WASGPDS Im Zweifel links lang!Von Burkhard Schröder
Hat die Linke eine Chance? Die Frage könnte glasklar und eindeutig beantwortet werden, vorausgesetzt man wüsste, was "die Linke" ist. Das ist jedoch in Deutschland seit dem Bauernkrieg strittig. Die Grünen waren mal links, auch die SPD. Man kann sich die Köpfe darüber heiß reden, ob sie das noch sind. "Links" ist ohnehin eine moralische Haltung, die sich immer wieder neu die dazu passende Partei suchen muss. Manchmal findet sie gar keine.
"Links" heißt: mit denen zu sein, die weniger Rechte haben als die Mächtigen. Umgekehrt: gegen die zu sein, die die Macht haben. Eine prinzipielle Obrigkeitsfeindlichkeit und ein permanentes Misstrauen gegenüber denen, die bestimmen wollen, wo es lang geht, gehören zur moralisch hochwertigen Grundausstattung eines jeden Linken. Da Macht immer korrumpiert, geht es nicht darum, die Guten an die Macht zu bringen, sondern denen mit einem gusseisernen Vorschlaghammer auf die Patschehändchen zu hauen, die die Macht missbrauchen. Linke vertrauen nicht. Kontrolle ist besser.
Eine solche Partei gibt es zur Zeit in Deutschland nicht, wird es auch nie geben. Der Deutsche an sich, sei er links oder kackbraun, wird immer Hunde lieben, nach dem starken Staat rufen, die Kinder zur protestantischen Ethik und zur Disziplin erziehen, das Böse verbieten und andere zu ihrem Glück zwingen wollen. Deutsch bleibt deutsch, da helfen keine Pillen. Man kann das vergessen. Und die WASG (grauenhaftes Logo!) und die PDS sind genau so.
Die Financial Times lässt "Experten" zum Thema zu Wort kommen, ob die so genannten vereinigte "demokratische Linke" eine Chance habe. Peter Lösche meint: "Die westdeutsch geprägte WASG sei von frustrierten Gewerkschaftern gegründet worden, die niemals mit einer marxistisch-leninistischen Partei zusammengehen wollten, sagte Lösche. Das Kürzel der SED-Nachfolgepartei PDS habe im Westen nach wie vor einen schlechten Klang. Auf der anderen Seite müsse die PDS fürchten, dass sie in einem Bündnis ihre Ost-Identität verliert." Da kenne ich aber die Gewerkschaftler anders. Hat der Herr Professor schon mal einen live gesehen? Und ich wage auch sehr zu bezweifeln, ob noch irgendetwas an der PDS "marxistisch-leninistisch" ist, außer der Vorliebe älterer Mitglieder für Soljanka und Sättigungsbeilagen.
Darum geht es auch gar nicht. Der Einzige, der zu der Kaffeesatzleserei etwas Vernünftiges beizutragen hat, ist wieder mal Jürgen Falter. (Der Schwachmat Maatz soll hier nicht hoffähig gemacht werden.) Frage also: repräsentiert die Linke links von der SPD ein Milieu? Nein für die WASG, ja für die PDS, aber nur im Osten. Daher ist die Klientel, die eine gemeinsame Liste wählen könnte, klar: ehemalige SPD-Wähler und Nicht-Wähler. Eine populistische Linke also, für die Lafontaine die dazu passenden Reden schwingen kann. Nichts Dauerhaftes. So eine Art linke Republikaner-Partei. Jede Menge Sektierer und Volltrottel im Westen, jede Menge Ex-Proletarier im Osten, die von ihrem Lebensgefühl her auch die nationalen Sozialisten der NPD wählen könnten.
Die linke Linke hat gesamtdeutsch keine Chance, aber vielleicht sollte sie sie nutzen. Viele SPD-Wähler werden zu Hause bleiben wollen, entweder, weil sie die Wahl schon verloren gegeben haben oder weil sie sich mit der Politik der SPD nicht mehr identifizieren. Die Grünen werden ihr Milieu ausreizen, da kann man nichts abknabbern. Es kommt also nur darauf an, die Leute zur Urne zu prügeln.
Noch einmal Falter: "Es kann Situationen geben, in denen sowohl Schwarz-Gelb als auch Rot-Grün unmöglich sind." Dann wäre die wahrscheinliche Folge eine große Koalition - allerdings ohne Gerhard Schröder. Ein dann möglicherweise auch denkbares Bündnis von SPD, PDS und Grünen hält Falter für äußerst unwahrscheinlich." Exakt. Wenn die WASGPDS mehr als fünf Prozent kriegt, wird es eine große Koalition geben. Merkel als Kanzlerin und Müntefering als Vizekanzler. Wetten dass?
Die Abbildungen zeigen berühmte Linke, in der Reihenfolge ihres historischen Auftretens |