HAUSMITTEILUNG Kohl und PinkelVon Burkhard Schröder Heute - eigentlich gestern - blogge ich über zwei Dinge: Fahrradfahren in der Nacht und Kohl und Pinkel. Letzteres gehört zur deutschen Leitkultur und ist das "Nationalessen" der Bremer und Bremerinnen.
Aber beginnen wir ausnahmsweise mit dem Anfang. Vor Weihnachten, was ein Fest der Verehrer höherer Wesen in der christlichen Version ist, häufen sich die Einladungen guter Freunde zu ebeno gutem Essen. Gestern fuhr ich daher frohen Mutes mit dem Fahrrad nach Kleinmachnow südlich von Berlin. Bei Frappr ist kein Detail zu erkennen, und als Linuxer kann ich Google Earth nicht nutzen. Dafür kann man natürlich aus Spaß auf der Website der Gemeinde versuchen, das Javascript-Popup auszutricksen und den direkten Link zum Stadtplan herauszufinden. Kleinmachnow ist von den Wessis feindlich übernommen worden, und die Ost-Aboriginals bilden eine Minderheit. Ein alter Freund, den ich schon seit 1973 kenne, wohne dort mit Frau und Kindern in einer netten Villa.
Der Routenplaner, den der gewiefte Großstädter natürlich zu Rate zieht, verriet mir die Fahrtzeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln: rund 50 Minuten. Mit meinem Rennrad brauche ich nicht viel länger, außerdem bleibt man bei ausreichender körperlicher Bewegung schlank und rank und attraktiv bei den Damen. Dumm ist nur, wenn es dörflich wird - so etws ab Zehlendorf - und Schnee auf den Radwegen liegt - und man selbst ohne Schutzblech fährt. Dann wirbelt die Nässe hoch und benetzt den Körperteil, der auf dem Sattel ruht, was nicht erquicklich ist.
Zum Dinner: "Brauner Kohl mit Pinkel" bilden das eigentliche Nationalgericht der Bremer. Der grüne Kohl, der durch Frosteinwirkung seinen wahren Geschmack erhält, wechselt beim Kochen die Farbe und wird braun. Der früher auch verwendete wohlschmeckende blaue Kohl wird kaum noch angebaut. Zum Braunkohl wird die Pinkelwurst gereicht, die aus Nierenfett, Zwiebeln, Hafergrütze, Speckstückchen, Pfeffer, Salz und Nelken besteht und in eine Haut gefüllt wird, die vom Mastdarm des Rindes, dem sog. Pinkeldarm, stammt; Kasseler sowie gestreifter Speck gehören zu den weiteren Beilagen." Dazu trinkt man Bier und guten Schnaps. Die Fotos gibt's bei Flickr, aber nur für friends and familiy.
Was noch, damit das Blog zu einem guten Ende kommt? Gegen Mitternacht habe ich mich, mit Leckereien der festen und flüssigen Art gut abgefüllt, wieder mit dem Radl auf den Weg gemacht. Irgendwann fiel auch noch die Beleuchtung aus. Aber das war mir dann ziemlich kohl und pinkel bzw. wurscht.
Fotos: S-Bahn Zehlendorf, Fußgängertunnel (oben), Kohl und Pinkel, Unter den Eichen by night (unten) | |