BERLIN FÜR ICKE Vier Würste für ein HallelujaVon Burkhard Schröder
Da habe ich mir vor fast zweieinhalb Jahren etwas Schönes eingebrockt. Am ersten März 2003 beschloss ich, täglich zu bloggen. Damals gab es den Medienhype zum Thema noch nicht. Und jetzt muss ich regelmäßig etwas schreiben, weil die wohlwollenden Stammleserinnen und geneigten Stammleser das so erwarten. Wenn nicht, zappen sie weg. Und das wollen wir natürlich nicht.
Zu den Ereignissen des Tages: Heute bin ich rund 50 Kilometer mit dem Fahrrad gefahren; auf dem Rückweg um Mitternacht zudem von einem kräftigen Platzregen überrascht worden (ich hatte aber Allwetterkleidung dabei). Kreuzberg - Falkensee und zurück. Genauer: zum Falkenhagener See in den Garten von guten Freunden, allesamt Journalisten.
Mit dem Auto ist man übrigens nicht viel schneller, man braucht nur eine gute Stunde mit einem schnellen Rad.
Man kann das impressionistisch beschreiben - oder war es expressionistisch? Das mit den Farbtupfern, aber eben aus Sprache. Yorckbrücken. Brüllender Verkehr, Ohren zu und durch. Carlos Santana im Player auf 110 Phon. Bülowstraße: Eine hübsche Frau im roten Kleid radelt vorneweg. Erst kurz bewundern, dann mit Schwung überholen. Beinahe-Crash mit den zahlosen Verkehrsschildern an der Urania. Am Wittenbergplatz abbiegen, wg. Sperrung der Tauentzien wg. Straßenfest. Scharfe Rechtskurve, mit Karacho zwischen den Fußgängern hindurch. Am Zoo verteilt jemand Flugblätter. "Gott ja, Kirche nein." Selig sind die geistig Armen. Und dass diese nicht alle nach Berlin kommen. Sollen sie doch - und alle anderen Verehrer höherer Wesen - in Köln bleiben.
Ernst-Reuter-Platz, unter Insidern "das Knie" genannt. Spandauer Damm. Wieso muss es jetzt anfangen zu regnen? Einfach drunter herfahren. Anstieg zur Brücke über die Stadtautobahn. Mit Schmackes die ewig lange Gerade nach Spandau, lang, länger und immer länger. Und noch länger. Volles Tempo: Wenn das Radl erst in Schwung ist, radelt es ganz schön schnell. Ich bin faul und fahre immer im 21. Gang (oder ist das der erste Gang?). Mit Ausnahmen: Rechts herum zur Brücke an der Strelower Straße in die Altstadt (Foto 2. Reihe Mitte). Mit einem Affenzahn durch die Fußgängerzone. Macht Spaß. Tod den Fußgängern und den Renntieren!
Klicken Sie auf ein Bild, um die Fotostrecke zu starten (15 Bilder). (In Originalgröße nur für registrierte Nutzer des Forums. Username und Passwort finden Sie - wie gewohnt - hier.) Nur der Radfahrer kann sich Volksbelustigungen nähern ohne Risiko, sofort zu verblöden. Was es alles gibt! Da schunkelt eine Gruppe ältlicher Frauen und Männer auf einer Bühne herum, umringt von Spandauern Rentnern, und singt etwas in im Schrummtata-Stil. In Südamerika, geschweige denn in Afrika könnten die Leute noch so häßlich sein (was bei Latino-Frauen ohnehin nur selten vorkommt): Die Musik versöhnte einen mit dem gut Gemeinten. Aber nicht in Deutschland. Das musikalische Grauen. Nichts wie weg.
Falkenseer Platz und -damm. Am Kiesteich. Gleich muss die Stadtrandstraße kommen. Ortsschild Berlin: Hier sieht es aus wie in einem Kaff in Niedersachsen. Von Großstadt keine Spur. Ein Pfad ins Grüne, wo die Mauer war. Sandboden. Dann rechts ab, noch drei Kilometer durch die Wälder und die Auen. Dann endlich das Haus im Grünen.
Was machen JournalistInnen, wenn sie echte Thüringer Würste grillen? Sie erzählen sich Anekdoten, insbesondere über Kollegen und Recherchesub- und -objekte, trinken Alkoholika und lachen sich halb tot dabei. So war es, zumal wir fünf zusammen über 100 Jahre im Geschäft sind. Und dabei wollen wir es bewenden lassen und nicht weiter ins Detail gehen. Ich habe schon genug Feinde. Und außerdem ist heute Sonntag. Und der soll friedlich sein. ------------------------------------------------------------------------------------ BURKS ONLINE 21.08.2005 Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des BurksVEB.
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