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Meisner hat etwas über Kunst gepredigt. Wenn diese nicht in Bezug zur Verehrung höherer Wesen stehe, sei sie "entartet". So haben das die Nazis auch gesagt, nur dass sie das höhere Wesen durch ein niederes - Hitler - auswechselten. Der Kölner Stadtanzeiger ist beim Thema naturgemäß die primäre Quelle: "'Dort, wo die Kultur vom Kultus, von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kultus im Ritualismus, und die Kultur entartet.' Wohlgemerkt, das war kein Versprecher, sondern steht im wohlvorbereiteten Manuskript - es gibt also keine 'mildernden Umstände'. Der Begriff 'Entartung' kommt offenkundig aus dem Wörterbuch des Unmenschen. Er hätte deshalb auf keinen Fall benutzt werden dürfen, auch wenn das Verdammungsurteil über Kunst und Kultur diesmal nicht aus der Perspektive eines völkischen Rassismus kommt, sondern eines christlichen Fundamentalismus."
Meisner ist nicht dumm, er wird also gewusst haben, wie er mit dem Wort wirken würde. Die Pseudo-Empörung, die in deutschen Medien per default bei bestimmten Themen gesetzt ist, hat er gewiss einkalkuliert. Er wollte in die Medien. Das hat er bekommen. So einen Sturm im Wasserglas kann man kühl aussitzen wie andere sinnfreie Hypes (Kinderpornografie, Bombenbauanleitungen im Internet usw.). Ein Kardinal muss sich außer vom Papst von niemandem vorschreiben lassen, was er sagt; Meisner kann sich beruhigt im Sessel zurücklehnen, weil es in jedem Fall genug Bekloppte gibt, die ihn unterstützen. Katholen empören sich nicht gegen die geistliche Obrigkeit, hängen auch Kardinäle nicht an die nächste Laterne, sondern schweigen brav und gehen zum nächsten Termin wieder in die Messe. Es ist irgendwie wie beim DJV.
Ich muss dem Kollegen Markus Schwering hier widersprechen, obwohl er, wovon ich mich gerade überzeugt habe, überaus vernünftige Artikel schreibt. Es handelt sich bei Meisners Wortwahl mitnichten um einen "schlimmen Rückfall ins Mittelalter", sondern um das, was das Christentum auch heute ausmacht. Cicero, obzwar mit einem religiös-konservativen Chefredakteur "gesegnet", schrieb zu Gille Kepels hervorragendem Buch "Die Rache Gottes": "Die Rache Gottes, so hatte der französische Fundamentalismusforscher Gilles Kepel für die achtziger Jahre konstatiert, ist die Wiederkehr der verdrängten Religionen. Sie kamen aber nicht als bloße Frömmigkeit zurück, sondern als Griff nach der Macht, als Wille zur Herrschaft. Der politisch-religiöse Fundamentalismus sucht die Vorherrschaft zuerst über Kultur und Gesellschaft und dann über den ganzen Staat. Er ist heute eine Macht, nicht überall im Zentrum des Geschehens, aber fast überall auf dem Sprung."
Meisner dokumentiert den Machtanspruch der Religion, nicht nurden des Christentums, sondern auch den des Islam und des Judentums, im säkularen Staat des 12. Jahrhudnerts wieder mitreden zur dürfen. Die These, in die Verfassung der EU müsse ein "Gottesbezug" aufgenommen werden, teilen die Vertreter aller drei Buchreligionen. Meisner argumentiert indirekt nicht anders als Stoiber mit seiner penetrant vorgetragenen These, der Blasphemie-Paragraf müsse verschärft werden. Das ist schlicht Lobbyarbeit fürdie Wirtschaftsmacht Kirche. Dafür wird Meisner bezahlt, und er macht seine Sache gut, weil erfolgreich.
Meisners Idee, was Kunst sei, ist nicht katholisch entartet, sondern authentisch. Moral, Philosophie, Weltanschauung, die Sinnfrage - was nicht katholisch ist, ist - laut Meisner - vom Übel. Träte er zu den Taliban über, würde man ihn mit offenenen Armen empfangen. Deren Kunstverständnis ist ähnlich: "Dort, wo die Kultur vom Kultus, von der Verehrung Allahs abgekoppelt wird, muss man sie wegsprengen.“ | ------------------------------------------------------------ BURKS ONLINE 15.09.2007 Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des BurksVEB.
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