#Z26
    Diese Form ist der Wert, Geld sein Symbol. Durch die indirekte Beziehung zwischen Wert und Preis kann der Preis vom Wert abweichen. Gestiegene Kurse sind kein Wertzuwachs ebenso wenig wie bei fallenden Kursen Werte vernichtet werden. Wert wird erarbeitet und nicht „geschöpft“, wie die bürgerliche Ökonomie auch sonst einen magischen Geldscheißer in der Zirkulation vermutet, aber der Profit entspringt nicht der Zirkulation, dort wird er nur realisiert.

  12. Zombie-Elvis am Februar 22nd, 2012 8:00 pm

    @ Jörg

    „Ich hatte eine Frage aufgeworfen, die überhaupt nichts mit “Wert” oder “Preis” zu tun hatte, sondern ausschließlich mit dem Problem der VERTEILUNG!“

    Im Blogpost selbst wird das Wort „Wertschöpfung“ aufgegriffen und durch die marxschen Begriffe Wert und Mehrwert erläutert.
    Diese Worte lösten einen quasi-pawlowschen Reflex aus, der dich offenbar nötigte, der marxschen Werttheorie ans Bein zu pinkeln, indem du den Begriff „Mehrwert“ anders definierst.
    Du willst aber auch gar nicht verstehen, worum es in der Werttheorie geht, auf welche Fragen sie beansprucht eine Antwort zu haben. Lieber möchtest du deine Quasi-Reflexe weiter ausleben.

    Na, dann viel Spaß dabei.

  13. Jörg am Februar 22nd, 2012 8:31 pm

    Zunächst : Der Hinweis auf den link http://www.mlwerke.de/me/me23/me23_049.htm#Z26
    war sehr denkenswert, da das Klarheit schaffte.

    1.) Zunächst meine (vorläufige) Gesamtkritik an Karl Marx:
    Ohne Not reduziert Marx den Anspruch auf Teilhabe am gesamtwirtschaftlichen Ertrag auf den Arbeitsprozeß (daß ich mit der Reduzierung des Arbeitsprozesses auf das rein Gesellschaftliche ebenfalls nicht einverstanden bin, will ich hier nicht erörtern). Das ist verständlich, da Marx dem Elend der Arbeiterfamilien damals abhelfen wollte und dafür eine Begründung für den Anspruch auf Teilhabe am gesamtwirtschaftlichen Erfolg schaffen wollte. Aber Marx‘ Lehre kommt eben nicht so ganz hin – so wie auch Newtons Lehre nicht ganz hinkommt (deshalb ja: Einstein). Aber damals war Newton ein echter Fortschritt und seine Forschung beseitigte viele (wissenschaftliche) Probleme. Genauso wäre die Anwendung der Marxsche Lehre damals ein Fortschritt gewesen und hätte viele (gesellschaftliche) Probleme gelöst.

    Aber heutzutage kommt das eben nicht mehr hin .Ich diskutiere hier ja auch nicht mit Marx (der längst irgendwo wiedergeboren wurde), sondern mit heutigen Marxisten!

    a) Wie schon ausgeführt, ist angesichts des technologischen Fortschritts (Maschinenwirtschaft) die Reduzierung des Rechts auf Teilhabe am nationalen (oder auch transnationalen) Wirtschaftserfolg auf den Aspekt der Teilnahme am Arbeitsprozeß völlig unzureichend.
    b) Unser Ehescheidungsrecht, das Marx nicht kannte, weiß auch längst, daß die Ehefrau während der Ehe teilweisen Anspruch auf das Gehalt des lohnarbeitenden Mannes und bei einer Scheidung Anspruch auf die Hälfte des ehelichen Zugewinns hat. Und dies auch dann, wenn die Ehefrau stets bettlägerig war, es nie Kinder gab und sie auch nie einen großen Gemüsegarten zum Zwecke der Ernährung der Familie angelegt oder genäht hatte.

    c) Logische Folgerung muß für die heutigen Zeit deshalb sein, daß die Teilhabe der Bürger (nicht nur der „Arbeiter“) am gesamtwirtschaftlichen Erfolg z w e i g l i e d r i g zu begründen ist.
    aa) Einmal findet die Teilhabe unter dem Aspekt statt, daß man Bürger des Landes ist und Anspruch auf Ausschüttung des gesamtwirtschaftlichen Erfolgs hat – etwa als wäre jeder Bürger Gesellschafter einer GmbH oder AG.
    bb) Zum anderen findet eine Teilhabe statt, weil man einer Lohnarbeit oder einem Erwerbsgeschäft nachgeht – etwa als sein man nicht nur Gesellschafter einer „GmbH“, sondern dort auch noch lohnangestellt.
    Zu den Lohnarbeitern: Die Höhe der Löhne (und Lohnnebenkosten) ist nach der „sozialen Marktwirtschaft“ zu bestimmen. Jetzt schreien einige „Liberalismus!“. Nein, keineswegs! Denn die Liberalisten haben diesen Begriff „soziale Marktwirtschaft“ allenthalben längst durch den Begriff „freie Marktwirtschaft“ ersetzt. Bei diesen widerlichen, aber uralten Axel-Springer-Verträgen findet man bereits den Ansatz dazu – in dieser kotzigen Chimäre „freie soziale Marktwirtschaft“ – http://tinyurl.com/7jhykdf .

