Ich bin den Völkischen und anderen kackbraunen Kameraden immer wieder dankbar, wenn sie mir die Argumente einfach und volkstümlich frei Haus liefern. die CDU zum Beispiel hat den Unterschied zwischen dem weltanschaulichen 19. Jahrhundert, in die sie noch lebt, und der Moderne exakt beschrieben. Der Tagesspiegel berichtet: "Berlins CDU-Generalsekretär Frank Henkel hat dem Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ein 'verkrampftes Verhältnis zur eigenen Nation' vorgeworfen. Wowereit hatte gesagt, er sei nicht stolz, Deutscher zu sein." Auch von einem "aufkeimendem Nationalgefühl" ist die Rede, was auch immer das sei.
Ich weiß nicht, was in den Köpfen derjenigen vorgeht, die Fahnen in den Farben schwarz, rot und senfgelb schwenken. Ich möchte es, falls in den Hohlräumen überhaupt etwas zu finden ist, auch nicht wissen, denn vermutlich müsste ich mit mit Grausen abwenden. Man freut sich ja, wenn SPD-Politiker eine Meinung haben, das findet man bei den Sozis so selten wie im DJV einen Verfechter des First Amendments. Man darf Wowi also zurufen: Bleib hart, Junge!
Der CDU-Henkel beweist auf's Schlagendste, wes Geistes Kind diejenigen sind, die meinen, unter die bürgerliche Hülle der Volkspartei CDU schlüpfen zu müssen: Er ist Mitglied der Burschenschaft Borussia, die auf ihrem Programm auch den "Mensurboden" stehen hat. Die "Borussia" hat einen so genannten Kartellvertrag mit der Universitätssängerschaft Skalden Insbruck (Innsbruck ist auf der Website falsch geschrieben - die deutsche Sprache ist nicht jedes Burschen Sache), und diese Truppe bekennt sich zum "Schlägerfechten nach Innsbrucker Paukordnung."
Kein Wunder, dass die den Stolz auf das Nationale nicht nur auf dem Programm haben, sondern auch anderen Leuten noch aufzwingen wollen. Der zentrale Satz des hellbraunen Kameraden: die feiernden Menschen seien "ein Zeugnis dafür, dass man stolz auf die eigene Nation sein kann, ohne gleich in einen dumpfen Nationalismus zu verfallen." Und genau das ist falsch und breit getretender Quark. Die Frage ist nicht, ob man ein Gefühl wie Stolz überhaupt auf ein Abstraktum beziehen kann, sondern vielmehr, was genau die "Nation" ist. Und die sehen die NPD und große Teile der CDU eben völkisch - sie proklamieren eine biologische oder kulturelle Schicksalsgemeinschaft, die Einwanderer zu Menschen zweiter Klasse degradiert, falls diese für sich - zu Recht! - in Anspruch nehmen, ihre neue Heimat nach ihren Wünschen zu verändern.
Ich darf zum wiederholten Mal die Sätze Walid Nakschbandis zitieren, damit diese möglichst oft im Internet stehen und dort gefunden wurden. "Wir gehen unseren Weg und der ist schmerzlich und voller Dornen, aber am Ende erfolgreich. Ihr könnt uns herabsetzen, beleidigen, demütigen oder verletzen, aber Ihr werdet uns nicht los. Ihr habt nur die Chance, mit uns zu leben. Ein Leben ohne uns wird es für Euch nicht mehr geben. Die Ibrahims, Stefanos, Marios, Laylas und Sorayas sind deutsche Realität. Ihr werdet es nicht verhindern können, dass bald ein türkischstämmiger Richter über Euch das Urteil fällt, ein pakistanischer Arzt Eure Krankheiten heilt, ein Tamile im Parlament Eure Gesetze mit verabschiedet und ein Bulgare der Bill Gates Eurer New Economy wird. Nicht Ihr werdet die Gesellschaft internationalisieren, modernisieren und humanisieren, sondern wir werden es tun – für Euch. Ihr seid bei diesem leidvollen Prozess lediglich Zaungäste, lästige Gaffer. Wir werden die deutsche Gesellschaft in Ost und West verändern. Wir Ausländer."
Jawohl. Der CDU-Henkel ist auch solch ein lästiger Gaffer, der unmaßgebliche völkische Textbausteine absondert. Das interessiert keinen vernünftigen Menschen mehr, höchstens die NPD. |