Ein böhser Onkel – nur eine Projektion

Böhse Onkelz

Es ist mir immer noch ein bisschen peinlich, ausgerechnet Bild Online zu loben. Aber es muss sein. Bild Online ist eines der wenigen Medien in Deutschland (man kann sie an einer Hand abzählen), das „Online“ ernst nimmt und Links ins Internet setzt. Die Mainstreamholzmedien wie Spiegel und Focus Offline tun nur so. Sie demonstrieren immer wieder die German Internet Angst, für die wir schon seit langem auch im Ausland bekannt sind.

Bild Online ist auch das einzige große deutsche Medium, dass einen Link auf die Homepage der (ehemaligen) „Böhsen Onkelz“ setzt – anlässlich der Gerichtsverhandlung gegen den Sänger Kevin Russell. Russell muss jetzt wegen fahrlässiger Körperverletzung und Unfallflucht für zwei Jahre und drei Monate ins Gefängnis.

Die anderen Mitglieder der aufgelösten Band schreiben:
„Da wir, ähnlich wie ihr, gehofft haben, Kevin würde persönlich zu den Vorkommnissen Stellung beziehen, wir in der Zwischenzeit davon ausgehen müssen, dass das nicht mehr geschieht, sehen wir uns in der Pflicht, unsere Sicht der Dinge mit Euch zu teilen. (…) Kevins Krankheit und Drogenproblematik war schon immer allgegenwärtig und wurde nicht, wie oft fälschlicherweise dargestellt, durch das Ende der Onkelz ausgelöst, sondern war maßgeblich dafür verantwortlich, dass es zur Trennung kam. (…) Habt ihr euch schon einmal gefragt, ob die Menschen, die ihr so verehrt, allen voran Kevin, nicht einfach nur eine Projektion eurer Vorstellungen und Idealisierungen sind? (…) Und auch, wenn er durch die Hilfe seiner Freunde immer wieder der eigenen Hölle entkommen konnte, mussten wir über die Jahre einsehen, dass sich die Sucht in eine Krankheit verwandelt hat, die er nicht dauerhaft besiegen konnte. Dass man beste Freunde war ist leider keine Garantie, dass es immer so bleibt. (…) Der Kevin, der dieser Tage auf der Anklagebank sitzt, ist nicht mehr der Kevin, mit dem wir gemeinsam all die Jahre durch dick und dünn gegangen sind. Kevin hat sich in den letzten Jahren ein neues Umfeld zugelegt und auf Einflüsterungen gehört, die nicht gut für ihn waren. Dabei sind Dinge passiert und auch nicht passiert, die irreparable Schäden hinterlassen haben. Unsere Gedanken sind nach wie vor bei den Opfern.“

Das sind richtig kluge Worte.

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