POKER UM DIE MACHT GEHT WEITER Äh äh Stoiber for Kanzler?Von Burkhard Schröder
Ich habe mich geirrt. Das Merkel hat zwar gesagt, es werde "keine Große Koalition" geben. Aber das ist nur halb gelogen. Trotz meiner Prognose wird es eine CDU/SPD-Regierung geben, so mein zweiter prophetischer Versuch, aber nicht mit einer Kanzlerin Merkel. Deswegen kann man sie nicht des Lügens zeihen.
Mein Verdacht: Stoiber wird Kanzler. Oder, noch schlimmer: Wolfgang Schäuble. Die beiden könnte die CDU akzeptieren, wenn die SPD im Gegenzug Schröder in die Wüste schickt. Reuters hat das schon angedeutet: "Nach mehreren Zeitungsberichten wird in der SPD-Führung erwogen, Schröders Anspruch auf die Kanzlerschaft fallen zu lassen und Stoiber statt Merkel als Regierungschef zu akzeptieren."
Diese Version hätte für beide Seiten Vorteile: Ein halb abgewirtschafteter CDU-Kanzler würde beim nächsten Mal nicht mehr antreten, weil er zu alt ist, und die SPD müsste bei der Bundestagswahl 2009 (wer weiß!) nicht gegen den Amtsbonus antreten. Und die CDU-Warlords wären die ungeliebte Ost-Frau los, die, wenn man sie an dem misst, was vorher getönt wurde, bei der Wahl gescheitert ist.
Ich bin, wie die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser vielleicht wissen, begeisterter Schachspieler, am Brett und im Leben. (By the way: Ich habe sogar eine Art Pokal gewonnen.) Politk ist auch eine Art Schachspiel - und was wir jetzt erleben, ist kein Remis, sondern ein Patt. Also die blödere Version des Unentschieden. Es geht nichts mehr, weil die beiden Könige sich selbst nicht freiwillig Schachmatt setzen können. Es geht nur weiter, wenn ein neues Spiel beginnt.
Stoiber wäre also ein Bauernopfer. Man gönnt dem alten Mann aus Bayern den Glanz der Macht. Sogar ich als Erzlinker kann, wenn es denn dazu käme, dem etwas Gutes abgewinnen. Stoiber als Kanzler bedeutet: Beckstein bliebe in Bayern. Einem höheren Wesen sei Dank.
Das wird lustig: SPD und CDU beschließen immer nur das Kleinste Gemeinschaftliche Vielfache und sind für den Quatsch, der dabei herauskommen wird, gemeinsam verantwortlich. Die nächsten Wahlen werden genau so spannend wie diese, weil die kleinen Parteien mächtig Stimmen dazugewinnen werden. |