Heute habe ich kurz bei Google News Deutschland nach dem Stichwort "Neonazis" gesucht. Man will ja was zu lachen haben. Welche Sprechblasen und Textbausteine erwarten wir, ohne hingesehen zu haben? "Zeichen setzen", vielleicht auch "Flagge" oder "Gesicht zeigen". Vor allem Komparative, weil bekanntlich immer alles schlimmer wird. "Immer öfter", "vermehrt", "zunehmend". Garantiert finden wir auch das Unwort "ausländerfeindlich". Wetten, dass?
Oberpfalz.net: "Cham macht mobil gegen Neonazis". Schön. Aber wie macht man das? "Wir wollen ein großes Zeichen dagegen setzen." O je. Das sagt man so daher, wenn man nicht überlegen will und einem auch nichts Rechtes bzw. Linkes einfällt. 40 Personen haben sich im süddeutschen Raum "vernetzt". Sollte man da nicht die Bundeswehr - statt in Afghanistan - in den süddeutschen Raum einmarschieren lassen? "Ausländerfeindliche Motive" liegen hier angeblich vor, obwohl ein Deutscher verprügelt wurde. Das verstehe einer. Und der war weder preußisch- noch israelisch-, sondern "türkischstämmig". Alfons Windmaißer ("gehobener Dienst") weiß ohnehin Bescheid: "Heute ist auch die Jugend anders, etwa nach der Disco. Da redet einer blöd daher und dann wird schnell zugeschlagen". Genau. Da redet einer blöd daher, und dann wird schnell gebloggt.
Jetzt eine mehr oder minder gute Nachricht, liebe Ausländerfreunde und Lichterkettenträger: Inforiot zitiert die Berliner Morgenpost. Unser Asamoah hat die kackbraunen Kameraden verklagt, weil die ihn nicht als Deutschen ansehen. "Die Gruppierung aus Pritzwalk (Prignitz) hatte als Persiflage auf die bundesweite Kampagne 'Du bist Deutschland' ein Porträt des Schalke-Spielers gezeigt. Unter und über dem Bildnis stand geschrieben: 'Nein Gerald, Du bist nicht Deutschland. Du bist BRD!'." Der MDR titelt zum Thema: "Neonazi-Organisation droht harte Geldstrafe". Au ja. Hart durchgreifen. Auf Härte steht der Ossi. Gelobt sei, was uns im Kampf gegen Rechts hart macht.
Natürlich muss man Asamoah dankbar sein, vor allem dafür, dass er Deutscher ist. Die Gutmenschen müssen sich überlegen, welche Motive Rassisten haben, wenn sie unserem Fußballspieler das Deutschtum aberkennen. Es handelt sich bekanntlich um rassistische und mitnichten um "ausländerfeindliche".
Die Märkische Allgemeine bietet einen sehr merkwürdigen Artikel. Beim genauen Hinsehen ist man jedoch nicht mehr überrascht. 'Kuscheltier der Neonazis - Ausstellung in der FH thematisiert rechten Lifestyle'. Aha. Vermutlich ist mein Buch "Nazis sind Pop, das vor sechs Jahren erschien, jetzt auch in Brandenburg ausgeliefert worden. "Es werde zunehmend schwerer, Neonazis zu erkennen, so Schuhmann. (...) Hitlergruß und andere nazistische Parolen versteckten sich heute hinter Zahlencodes, die strafrechtlich nur schlecht verfolgt werden könnten. 88 beispielsweise stehe für 'Heil Hitler', weil das H der achte Buchstabe des Alphabetes ist. 14 stehe für vierzehn Worte, eine Verschleierung für einen weit verbreiteten Glaubenssatz weißer Rassisten: 'Wir müssen die Existenz unseres Volkes und auch die Zukunft unserer weißen Kinder sichern.'"
Wie doof sind die eigentlich? Das alles ist schon seit mindestens sechs Jahren durch alle Zeitungen gehechelt worden. Ein Glaubenssatz ist das übrigens nicht, sondern eine ziemlich bekloppte rassistische Parole: "We must secure the existence of our people and a future for White children." Und wieso hier was verschleiert werden soll, ist mir schleierhaft. Man kann aber auch nach "14 words" googeln oder einen Link in der Online-Ausgabe setzen. Das würde aber bekanntlich deutsche Online-Redaktionen intellektuell überfordern.
Auch bei den Lübecker Nachrichten - "Polizei nimmt Neonazis fest" - haben wir alle Klischees beisammen. "Ein Neonazi soll sogar aus dem Osten angereist sein - das will zumindest ein Jugendlicher an einem Nummernschild abgelesen haben." Seit wann zitieren Journalisten Gerüchte, ohne die zu recherchieren? "Skinheads", "ausländerfeindlichen Parolen" (die sich also nicht gegen Asamoah richteten). Ein Gegner der HaK-Aktivisten, die sich öffentlich gegen Fremdenhass und Rassismus stellen, soll ein stadtbekannter Neonazi und direkter Nachbar sein. Er bekennt im Internet Farbe." Im Internet. Wo, wird nicht verraten. Wo kämen wir denn hin, wenn Journalisten ihre Quellen verrieten. Vielleicht in der Newsgroup de.rec.luebeck?
Was fehlt? Natürlich: Das Verbieten. Die Westdeutsche Zeitung hilft diesem Missstand ab: "Die Demo habe man nicht verbieten können, sagt Polizeipräsident Herbert Schenkelberg. Dafür gibt es für die Rechtsextremen strenge Auflagen." Zugunsten der Zeigung muss man festhalten, dass der Artikel unpolitisch ist und nur das wiederkäut, was der Oberpolizist ihr gesagt hat.
Nachdem ich alle diese Artikel gelesen hatte, war ich, wie gewohnt, ratlos. Was wollen mir die Schreiber damit sagen? Man muss nur die Details weglassen, und schon sind alle Artikel zeitlos. Und damit auch sinnfrei. Aber das ist der so genannte "Kampf gegen was Rechts" oder gegen was auch immer sowieso.
Die Fotos zeigen Neonazis. Lieder stellen deutsche Medien die kackbraunen Kameraden meistens unrealistisch dar - deswegen muss hier gegengehalten werden. |