ULTRARECHTER PRÄSIDENT DES IRAN Die spinnen, die Perser?Von Burkhard SchröderTeheran ist die Hauptstadt Persiens, deren Bürgermeister Mahmud Ahmadinedschad ist jetzt zum Präsidenten des Iran gewählt worden. Er gilt als Vertreter der kleinen Leute und als ultrakonservativ. Warum wählen die so jemanden?
Spiegel online schreibt vermutlich ganz richtig: " In den Wochen vor der Wahl hatten die USA die Abstimmung mehrmals als undemokratisch gegeißelt und damit viele Wähler wohl erst an die Urne getrieben. Die hohe Wahlbeteiligung und die Transparenz habe laut Ahmadinedschad die USA "zutiefst gedemütigt", ergänzte das geistliche Oberhaupt Irans, Ayatollah Ali Chamenei. Dieser hatte Ahmadinedschad versteckt selber und offen durch seine Imame im ganzen Land unterstützt und gilt weiter als der mächtige Mann in Iran."
Dem stern zufolge hat der Präsident mit dem Namen, den man schlecht merken kann, dem Volk Reichtum versprochen. "Demokratie" à la USA bedeutet auch: Bomben auf das Nachbarland Irak, also den schon in den siebziger Jahren so benannten US-Imperialismus. Die Armen und "die Tiefgläubigen", schreibt die Tagesschau, hätten Ahmadinedschad gewählt. Bei uns ist es anders: die Tiefgläubigen tun sich mit den Reichen zusammen, damit zusammenwächst, was zusammengehört. Planet Persia hat interessante Zitate des neuen Machthabers parat - damit wäre er hierzulande mindestens Linksextremist: "Ich werde den Mafias der Macht und den Gruppen, die unser Öl im Griff haben, die Hände abschneiden. Das Volk muss seinen Anteil am Ölgeld im täglichen Leben sehen."
Dagegen kann man schlecht etwas vorbringen, wenn man kein Rechter ist. Kein Wunder, dass der tiefgläubige Präsident der USA jetzt rot sieht: man kann eine Art persischen Chavez erwarten, nur eben in religiösem Gewande. Natürlich wird sich von den vollmundigen Versprechungen keine erfüllen. Das kennt man von Politikern, die den kleinen Leuten das Blaue vom Himmel herunterlügen. Aber der Ausgang der Wahl, falls man den Urnengang überhaupt so bezeichnen will, beweist, dass die Aussagen der westlichen Experten über die Stimmung der Iraner eher Kaffeesatzleserei waren als ernst zu nehmende Analysen.
Die Rheinpfalz hatte den neuen Präsidenten noch als "Außenseiterkandidaten" tituliert. Die persische Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi hat die Wahl boykottiert, weil "ein nicht gewähltes religiöses Gremium, der Wächterrat, den meisten Kandidaten schon vor dem ersten Wahlgang die Kandidatur verbot", aber der Sieg des Ultrakonservativen werde nicht alles automatisch zum Schlechteren wenden.
Man müsste Leute wie den CDU-Hinterbänkler Ruprecht Polenz jetzt wieder fragen, ob er den Iranern immer noch die Welt erklären will. Der Iran-Report erwähnt beiläufig die guten Handelsbeziehungen Persiens zur Volksrepublik China. Im Sinne der Ökologie kann man übrigens den Wahlsieg nur begrüßen: Die WamS weiß schon, dass der Benzinpreis so hoch wie nie ist.
Übrigens, Schorsch Dabbelju, wie wäre es mit ein paar Bömbchen auf den Iran, wo wir doch ohnehin dabei sind, überall die "Demokratie" einzuführen? Und wenn das geschähe, würde der Noch-Bundeskanzler Schröder laut erklären, dass deutsche Soldaten auch in Persien nicht einmarschieren würden. Das brächte ihm bestimmt ein Prozent mehr.
By the wayI, geschätzte Leserin und verehrter Leser, das hier ist bekanntlich ein Blog - ich kann daher jede Menge wirres Zeug schreiben, ohne einen roten Faden, den man in normalen Zeitungsartikel oft findet. Ich arbeite immer noch Windows-frei, und vermutlich bleibt das auch so. Ach ja, nur weil die deutschen Medien keine Links setzen, hier die offizielle Nachrichtenagentur IRNA. Nur falls sich jemand iinformieren will.
By the wayII: du meine Güte, versehentlich RTL2 eingeschaltet, aber ohne Ton, weil ich ja vor dem Rechner sitze. Was zeigen die nur für einen Schwachsinn? Haus der Verdammnis - soll ich mich vor den zahllosen wandelnden Leichen etwas fürchten? Guter Maskenbildner, aber warum müssen Tote immer so langsam gehen wie ein katholischer Pfaffe bei der Messe?
Jetzt muss das Publikum nur noch raten: Zeigt das Bild oben ausländische Fremdarbeiter (hallo, Oskar!) im Iran nach der Verstaatlichung der Ölindustrie? Zeigt das Bild unten den neuen iranischen Präsidenten beim Studium der Ölverträge mit dem Ausland? Aber warum hat er nur einen Hammer in der Hand? ------------------------------------------------------------------------------------BURKS ONLINE 25.06.2005 Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des BurksVEB.
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