GRAFFITI WÄREN GUT Denkmal für die ermordeten Juden EuropasVon Burkhard Schröder
Bisher hatte ich einen großen Bogen um das Denkmal für die ermordeten Juden Europas gemacht. Wenn die Deutschen einen Themenpark über die Shoa bauen, kann ja nichts Gutes dabei herauskommen. Peter Eisenman sagt laut Wikipedia "auf die Frage, was es den Deutschen sagen soll und was seine Absicht gewesen sei: 'Nichts – Es soll still sein wie die Menschen in Auschwitz. – Die Absicht war, keine Absicht zu haben'. Manche sagen, das Denkmal sehe aus wie ein Friedhof'. – 'Das kann ich nicht ändern'. Und: 'Graffiti wären gut'.
Damit können es die Deutschen nicht bewenden lassen. Sie müssen auch die Gefühle in Reih und Glied stramm stehen lassen, ordnen, das pädagogisch angeblich Wertvolle dazuschreiben. Und natürlich fehlen auch zahllose Verbotstafeln nicht: "Anordnungen und Anweisungen des ausgewiesenen Sicherheitspersonals sind zu folgen." Das hört sich an, als hätte es eine deutsche Gedenkdomina persönlich diktiert.
Ich habe das Mahnmal als eine "psychologische" Leerstelle empfunden. Gefühle sind individuell, obwohl sie nur in einem kollektiv definierten und unbewussten Rahmen stattfinden. Jeder ist mit seinen Gedanken allein gelassen. An einigen Orten, zum Beispiel an der Treppe mit dem "Notausgang", fühlte ich mich extrem unbehaglich - als würde ich aus einem Grab wieder hinaufsteigen. Wenn die Schatten anderer Besucher zwischen den Stelen erscheinen, wird sich wohl niemand einer ganz bestimmten Assoziation entziehen können. Die Bilder sprechen daher für sich.
Klicken Sie auf ein Bild, um die Fotostrecke zu starten (15 Bilder). (In Originalgröße nur für registrierte Nutzer des Forums. Username und Passwort finden Sie - wie gewohnt - hier.) Ich habe meine Meinung zu diesem Denkmal geändert. Es hat mich beeindruckt. Kinder, die Verstecken spielen, Fahrradfahrer, die trotz des Verbots zwischen den Stelen radeln, Paare, die sich küssen, Besucher, die versuchen, andere besucher heimlich zu fotografieren, um denen irgendwelche Gesten abzuringen, die unpassend und daher fotogen wären. Das Denkmal integriert auf eine gespenstische Weise die Normalität, die es nicht geben kann.
Das leicht künstliche Pathos, das der Förderverein der Berufsjüdin Edith Ursula Renate "Lea" Rosh ausströmt, passt gar nicht zum real existierenden Mahnmal. Auf der Website der Stiftung lesen wir: "Bitte denken Sie daran bei schlechtem Wetter Regenschirme mitzubringen."Lassen Sie sich also, liebe Mitglieder des nationalen Zwangskollektivs, das Gedenken nicht verhageln und verregnen. ------------------------------------------------------------------------------------ BURKS ONLINE 21.08.2005 Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des BurksVEB.
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