    Bei dem Begriff „soziale Marktwirtschaft“ steht das Wort „soziale“ an ERSTER Stelle – erst dann kommt „Marktwirtschaft“..
    U. a. auch weil Hochlohnländer die technologisch fortschrittlichsten sind, ist staatlicherseits für einen hohen Lohnrahmen zu sorgen – in welchem dann die ‚Marktwirtschaft stattfinden kann. Vorbild ist für mich das Schweden der 60er Jahre in welchem bei sehr hohen Löhnen trotz der ebenfalls hohen Steuern mehr in der Lohntüte zurückblieb als bei den Arbeitskollegen der anderen europäischen Länder. Die technologische Fortschrittlichkeit Schwedens wurde damals im Buch „Die amerikanische Herausforderung“ gerühmt: http://www.amazon.de/Die-amerikanische-Herausforderung-Jean-Jacques-Servan-Schreiber/dp/B0000BUO4M

    Wie die Lohnhöhe auszuhandeln ist, kann auch ich nicht sagen. Das noch in den 60er Jahren vielversprechende System der Tarifautonomie und des Aushandelns der Löhne für alle (auch Nichtgewerkschafter) durch die Gewerkschaften hat ja wohl völlig versagt!

  14. Jörg am Februar 23rd, 2012 12:23 pm

    Die dankenswerterweise con user blu_frisbee angegeben Fundstelle (http://www.mlwerke.de/me/me23/me23_049.htm#Z26) ermöglicht mir nun die von mir gestellten Fragen, wie der „WERT“ des Bewässerungsfehlschlags in Kasachstan und eine mißlungen Restauration eines alten Gemäldes anzugeben bzw. zu bestimmen ist.
    Ich, der ich kein Marxist bin, muß mir diese Frage selbst beantworten, weil Marxens heutige Jünger dazu offenbar außerstande sind. Das ist jetzt aber kein Vorwurf. Denn Marx weiß zwar genau was er meint (bei vielen Theoretikern durchaus kein Selbstverständlichkeit!), aber er vermag dies nur recht unbeholfen mitzuteilen.

    Marxens Begriff „ARBEIT“ meint durchaus das, was auch in der Physik „Arbeit“ genannt wird. Und das ist letztendlich die ‚aufgewandte Energie‘. Anders als in der Physik ist bei Marx diese „ARBEIT“ aber auf körperliche Muskelarbeit von Menschen beschränkt. „ARBEIT“ versteht Marx dabei durchaus n i c h t gesellschaftlich gebunden. Vielmehr k a n n (und wird zumeist) eine solche gesellschaftliche Bindung lediglich auftreten: „ENDLICH, SOBALD DIE MENSCHEN IN IRGENDEINER WEISE FÜREINANDER ARBEITEN, ERHÄLT IHRE ARBEIT AUCH EINE GESELLSCHAFTLICHE FORM“.
    Das Wort“ FORM“ meint dabei nicht „Form“ im normalen Sprachgebrauch. Vielmehr mein Marx mit “ GESELLSCHAFTLICHE FORM“ einen ‚gesellschaftlichen Kontext‘ oder – strenger – eine dauerhafte ‚gesellschaftliche Prägung‘.

    Mit „WERT“ meint Marx nun nicht, was nahegelegen hätte, das, was die Physiker mit „Leistung“ meinen. Denn physikalisch „Leistung“ ist Arbeit DURCH Zeit. Marx meint mit „WERT“ aber Arbeit MAL(!) Zeit – auch wenn er (sprachlich unbeholfen) das Wort „DURCH“ erwähnt: „DAS MASS DER VERAUSGABUNG MENSCHLICHER ARBEITSKRAFT DURCH(!) IHRE ZEITDAUER ERHÄLT DIE FORM DER WERTGRÖSSE DER ARBEITSPRODUKTE“.

