Kalbitz-Interview, revisited

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Leserbrief zur Kolumne „Medienmacher“ v. 16.07.2020; „Wie das Kalbitz-Interview des RBB den DJV Berlin-JVBB entzweite.“

Eine Diskussion innerhalb des gerade aus zwei Parallelorganisationen fusionierten Deutschen Journalisten-Verbandes DJV Berlin-JVBB über die Beurteilung des RBB-Interviews mit dem AfD-Mann Andreas Kalbitz muss unter Journalisten nicht ungewöhnlich sein. Ungewöhnlich ist allerdings die einsame Argumentationslinie des neugewählten Vorsitzenden Christian Walther, nach der er sich nicht als „Medienkritiker“ versteht und der Hinweis, dass er den öffentlich-rechtlichen Rundfunk besser kennen würde, als die Mehrzahl seiner Vorstandskollegen im DJV Berlin-JVBB.

Das mag sein, nur ist das hier nicht von Interesse. Herrn Kalbitz wurde für die RBB-Sommer-Interview-Reihe „Politik am See“ ein Podium in gemütlicher Feierabend-Atmosphäre geboten, wo er sich als Opfer des Verfassungsschutzes und Volksversteher zu präsentieren wusste, der vielerorts nur falsch verstanden wird. Sein Tätigkeitsbereich und seine Verlautbarungen sprechen allerdings eine andere Sprache, die allesamt einer rechtsextremistischen Einstellung zuzuordnen sind.

Diese Sachlage erinnert unwillkürlich an die Weimarer Zeit von vor 100 Jahren, wo nach dem I. Weltkrieg mit den Nazis eine im Grund obskure Truppe an die politische Oberfläche gespült wird, die das Volk der „Dichter und Denker“ mit zweifelhaften Schuldzuweisungen und Beschwörungen (Ausländer, Rassenwahn, Juden, osteuropäische Untermenschen) überzieht, ohne dass sich seinerzeit eine breite Widerstandsfront in der deutschen Bevölkerung aufgetan hätte.

Das darf sich nicht wiederholen! – Und daher ist die Kritik der Mehrheit des Vorstandes im DJV Berlin-JVBB nur zu berechtigt, der unverzüglich nach Ausstrahlung des Kalbitz-Interviews eine deutliche und unmissverständliche Stellungnahme des DJV Berlin-JVBB verlangt hat.

Prof. Dr. Peter Kolbe, Berlin

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Date posted: Dienstag, Juli 21st, 2020 13:44 | Under category: DJV Berlin, Medien
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