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 Australien erobert die Salomonen! Nächstes Thema anzeigen
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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
Beiträge: 6757
Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 24.07.2003, 23:29 Antworten mit ZitatNach oben

Vermischtes. Wenn etwas auf den Salomonen geschieht, gehört das in die Rubrik "aus aller Welt". Will sagen: das interessiert niemanden. Australien und Neuseeland haben die Salomon Islands besetzt - auf Wunsch der dortigen Regierung. Man ist mittlerweile an derartige Neuigkeiten gewöhnt. Auch daran, dass deutsche Medien die jeweilige Propaganda der Kriegsgewinner kritiklos übernehmen. Schon wieder eine Schutztruppe oder, wie N-TV im suggestiven Neusprech formuliert: eine Friedenstruppe.

Wer Recht hat, sollte man meinen, entscheidet sich erst nach einer Recherche. Oder haben englische Zeitungen nach der Okkupation Polens durch die Deutsche Wehrmacht geschrieben: "Deutsche Schutztruppen bombardieren Warschau"? Die aktuellen Ereignisse auf den Salomonen beweisen zwei meiner Lieblingsthesen: Zeitungen auf Papier sind überflüssig, weil der medienkompetente Leser sich im Internet viel besser informieren kann. Und: deutsche Online-Redaktionen nutzen das Internet nicht so, wie es möglich wäre. Daher, nur für die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser dieses kleinen Familienforums und nur, weil die Inselchen mal uns gehörten, mehr Informationen, die bis jetzt auf keiner deutschen Medien-Website zu finden sind.

Die Kleine Zeitung aus der Steiermark in Österreich hat nicht nur eine gute Website, sondern die Meldung der Nachrichtenagenturen wie die meisten anderen Medien übernommen: "Auf dem Flughafen der Hauptstadt Honiara landeten 14 australische Frachtmaschinen des Typs Hercules. Im Hafen landete das australische Kriegsschiff HMAS Manoora". Natürlich geruht keine der Online-Storys, uns mit interessanten Links zu belästigen. Wo kämen wir denn da hin, wenn der Surfer woanders hinzappte! Immerhin schreiben die österreichischen KollegInnnen Interventionsarmee, was den Kern der Sache trifft, und verraten uns den Namen des Rebellenführers, der Teile der Salomonen unter seine Kontrolle gebracht hat: Harold Keke von der Guadalcanal Liberation Front. Da es auf den Salomonen keine Online-Medien gibt, schauen wir in australische Zeitungen wie The Age. Die Schlagzeile klingt irgendwie irakisch: Es könnte Monate dauern, bis wieder Ruhe und Ordnung herrscht auf den Inseln.

Aber worum geht es? Können die Neuseeländer und Australier, so würden die Salonfaschisten es formulieren, die Neger da unten nicht einfach in Ruhe lassen, während sie sich um die Kokosnüsse balgen? Ein anderer Artikel klingt aufschlussreich: "Solomon Islands warlord Harold Keke released three Anglican Brothers held hostage for more than two months yesterday, the eve of today's arrival of an Australian-led law and order intervention force. The move was seen as an attempt by Keke to forestall any armed attack on his jungle refuge on the remote Weather Coast of the main island of Guadalcanal. However, the freed hostages confirmed that six fellow Brothers from the Church of Melanesia were still being held." Die Melanesische Kirche ist offenbar nur eine Unterabteilung der Anglikaner, wie die Website der Melanesian Brotherhood beweist. Auf den Salomonen sind der religiöse Wahn, exzessive Missionierung und deshalb Gewaltbereitschaft offenbar der Mainstream.

Hintergrund der jahrelangen Querelen ist der Machtkampf zwischen zwei "ethnischen" Gruppen: Den Bewohnern der Insel Malaita und der Malaitan Eagle Force und den Bewohnern von Guadalcanal und dem Isatambu Freedom Movement. Die Hauptstadt der Salomonen liegt auf Guadalcanal, ist aber eine Enklave der Bewohner von Malaita. "In February 1999, a list of demands by the "bone fide and Indigenous People of Guadalcanal" was submitted to the Guadalcanal provincial government, which included a demand for rent for Honiara to be paid to traditional landowners, plus restrictions on citizens from other provinces owning land." Schon vor drei Jahren gabe es einen Putsch der MEF.

Harold Keke ist der Warlord der Insel Guadalcanal: "In September, seven leading former MEF commanders wrote to the Prime Minister threatening not to cooperate in peace efforts unless police took action against Guadalcanal rebels such as Harold Keke." Amnesty International hat einen ausführlichen Artikel über die Situation publiziert. "In October commanders of the disbanded paramilitary group the Malaita Eagle Force (MEF) confirmed reports that Prime Minister Allan Kemakeza had advised them not to give up their guns as required under a UN-supported disarmament project. Armed violence temporarily escalated between and within rival ethnic groups, against a background of government corruption and payments of so-called "compensation" for alleged property destruction during the civil war between 1998 and 2000. Gunmen repeatedly raided government offices demanding money. The payments contrasted with the government's failure to pay outstanding debts and salaries for basic public services."

Fazit: Australien und Neuseeland haben zugunsten der korrupten herrschenden Klasse der Salomonen interveniert. Die UN versuchte vor einigen Jahren vergeblich, nach dem Bürgerkrieg die Warlords zu entwaffnen. Die Regierung hat den Söldnern offenbar Gelder übergeben, während die öffentlichen Schulden nicht beglichen und die Löhne nicht gezahlt wurden. Einige Warlords arbeiten, wie in diesem Beruf üblich, mittlerweile auf eigene Rechnung: "...police in Honiara and Auki began to take action against gunmen including police constables who misused their authority. In September, about 150 police recaptured a Malaitan ferry seized by gunmen led by former MEF commander Jimmy "Rasta", but arrested only three guards. "

Man darf gespannt sein, wie die Interventionsarmee die Salomonen "befrieden" werden. Top - die Wette gilt: Sie werden es nicht schaffen. Und da die Inselchen frühere deutsche "Schutzgebiete" waren, werden sie bestimmt irgendwann Peter Struck ansprechen, falls der dann noch Verteidigungsminister ist, um die Bundeswehr anzufordern.

Fotos der Invasion, The Age, Melbourne
Das Foto auf der Startseite burks.de zeigt(e) Harold Keke.


25.07.2003
© BurkS

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