    Meine unter „Jörg am Februar 21st, 2012 10:18 pm“ gestellte 2 Fragen, die heutige(!) „Sozialisten“ offenbar nicht mehr klipp und klar beantworten können, wäre also wie folgt zu beantworten:
    Die Frage zum – jeweils mißlungenen – Bewässerungsprojekt in Kasachstan und zur Renovierung des „Abendmahls“ (ob die Restauration des „Abendmahls“ wirklich mißlang, kann ich mangels Sachverstandes natürlich überhaupt nicht selbst beurteilen) lautete: „Wie würde ein Marxist hier den “WERT” bzw. Mehrwert beziffern/bezeichnen (mit dem “Preis” hätte ich ja kein Problem) ?“.
    Die Antwort hätte zu lauten:
    Der „Wert“ – im marxistischen Sinn – der jeweiligen Projekte wäre wie folgt zu berechnen: Da Maschinen-Arbeit und auch geistige Arbeit bei Marx nicht zu berücksichtigen sind, sondern nur Muskelarbeit von Menschen, errechnet sich der „WERT“ wie folgt: Man hätte die Zahl der jeweils beschäftigten Arbeiter zu ermitteln und die Zeitdauer, über welche hinweg sie gearbeitet hätten. Das Produkt aus beiden Faktoren – welches natürlich nicht in „Euro“, sondern in „Mannstunden“ lauten würde -, wäre der marxistische „WERT“.
    Die Tatsache, daß diese Projekte womöglich – unter ökonomischen Gesichtspunkten – Fehlschläge waren, würde am nun einmal aufgebrachten „WERT“ nichts ändern. Ein Mehrwert wäre aber nicht vorhanden, sondern ein Verlust.

    Nebenbemerkung zu Marx an der angegebenen Stelle:
    Unzutreffend ist natürlich Marxens Behauptung: „SO STELLT SICH DER LICHTEINDRUCK EINES DINGS AUF DEN SEHNERV NICHT ALS SUBJEKTIVER REIZ DES SEHNERVS SELBST, SONDERN ALS GEGENSTÄNDLICHE FORM EINES DINGS AUSSERHALB DES AUGES DAR. ABER BEIM SEHEN WIRD WIRKLICH LICHT VON EINEM DING, DEM ÄUSSEREN GEGENSTAND, AUF EIN ANDRES DING, DAS AUGE, GEWORFEN. ES IST EIN PHYSISCHES VERHÄLTNIS ZWISCHEN PHYSISCHEN DINGEN.“

    Zum einen weiß Marx offenbar nichts von der Netzhaut. Immerhin liegt diese noch zwischen dem beobachteten Objekt und dem „Sehnerv“.
    Viel wichtiger ist aber dieser Fehler: Vor unserem Auge steht selbstverständlich nicht etwa eine ‚Anfangsobjekt‘ („DINGS“) das Sehprozesses oder ein “ ÄUSSERE(R) GEGENSTAND. Vielmehr steht vor unseren Augen selbstverständlich das END(!)produkt des gesamten Sehprozesses – also das, was unsere SEHGEHIRN als letzte visuelle Verarbeitungsinstanz produziert. Unsere Augen sehen also nicht auf einen „ÄUSSEREN GEGENSTAND“, sondern sie sehen natürlich ausschließlich in unsere Sehgehirn h i n ei n ! Unsere Augen sind also ausnahmslos nach innen(!) gewendet. Deswegen können wir auch visuell träumen – ohne, daß ein „“ÄUSSERE(R) GEGENSTAND“ unsere geschlossenen Augenlieder zu durchbohren hätte.

    Freude hat mir die Lesestelle allerdings doch bereitet. Ich hielt Marx bis zu dieser Textstelle für so einen kleinbürgerlichen Materialisten wie etwa Feuerbach – oder diesen u n s ä g l i c h e n Immanuel Kant. Kant behauptet doch einfach mal eben, es gäbe „ein DING AN SICH“! Und der „Raum“ sei „a priori“. Wie kommt dieser Schwachkopf Kant eigentlich zu solchen Behauptungen. Und die uns geschuldete Begründung liefert er schon mal gar nicht!

    Zu meiner großen Freude, weist Marx solche kleinbürgerliche Vorstellung eines “ DING AN SICH“ vehement zurück. Wenn auch nur auf „Waren“ beschränkt, verwirft Marx die (kleinbürgerliche) ‚Ding-Vorstellung‘ als völlig wahnhaft: „ES IST NUR DAS BESTIMMTE GESELLSCHAFTLICHE VERHÄLTNIS DER MENSCHEN SELBST, WELCHES HIER FÜR SIE DIE PHANTASMAGORISCHE FORM EINES VERHÄLTNISSES VON DINGEN ANNIMMT. UM DAHER EINE ANALOGIE ZU FINDEN, MÜSSEN WIR IN DIE NEBELREGION DER RELIGIÖSEN WELT FLÜCHTEN. HIER SCHEINEN DIE PRODUKTE DES MENSCHLICHEN KOPFES MIT EIGNEM LEBEN BEGABTE, UNTEREINANDER UND MIT DEN MENSCHEN IN VERHÄLTNIS STEHENDE SELBSTÄNDIGE GESTALTEN. SO IN DER WARENWELT DIE PRODUKTE DER MENSCHLICHEN HAND. DIES NENNE ICH DEN FETISCHISMUS, DER DEN ARBEITSPRODUKTEN ANKLEBT, SOBALD SIE ALS WAREN PRODUZIERT WERDEN, UND DER DAHER VON DER WARENPRODUKTION UNZERTRENNLICH IST. DIESER FETISCHCHARAKTER(!) DER WARENWELT ….“

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